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Karlsruhe: Wohnpsychologie: Repräsentiert der Wohnraum den Charakter?

Karlsruhe

Wohnpsychologie: Repräsentiert der Wohnraum den Charakter?

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    Inventar: Was sagen Einrichtungsgegenstände aus?

    Mit welchem Einrichtungsstil man sich am wohlsten fühlt, sagt genauso viel über die Persönlichkeit aus wie in der Wohnung angesammelte Gegenstände. US-Psychologe Gosling erforscht seit Jahrzehnten die Zusammenhänge zwischen Charaktermerkmalen und der Einrichtungsweise und hat Zusammenhänge zwischen persönlichen Eigenschaften und Einrichtungsstilen in Studien belegt. Die im Laufe des Lebens angesammelten Dinge beispielsweise zeichnen ein relativ genaues Bild, denn sie sind frei gewählt. Die bewusste Entscheidung für bestimmte Einrichtungsgegenstände steht repräsentativ für das Leben des Einzelnen. Was Menschen bewegt, wird dadurch nach außen vermittelt. Laut Philosoph William James ist der Mensch die Summe dessen, was er sein Eigen nennt. Persönliches Eigentum wiederum wird nirgends so offensichtlich zur Schau gestellt wie im eigenen Wohnraum. Beispielsweise erkennt man

    • Schutzbedürftigkeit an aufgetürmten Büchern und Zeitschriften, die einen Schutzwall bilden und stille Atmosphäre schaffen.
    • Geselligkeit an Sammlungen aus Gegenständen, die Verbindungen mit anderen Menschen schaffen.
    • Heimatverbundenheit an Kindheitsrelikten und herkunftsbezogenen Objekten mit Verbindung zum elterlichen Zuhause.
    • Nachdenklichkeit an Glücksbringern, Fotostapeln und Tagebüchern.
    • Überlegenheit an seltenen bis hin zu teuren Einrichtungsgegenständen und exklusiven Designer-Stücken.
    • Unzufriedenheit an Diplomen, Urkunden, zur Schau gestellten Pokalen oder anderen Accessoires, die Selbstzweifel des Bewohners kaschieren.

    Kann der Wohnraum im Hinblick auf die Persönlichkeit überhaupt lügen? Wohnpsychologen sind dieser Meinung. Wohnen ist laut ihren Ausführungen immer auch Imagepflege. Wie sich einzelne Personen einrichten, hängt davon ab, wie sie von anderen gesehen werden wollen. Welches Image man anderen gerne von sich vermittelt, muss wiederum nicht dem realen Charakter entsprechen. Wer zahlreiche Kunstwerke und Bücher ansammelt, will sich anderen beispielsweise als gebildeter Kulturliebhaber darstellen. Ob er das wirklich ist, bleibt unklar. Gezielte Imagepflege dieser Art kommt einer Inszenierung gleich und ist nicht unbedingt authentisch.

    Psychologie der Farbe

    Nicht nur angesammelte Einrichtungsgegenstände und gewählte Wohnstile einer Wohnung sagen etwas über die Persönlichkeit und Ziele der Bewohner aus. Einen noch wichtigeren Stellenwert haben Gestaltungselemente wie Farben. Jede Farbwahl hat laut Wohnpsychologen tiefere Bedeutung. Insbesondere konzentriert auftretende Farben und bewusst zusammengestellte Kombinationen zeichnen ein Bild der Persönlichkeit. Orange Einrichtungsgegenstände wie Sofas, Wohntextilien und Geschirr können beispielsweise für eine spaßliebende, lebensfrohe Persönlichkeit sprechen. Auch die Sehnsucht nach Kommunikation liegt in orangefarbenen Nuancen und anderen Zitrus-Tönen. Sind in Wohnungen dagegen vermehrt Grün- und Blautöne anzutreffen, so repräsentiert das ein gewisses Ruhebedürfnis. Braun und andere Holztöne repräsentieren dagegen die Sehnsucht nach Natürlichkeit und Sicherheit.

    Räume mit Bedeutung

    Jeder Wohnbereich hat laut Wohnpsychologie einen Bezug zu bestimmten Lebensbereichen seiner Bewohner. Demzufolge symbolisiert

    • der Eingangsbereich die Beziehung zu anderen Menschen.
    • das Wohnzimmer das Verständnis vom eigenen Inneren.
    • die Küche das Verhältnis zum eigenen Körper.
    • das Bad den Bezug zur Seele.
    • die Abstellkammer oder der Keller die Vergangenheit

    Eine leicht und weit zu öffnende Eingangstür steht demnach beispielsweise für Aufgeschlossenheit. Im Wohnbereich steckt das Selbstbild mit sämtlichen Lebenszielen. Chaos im Keller deutet auf unbewältigte Konflikte in der Vergangenheit hin.

    Steht Unordnung für psychische Konflikte?

    Wer mit sich im Reinen ist, hält auch die Wohnung sauber. So liest man in vielen Psychologie-Ratgebern. Ganz so einfach ist es nicht – trotzdem liegt ein Funken Wahrheit darin. Ob es in den eigenen vier Wänden ordentlich oder unordentlich ist, sagt etwas über die Fähigkeit zum Loslassen aus. Je besser man loslassen kann, desto leichter fällt einem meist auch das Leben. Extreme Unordnung deutet darauf hin, dass man sich mit Entscheidungen schwer tut und viel Unbewältigtes angestaut hat. Auch Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben kann sich in Form von Unordnung ausdrücken. Chaos symbolisiert oftmals Überforderung. Unfertiges deutet auf Aufgaben hin, die man im eigenen Leben bisher nicht zu Ende gebracht hat.

    Vorsicht vor vorschnellen Schlüssen

    ! Was bestimmte Eigenschaften des Wohnraums tatsächlich bedeuten, lässt sich nur schwer pauschalisieren. Nicht jede unaufgeräumte Wohnung gehört einem Menschen mit psychischen Problemen. Womit sich einzelne Personen am wohlsten fühlen, hängt nun einmal stark von der Persönlichkeit ab.

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