In dieser Situation dürfte jeder Fußgänger in einer Großstadt schon einmal gewesen sein: Kaum hat man einen Fuß auf den Überweg gesetzt - "Zack" schon springt die Ampel auf Rot! Und nun? Vor oder zurück? Viele entscheiden sich für die "Flucht nach vorne" - denn angetrieben vom nervösen Blick der wartenden Autofahrer und von der Ungewissheit der verbleibenden Zeit, wird die Gangart flotter. Wer nicht flotter gehen kann, bleibt sprichwörtlich auf der Strecke und muss die nächste Grünphase abwarten.
"Rotlaufende Fußgänger sind nicht das Problem"
Eine sekundengenaue Anzeige der verbleibenden Zeit könnte den Fußgängern diesen Stress nehmen. Und sie hätte noch einen weiteren positiven Effekt: "Wo längere Wartezeiten nicht zu vermeiden sind, kann die Anzeige der restlichen Rotzeit dazu beitragen, dass möglichst wenige Fußgänger bei Rot gehen", ist Stadrat Johannes Honné überzeugt. Zusammen mit seiner Kollegin Bettina Lisbach setzt er sich in einer Anfrage an den Gemeinderat für die Einrichtung von Countdown-Ampeln in Karlsruhe ein.
Mehr Sicherheit für Fußgänger durch einen Countdown an der Ampel? Bei der Polizei wird das bezweifelt: Nur fünf von 82 Verkehrsunfällen sind in diesem Jahr auf Rotgänger zurückzuführen. "Das sind gerade mal rund acht Prozent", so Joachim Zwirner. Er leitet das Referat Verkehr am Polizeipräsidium Karlsruhe, "aus Sicht der Statistik ist der rotlaufende Fußgänger nicht das Problem. " Verkehrssicherheit ist für die Polizei gleichbedeutend mit Unfallgefahr und tatsächlich passierten Unfällen. Aus dieser Sicht muss an anderer Stelle angesetzt werden, um die Sicherheit für Fußgänger zu erhöhen.
Straßenbahn hat Vorrang
Viele Unfälle im Stadtgebiet passierten laut Polizei an Bahngleisen. "Diese Unfälle wären durch Countdown-Ampeln nicht zu verhindern gewesen", so Zwirner im Gespräch im ka-news. "Die Fußgänger waren in diesen Fällen sehr in Eile. Dann nützt auch eine Anzeige der noch verbleibenden Wartezeit nichts." Für die Akzeptanz der Wartezeit mögen Countdown-Ampeln gut sein, positive Auswirkungen auf das Unfallgeschehen verspricht sich der Referatsleiter jedoch nicht.
Vielmehr sollte die Signalschaltung in den Mittelpunkt der Planung geraten: "Sie sollten so sein, dass unnötige Wartezeiten vermieden werden." Ein Ort mit Handlungsbedarf ist aus Sicht des Verkehrsexperten die Kreuzung Yorckstraße/Kaiserallee. Hier gebe es wiederkehrende Beschwerden über die Ampelschaltung von Anwohnern und Fußgängern. Die Akzeptanz für das Rotlicht ist gering: Denn obwohl keine Autos kommen - da sie ebenfalls Rot haben - müssen die Fußgänger warten. Der Grund dafür liegt im gut ausgebauten Netz des öffentlichen Nahverkehrs: An vielen Kreuzungen in Karlsruhe hat die Bahn eine Vorrangschaltung.
Unnötige Wartezeiten vermeiden
Weitere Faktoren können die Rotphase zusätzlich verlängern: Im Boden eingelassene Schleifen, beeinflussen ebenfalls die Ampelschaltung. Gibt es einen großen Auto-Rückstau, werden andere Ampelphasen verkürzt. "Überhört" werden Fußgänger an Ampeln jedoch nicht: Durch das Drücken des Signalgebers melden sie ihren Wunsch im Ampel-Umlauf an.
Dieser Aspekt ist auch den Grünen bekannt: "In Karlsruhe ist die Anzeige nicht einfach, weil viele Ampeln variable Rot- oder Grünzeiten haben. Da muss man überlegen, was sinnvoll ist", so Honné. Wichtiger als das Anzeigen der verbleibenden Zeit ist Augen von Zwirner das Signal an den Fußgänger, dass er "gehört" wurde. Dazu reicht beispielsweise das Aufleuchten des "Signal kommt"-Knopfes am Fußgängerdrücker.
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