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Karlsruhe: 300 Jahre Theatergeschichte in Karlsruhe: Die bewegte Geschichte des Hoftheaters, die den Begriff der "Feuerwehr" geprägt hat

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300 Jahre Theatergeschichte in Karlsruhe: Die bewegte Geschichte des Hoftheaters, die den Begriff der "Feuerwehr" geprägt hat

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    Hoftheater, Schloss, Stadtgartensee und Festhallen-Innenansicht
    Hoftheater, Schloss, Stadtgartensee und Festhallen-Innenansicht Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 062 10b von 1899

    Die Anfänge des Hoftheaters liegen im Jahr 1719. Damals wurde es im Ostflügel des Karlsruher Schlosses gegründet, mit dem Komponist Johann Philipp Käfer als erstem Hofkapellmeister in der Residenz. 1782 finden die Opern- und Theateraufführungen dann im "Comoedienhaus" am Linkenheimer Tor statt. Der Umzug wurde nötig, da der Theatersaal wegen Umbaus geschlossen wurde. Doch Opern und Konzerte mit bekannten Komponisten und Musikern werden auch dort regelmäßig aufgeführt.

    Nachdem 1806 Baden zum Großherzogtum wird, errichtet Friedrich Weinbrenner 1810 das neue Theater neben dem Schloss, auf dessen Stelle heute das Bundesverfassungsgericht steht. Das Haus wurde am 9. November 1810 mit der Oper "Achilles" eröffnet. Dann passiert am 28. Februar 1847 das Unvorstellbare - kurz vor Spielbeginn des Bühnenstücks "Der artesische Brunnen" fängt die Wandverkleidung beim Anzünden einer Gaslampe Feuer.

    Blick in den Zuschauerraum bei Ausbruch des Brandes, Lithographie von H. Straub,
    Blick in den Zuschauerraum bei Ausbruch des Brandes, Lithographie von H. Straub, Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIVa 600

    Feuer zerstört das Theater

    Den Besuchern in der obersten Galerie steht nur ein Notausgang zur Verfügung. Die Flucht wurde zudem erschwert, da die Gasversorgung im Gebäude abgestellt wurde. Dadurch lag das gesamte Theater im Dunkeln. Die Karlsruher Löschkräfte sind überfordert. Sie bekommen Unterstützung aus Durlach - das neugebildete Pompierkorps, das "mit einer Feuerlöschmaschine von Metz (Carl Metz) in Heidelberg, die kräftigste Hilfe leistete". Die Truppe ist hervorragend organisiert und militärisch diszipliniert - dank ihr wird die Orangerie gerettet.

    Ansicht des Theaters nach dem Brand, Lithographie von H. Straub
    Ansicht des Theaters nach dem Brand, Lithographie von H. Straub Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIVa 602

    "Das großherzogliche Hoftheater ist in diesem Augenblick nur noch ein Aschehaufen, über den sich rauchende Trümmer und ausgebranntes Mauerwerk erheben; ein schauerlicher Anblick!", schreibt die Karlsruher Zeitung vom 1. März 1847. Von allen Seiten eilte Hilfe herbei, aber an eine Rettung des Theaters war von vornherein nicht mehr zu denken, berichtet die Zeitung weiter.

    Viele Menschen lassen ihr Leben im Feuer

    Eine Rauchwolke zieht über die Häuser der Stephanienstraße und der Akademiestraße hinweg, mit "zahllosen sprühenden Funken, einem wahren Feuerregen gleich, die ringsum Angst und Schrecken verbreiteten". Manche "suchten einen Ausgang durch die Fenster, noch andere konnte sich nimmer retten. Wir sahen einen jungen Mann, der im Fenster hängen blieb und verbrannte; andere wurden verletzt und ins Spital gebracht", schreibt die Zeitung weiter. Insgesamt starben 64 Menschen im Feuer, etwa 200 wurden verletzt.

    Denkmal für die Opfer des Theaterbrands auf dem alten Friedhof in Karlsruhe.
    Denkmal für die Opfer des Theaterbrands auf dem alten Friedhof in Karlsruhe. Foto: Katherine Quinlan-Flatter

    Der Brand führt dazu, dass die Freiwillige Feuerwehr in Karlsruhe gegründet wird. Am 19. November 1847 verwendet die Karlsruher Zeitung auch erstmals den Begriff "Feuerwehr" - vorher spricht man vom "Löschkorps" oder "Pompierkorps": "Heute Nachmittag legte die Mannschaft der neugebildeten hiesigen Feuerwehr eine Probe ihrer Tüchtigkeit ab", so die Karlsruher Zeitung im 19. Jahrhundert über die neu gegründete Feuerwehr. In einer Übung klettern die Wehrmänner die vier Stockwerke der Infanteriekaserne mit Hilfe von kleinen tragbaren Eisenleitern hoch und richten Spritzenschläuche auf die Schornsteine.

