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Monsters Of Liedermaching: Nicht alle Neune, aber "6 Richtige" allemal

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Monsters Of Liedermaching: Nicht alle Neune, aber "6 Richtige" allemal

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    Und die weiß zumeist nicht, worauf sie sich da einlässt, wenn sie dem Liedermacher Gehör schenkt: Da singt er über sich - und zwar fast ausschließlich über sich - über seine große Liebe, seine unerfüllte Liebe, seine erfüllte Liebe, die Liebe seiner Mutter, seine Liebe zu seiner Mutter, seinen Hass auf den Vater, seinen Hass auf das System, seine Liebe zur Natur, die von der Gesellschaft aber nicht verstanden wird, weshalb er nun auch gleich ein Lied über seinen Hass auf die Ignoranz der Gesellschaft folgen lässt. Irgendwann flieht dann die werte Zuhörerschaft - was den Liedermacher aber gar nicht weiter stört. Er packt seine Gitarre und sucht sich kurzerhand neue Opfer.

    Ohne sperrig-sozialkritische Jammerballaden...

    Hoppala... Da wollten es die Monsters Of Liedermaching der schreibenden Zunft doch mal ganz einfach machen. Denn mit den "Pressetexten zum klauen" haben die Herren Musiker neben dem allseits üblichen vorgefertigten "Wat-ham-wa-doch-für-ne-geile-Pladde-am-Start" -Hochgejubel auf den mehr oder minder neuen Rundling "6 Richtige" (Good Life Records/Pängg/Ahuga) dem "Mensch von den Medien" auch gleich einen saftigen Verriss beigelegt. Waschzettel mal anders, "wir ham das schon mal vorbereitet". Lustig, lustig, tralalalala... Aber wie schnell langt das gehetzte Medienmenschlein im Zeitalter des Cut-Copy-Paste daneben! Und dann ist ganz schnell Schluss. Mit Lustig.

    Aber bitteschön nicht bei den Monsters! Und der aufmerksame "Mensch von den Medien" bemerkt hoffentlich seinen fatalen Faux Pas. Denn diesem Live-Doppelalbum (unter anderem mit Aufnahmen aus dem Heidelberger Schwimmbad Musik Club) samt halbstündigem Tour-Video kann man sicherlich so manches nachsagen. Zum Beispiel die nicht ganz neue Erkenntnis, dass Liedermaching richtig rocken kann; der Refrain von Uriah Heeps Klassiker nun endlich seine einzig wahre Bestimmung gefunden hat; und dass erstere Erkenntnis bei weitem nicht allein am "Lady In Black"-Ableger "Marzipan" festzumachen ist. Am wunderbaren Lasterlied "4 Meter" vielleicht schon eher, ob man da nun dem Raucher als solchen, Alphaville oder den Goldenen Zitronen huldigt.

    ...dafür fein versetzt mit zotiger Stand-Up-Komik

    Den Monsters werden derlei Gedankenspiele einerlei sein. Die feiern sich samt Publikum munter durch jegliche Alltagsbanalität, und zwar fernab sperrig-sozialkritischer Jammerballaden, dafür fein versetzt mit viel zotiger Stand-Up-Komik. Der Nonsens ("Ich brauch ein Döner") muss dabei ebenso zum Zuge kommen wie bitter-komische Wahrheiten ("Pärchen"). Das Gros der Nummern pendelt irgendwo dazwischen ("Was mögen Frauen", "Ich trink dich schön", "Schlecht im Bett" oder die genialen Mitmachnummern "Tod in der Nordsee" und "Interesse ist gut") und wahrscheinlich liegt eben darin ihre große Anziehungskraft begründet. Bei 33 Tracks stört es denn auch nicht weiter, dass es am Ende doch nicht ganz alle Neune sind - aber "6 Richtige" allemal!

    Apropos sechs Richtige: Als da wären Burger (Frontmann der Schröders), Fred Timm (Ex-Norbert und die Feiglinge), Rüdiger Bierhorst, der Flotte Totte und das Duo Frische Mische mit Peer Jensen alias Pensen von Strom und Wasser. Denn gemeinsam sind sie stark. Und stärker. Liedermaching ist Einzelkämpferdasein; allenfalls noch an der Seite eines Kompagnons. Da schadet eine kleine Wandergitarren-Community nicht.

    Gelegenheit macht Künstler

    So war es nicht zuletzt ein gewisser Götz Widmann (ka-news berichtete), der sich längst vom Anhängsel "Ex-Joint Venture" los- und den Szenenamen schlechthin erschrammelt hat und damit Musikern wie Fred Timm, Heinz Ratz und Per Jensen aka Strom und Wasser oder auch "Ziehtochter" Janina (ka-news berichtete) Gelegenheiten verschaffte, indem er sie mit auf Tour nahm. Leid tun kann einem da nur noch der letzte gemeine Wald- und Wiesenliedermacher, wenn er fern der Öffentlichkeit in seinem stillen Kämmerlein verenden muss; bei Malventee, Hirsegebäck und einem finalen Akkord. In E-Moll. Amen.

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