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Das hier geht ans Fundament: Aufstieg und Fall der Gruppe 'Sport'

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Das hier geht ans Fundament: Aufstieg und Fall der Gruppe 'Sport'

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    Und das neue Häuschen ist ein schickes geworden, steht fernab von sandigem Grund. Drum herum formiert sich über zehn Songs hinweg die vertraut abwechslungsreiche sanft-raue Sport-Sound-Landschaft Stück für Stück in neuem Glanz, und offenbahrt eine Gegend mit beträchtlichen Höhenunterschieden: Vorbei an wuchtigen Bergmassiven ("Newton", "Die Hände", "Der unsichtbare Dritte"), aber auch verhangenen Ebenen und nebligen Küsten ("Lass die Sirenen singen"). Darüber grollt ein Himmel ("Der Weg hinab"), an dessen Firmament einsame Satelliten ("Schönen Gruss") schweben und ganz unten lodert dezent "Meine Hölle", die mit Piano-Untermalung und Western-Riff nicht ausschließlich Schlechtes verheißt.

    Der CD-Tipp von Patrick Wurster

    So erzählen Sänger und Gitarrist Felix Müller, Christian Smukal (Bass) und Martin Boeters (Schlagzeug) vielfach von Grenzen und Zwängen des (Musiker-)Lebens, aber auch vom Entdecken der eigenen Möglichkeiten: Der Opener "Newton" ist ein wahres Brett an Rock mit geradezu umwerfender Hookline; in seiner Bedeutung durchaus vergleichbar mit Kantes "Die Summe der einzelnen Teile" (ka-news berichtete).

    Es ist schlichter Wahnsinn, welche Sound-Wand da (und nicht nur dort) einzig und allein mit Gitarre und Bass hochgezogen wird - und die ein Christian Smukal ganz alleine zu obenzuhalten hat, wenn Kollege Müller vorübergehend auf Solo-Pfaden wandelt. Man stelle sich vor, der Bass bekäme grundsätzliche Unterstützung von einem zweiten Sechssaiter... Gar nicht auszuhalten!

    Überwältigend bleibt's auch ohne: Das zu Anfang zart gezupfte "Der Weg hinab" endet im steinigen Bruchtal; "Morgen sind wir raus" atmet die etwas sanftere Euphorie einer gelungenen Flucht vor Konventionen und auch von Starruhm wie Siechtum im Musikbiz ist die Rede: So erfahren wir textlich und musikalisch grandios in "Ein Ende" was John, George, Ringo und Paul im Anschluss an die Karriere so getrieben haben; "Wie Ameisen" ist dagegen die noch nicht zu Ende erzählte Geschichte einer erfolglosen Vorband, die sich in die Rolle des gefeierten Hauptacts hineinträumt.

    Die der drei Sportler ist es nicht mehr. Berühmter sein müsste man dennoch und "Aufstieg und Fall" ist die Konsequenz; ein spielerischer Umgang mit der nicht ganz unbequemen Situation, ein Album aufgenommen zu haben, welches durchaus das Zeug zum großen Wurf hat, aber doch schon viel zu lange dabei zu sein, um den Blick für die Realität nicht zu verlieren und sich damit einhergehend die tröstende Selbstironie zu bewahren. Zumindest theoretisch hat man genug gewartet. Denn Sport versuchen sich erst gar nicht mehr am Umbau eines Genres. Das hier geht ans Fundament.

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