    Sechs Jahre später feiert neues Hoftheater seine Eröffnung

    Der Großherzogliche Baudirektor Heinrich Hübsch erbaut 1853 das neue Hoftheater. Zusammen mit Hofkapellmeister Joseph Strauss begründet Eduard Devrient, der 1869 zum Generalintendanten berufen wurde, mit den Erstaufführungen von Richard Wagners "Lohengrin", "Tannhäuser" und "Der Fliegende Holländer" eine Karlsruher "Wagner-Tradition".

    Eduard Devrient 1801-1877, Generaldirektor des Hoftheaters von 1852-1870
    Eduard Devrient 1801-1877, Generaldirektor des Hoftheaters von 1852-1870 Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III Plan- und Bildersammlung – Personen 0245

    Über die nächsten Jahrzehnte hinweg werden Opern und Konzerte unter der Leitung von bekannten Komponisten und Hofkapellmeistern im Theater aufgeführt. Gleich 1853 gibt es ein großes Musikfest geführt von Franz Liszt. 1865 spielt Johannes Brahms Klavier in einem Konzert und 1906 dirigiert Richard Strauss ein Festkonzert mit Werken von Beethoven und Wagner, aber auch seine eigene Dichtung "Don Juan". Ab 1864 ist Hermann Levi Hofkapellmeister.

    Starkes Interesse der Karlsruher am Theater

    Die Karlsruher haben eine sehr enge Verbindung zu ihrem Theater. "Im Karlsruher Publikum ist das Interesse für das Theater ein entschiedenen starkes", heißt in dem Buch "Das Karlsruher Hoftheater" von Wilhelm Harder, das 1889 erschienen ist. "Der Karlsruher schätzt sein Theater und seine Schauspieler hoch".

    Fritz Rémond, Mitglied des Hoftheaters Karlsruhe 1902-1906, Drei Kniestücke des Fritz Rémond, u.a. als Siegfried und als Lohengrin
    Fritz Rémond, Mitglied des Hoftheaters Karlsruhe 1902-1906, Drei Kniestücke des Fritz Rémond, u.a. als Siegfried und als Lohengrin Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 456 23

    In vielen Städten zu dieser Zeit gibt es starke gesellschaftliche Trennungen zwischen Schauspielern und den oberen Kreisen, doch "in Karlsruhe trennt keine Schranke den Bühnenkünstler von den ersten Gesellschaftskreisen; verdiente Mitglieder der Hofbühne sind gerne gesehene Gäste der vornehmsten Salons, wie es in anderen Städten durchaus nicht überall der Fall ist".

    Auch der gute Ruf der Hoftheaterbühne ist weit verbreitet: "Gerade der Name der Karlsruher Bühne hat sich in ganz Deutschland einen so guten Klang bewährt, dass man auch auswärts nicht ungern etwas Näheres über unser Theater lesen wird", schreibt Harder weiter.

    Nach Bürgertheater kommt Landes- und dann Staatstheater

    Nach der Abdankung vom Großherzog Friedrich II im November 1918 wird das Theater "bürgerlich" und wird in Badisches Landestheater umbenannt. Am 1. April 1930 erfolgte eine weitere Umbenennung in Badisches Staatstheater. Bei einem Bombenangriff am 27. September 1944 wird das Theater schwer beschädigt und 1963 abgerissen. Der Neubau wird 1975 am Ettlinger-Tor-Platz eröffnet.

    Blick auf das Badische Staatstheater.
    Blick auf das Badische Staatstheater. Foto: Corina Bohner

    Dort steht das Theater bis heute - auch wenn der Platz vor dem Haus mittlerweile in Hermann-Levi-Platz umbenannt wurde, in Gedenken an den Dirigenten.

    Bald steht dem Badischen Staatstheater der nächste große Wandel bevor: In diesem Jahr starten die Vorabmaßnahmen für den großen Umbau des Theaters. Insgesamt sollen die Arbeiten über 10 Jahre dauern und rund 325 Millionen Euro kosten. So soll es für die nächsten Jahrzehnte Theatergeschichte in Karlsruhe gerüstet werden.

    Der Artikel wurde nachträglich bearbeitet.

    Das alte und das neue Staatstheater. (Archivbild)
    Das alte und das neue Staatstheater. (Archivbild) Foto: Archiv: Needham/Delugan Meissl Associated Architects, Wien, mit Wenzel + Wenzel Architekten, Karlsruhe
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