Seit 2006 wird dem bis zu fünf Zentimeter großen Käfer ein Schutzgebiet am Untergrombacher Baggersee geschaffen: Die Stadt Bruchsal lässt alte Eichen am See als Lebensräume für den schwarzen Käfer mit den langen Fühlern stehen. Da die Bäume morsch und umsturzgefährdet sind, mussten sie entsprechend abgegrenzt und gesichert werden. Für die See-Besucher bedeutete dies eine schrittweise Verkleinerung der Liegewiese.
Bedrohter Käfer liebt morsche Bäume
Die Bäume dürfen weder gefällt noch geschnitten werden: Der Eichenheldbock-Käfer ist vom Aussterben bedroht und europaweit geschützt. Er lebt im Holz von alten, vorwiegend kränkelnden und sonnenexponierten Bäumen. Die Larven verbringen drei bis fünf Jahre in den Bäumen bevor sie sich verpuppen und schlüpfen.
Die älteren Käfer nutzen die von den Larven durch das Holz gefressenen Gänge als Rückzugsort am Tag. Die Insekten sind dämmerungs- und nachtaktiv und hauptsächlich in den Monaten Mai und Juni in der Luft und am Boden unterwegs. Er wird bis zu 55 Millimeter groß - seine knorkigen Fühler können schon mal doppelt so lang werden.

Der Käfer mit den langen Fühlern hat in den Eichen am Untergrombacher Baggersee eines seiner größten Vorkommen Baden-Württembergs. Um die Badegäste vor den alten Eichen zu schützen und den Käfern einen Rückzugsort zu ermöglichen, wurden in den vergangenen Jahren große Flächen am Baggersee Untergrombach kurzerhand mit Zäunen abgesperrt. "Ein Spannungsfeld zwischen Naturschutz und dem Schutz der Badegäste", analysiert Gerhard Hoffmann von der Abteilung Tiefbau, Grün, Landschaftspflege im Bruchsaler Rathaus die Situation.
Interessen von Naturschutz und Badegästen vereint
Nun hat man Ersatz für die geschrumpfte Liegewiese geschaffen: eine Fläche gerodet, einige Schattenbäume stehen gelassen und Rasen eingesät. Pünktlich zur Badesaison ist die Anlage fertig - die Liegewiese laut der Stadt Bruchsal wieder vergrößert. "Damit wurde dem Artenschutz und den Interessen der Baggerseebesucher Rechnung getragen", äußert sich Renate Korin von der Umweltstelle der Stadt Bruchsal in einer Pressemeldung.
Zusammen mit der Liegewiese wurde ebenfalls der Parkplatz am See ausgebessert: Tiefe ausgefahrene Kuhlen, in denen sich Regenwasser sammelte, hatten ihm schwer zugesetzt. Ein Teil der Fläche hat die Stadt Bruchsal mit Schotter auffüllen lassen. Zusätzlich wurde Rasen ausgesät, damit das Regenwasser wieder im Boden versickern kann.
Karlsruhe ist "Heldbockhauptstadt"
Doch nicht nur bei Bruchsal ist der Käfer zu Hause: Der Heldbock bevorzugt alte Eichen in Parks, Alleen, Wäldern und der offenen Landschaft. Seinen Verbreitungsschwerpunkt hat er in der eichenreichen Stadt Karlsruhe sowie in dem Hardtwald nördlich Karlsruhe.
Die Wärme des Rheingrabens und die große Zahl von alten Eichen in der Stadt und den umliegenden Wäldern machte die Region Karlsruhe in den vergangenen Jahren zu einem der größten Verbreitungsgebiete des Käfers in ganz Deutschland. Laut der Stadt Karlsruhe wird die Fächerstadt in Fachkreisen schon als "Heldbockhauptstadt" bezeichnet.
Der Eichenheldbock in Karlsruhe und Region
Der Heldbock ist nach der Flora-Fauna-Habitat (FFH) geschützt und Teil des Artenschutzprogramm Baden-Württemberg (ASP). Seit 2006 wird dem Schutz des Käfers auch in Karlsruhe verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet. Zur langfristigen Sicherung der einzelnen Bäume ist ein gezielter, manchmal aufwendiger Rückschnitt erforderlich. In einigen ausgewählten Fällen sichern Stahlstützen die alten Bäume. Für die Sicherung der alten Eichen gibt es einen hohen finanziellen Zuschuss vom Land. Auch Privatpersonen können bei der Sicherung von Eichen finanzielle Unterstützung beantragen: Auskünfte erteilt der Umwelt- und Arbeitschutz der Stadt Karlsruhe unter Telefon 0721/133 3122. Mehr Infos zum Heldbock gibt es in der Info-Broschüre des LUBW Baden Württembergs