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25 Jahre Gotec: Wie sich Karlsruhes ältester Techno-Club im Laufe der Zeit verändert hat

Karlsruhe

Karlsruhes ältester Techno-Club blickt zurück - "25 Jahre Achterbahnfahrt"

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    Gotec-Urgestein "Wolle" (rechts) im Gespräch mit ka-news.de-Kulturredakteur Toby Frei
    Gotec-Urgestein "Wolle" (rechts) im Gespräch mit ka-news.de-Kulturredakteur Toby Frei Foto: Thomas Riedel

    Auch der Schreiber dieser Zeilen war in den 2000ern (Stamm-)Gast im Karlsruher Gotec, auch und im Besonderen die After Hours der Einrichtung waren legendär, wunderbar entspannend. Hier hat man interessante Menschen getroffen, es  gab schönen und regen Austausch.

    Das Gotec war und ist also immer des nächtens Anlaufpunkt für Personen unterschiedlichster Couleur, hier ist wirklich jeder willkommen und darf sich entfalten. Grund genug, Gotec-Urgestein Wolfgang Rappold (liebevoll "Wolle" genannt) ein paar Fragen zu stellen:

    ka-news.de: Lieber Wolle, das Gotec hat ein Vierteljahrhundert "geschafft", wie sieht Deine Bilanz aus? Und wie siehst Du die Zukunft?

    "Wolle": 25 Jahre Club, das bedeutet, wir haben 25 Jahre Achterbahnfahrt hinter uns - wie man so schön sagt  "Achterbahn der Gefühle"! Wenn wir auf die letzten 25 Jahre zurückblicken, überwiegt die Freude über das, was wir hier geschaffen haben. Wir waren sicherlich nicht fehlerfrei, aber das ein oder andere Mal haben wir auch die richtigen Entscheidungen getroffen.

    Interieur Bar Gotec
    Interieur Bar Gotec Foto: Thomas Riedel

    Hier sind Freundschaften, wenn nicht sogar ein familiäres Miteinander entstanden. Dieser Club und dieser Ort haben mystische Kräfte - hier wurden unbeschreiblich schöne Nächte und Momente gefeiert, und die Musik von Künstlern aus der ganzen Welt hat sich eingebrannt. Mit jeder Nacht wurde diese spürbare Energie mehr. Wir sind sehr dankbar für alle Gäste, Künstler, ehemaligen und aktuellen Teammitglieder, die das alles möglich machen.

    Impression Gotec
    Impression Gotec Foto: Gotec

    Unsere Zukunft wird - wie die Vergangenheit - sehr nervenaufreibend, umkämpft und kräftezehrend sein. Doch wir sehen uns sehr gut aufgestellt für die kommenden Aufgaben und Projekte. Wir brodeln vor neuen Ideen, damit es auch unserer Kundschaft nicht langweilig wird.

    Ihr habt ja schon tolle Acts bei Euch im Gotec gehabt, was gäbe es noch für künstlerische Wünsche?

    Dieser Markt ist sehr schnelllebig geworden, und es gibt viele Top-Künstler, die wir für diese Stadt und diesen Club begeistern möchten. Unser größter künstlerischer Wunsch ist, dass unsere Eigengewächse ihren Träumen nachgehen können.

    Impression Gotec
    Impression Gotec Foto: Gotec

    Wir haben eine ausgezeichnete Talenteschmiede (Residents), viele von ihnen haben großes Potenzial, und einige von ihnen haben bereits den Schritt zum Vollzeitkünstler geschafft. Das macht uns als Club unheimlich stolz - hier Wegbereiter und Förderer zu sein.

    An welchen (kulturellen) Karlsruher Institutionen in der Fächerstadt hast Du Freude, gibt es Freundschaften/Kooperationen?

    Diese sind an einer Hand abzuzählen, wenn wir von unserer Region sprechen - überregional sieht dies schon anders aus. Wir würden uns hier mehr Kollegen wünschen, die kulturschaffend untereinander vernetzt sind.

    Impression Gotec
    Impression Gotec Foto: Gotec

    In unseren Augen ist das ein wunder Punkt, den du hier ansprichst. Leider hat Karlsruhe in den vergangenen Jahren der Kultur wenig bis keine Aufmerksamkeit geschenkt, weshalb wir unseres Erachtens viel zu wenig Kultur und dementsprechende kulturelle Beteiligung haben.

    Hier in dieser Stadt muss man sich als Kulturschaffender wie ein unerwünschter Außenseiter fühlen - zumindest wurde mir dieses Gefühl sehr oft vermittelt. Dementsprechend sind kulturschaffende Freundschaften/Institutionen in der Minderheit.

    Interieur Gotec
    Interieur Gotec Foto: Thomas Riedel

    Das macht mich traurig, da die Kultur und diese Stadt so viel mehr zu bieten hat und dieses Potenzial nicht ausgeschöpft wird. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte nicht alle Instanzen über einen Kamm scheren, aber wir müssen uns hier eingestehen, dass dieser Fächerstadt das kulturelle Herz fehlt.

    Das hört sich hart an, aber wir werden nicht aufgeben und auf ein Umdenken hoffen, werden wir bis zum letzten Tag nicht - wir haben uns dieser Lebensaufgabe verschrieben. Dennoch möchte ich die Chance nutzen und allen Unterstützern und Förderern meinen Dank aussprechen, die das Projekt Gotec in welcher Form auch immer möglich gemacht haben.

    Als Karlsruher Club hat man es ja nicht immer leicht - vielleicht final ein paar Worte dazu!

    Schon wie oben angeschnitten, sind die Regeln und Gesetze in Richtung Kultur knallhart und bestimmt nicht immer zeitgemäß oder praxisnah. Das macht diese ohnehin harte Branche natürlich zusätzlich schwer. Gerade was neue Ideen, Projekte oder Änderungen angeht, trifft man selten auf offene Arme - eher auf verschlossene Türen, an die man mit einem langen Atem klopfen muss, um Gehör zu finden.

    Interieur Gotec
    Interieur Gotec Foto: Thomas Riedel

    25 Jahre haben da einige Narben hinterlassen, doch Schwarzmalerei war noch nie unser Credo - für uns ist es wichtig, als Team, egal wie schwer es sein mag, diese Kämpfe gemeinsam für unsere Gäste zu bestreiten. Für uns in der G11 sind alle Sorgen, sobald die Musik angeht, erstmal vergessen - ein Kreislauf, der unserer Seele die nötige Auszeit beschert.

    Vielen Dank für das Gespräch!

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