Die Karlsruher Künstlerin Antje Bessau ist ein heller Stern am Karlsruher Kulturhimmel, und das bereits seit Jahrzehnten. Früher war sie mal in der Oststadt situiert, seit 2007 hat sie ihr Atelier für Bildhauerei und Restaurierung im Kreativpark Ost/Alter Schlachthof. Toll, denkt man, so eine sympathische Person, diese Antje Bessau, so wie sie einem gegenübersitzt: Charmant, offen- und warmherzig, auskunftsfreudig, eine echte "Macherin" mit großem Herzen. Ein Leben, von der Kunst geprägt und begeistert, wahrlich von Kindesbeinen an.

Impression Atelier Antje Bessau
Impression Atelier Antje Bessau | Bild: Tim Carmele

Und was diese Frau in den Jahren bereits (mit)gestaltet und auf die Beine gestellt hat - beeindruckend! Auch ihr Anteil beim Verein "ausgeschlachtet", bei dem sie Gründungsmitglied ist und seit 2010 den Posten eines Vorstands besetzt, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Höchste Zeit, mehr über und von Antje Bessau in Erfahrung zu bringen.

"Gerne mehr Off-Spaces"

Zuerst einmal: Welche Institutionen und Künstler schätzen Sie besonders in der Fächerstadt? Bessau gerät ins Schwärmen: "Das ist in der Tat eine schwierige Frage, da Karlsruhe tatsächlich ein breit gefächertes Kulturangebot hat." Grundsätzlich besuche sie gerne Kunstausstellungen und Museen. "Dass die Kunsthalle für mehrere Jahre geschlossen bleibt, finde ich daher sehr bedauerlich."

Antje Bessau, Karlsruher Künstlerin
Antje Bessau, Karlsruher Künstlerin | Bild: Tim Carmele

Bessau schaue sich aber auch gerne Ausstellungen in der Städtischen Galerie an, im ZKM oder im Landesmuseum. "Ganz besonders liebe ich auch das Naturkundemuseum, das ich schon als Kind gerne regelmäßig besuchte. Auch kleinere Ausstellungen im Kunstverein, BBK, Gedok oder freien Projekträumen empfinde ich als große Bereicherung. Von diesen freien Kunsträumen oder sogenannten Off-Spaces könnte es meiner Meinung nach gerne noch mehr geben in Karlsruhe", so die gebürtige Karlsruherin.

"Natur als Quelle der Inspiration"

Woher kommt eigentlich die künstlerische Inspiration? Die Stein- und Bildhauerin öffnet ihre Seele: "Obwohl ich mich sowohl in meiner eigenen künstlerischen Arbeit hauptsächlich mit Kultur, unterschiedlicher kultureller Identität, Herkunft, Heimat und Religion beschäftige, dient mir als Quelle der Inspiration die Natur."

Impression Atelier Antje Bessau
Impression Atelier Antje Bessau | Bild: Tim Carmele

In welchen Institutionen/Vereinen ist Bessau noch aktiv? Die 55-Jährige antwortet: "In der Gedok bin ich seit 2013 Mitglied, habe dort bereits mehrfach ausgestellt und war auch eine Kassenwartin. Im Künstlerhaus BBK bin ich ebenfalls Mitglied." Hauptsächlich sei sie aber im Verein ausgeschlachtet e.V. auf dem Schlachthofgelände aktiv.

"Lichtkunstwettbewerb aus der Not entstanden"

Echte und wichtige Leuchttürme für Bessau sind der Lichtkunstwettbewerb und das (inter)nationale Krähenprojekt ...

... der Lichtkunstwettbewerb sei ja aus der Not entstanden. "Wir hatten 2010 auf dem Schlachthofgelände die erste Kulturnacht veranstaltet und das Gelände war damals noch sehr spärlich beleuchtet. Die Besucher tappten daher wortwörtlich im Dunkeln und fanden die einzelnen Programmorte nicht." Dennoch wollte man die Kulturnacht 2012 wiederholen und suchte nach einer Lösung, das große Gelände besser zu beleuchten.

Antje Bessau, Karlsruher Bildhauerin, bei der Arbeit
Antje Bessau, Karlsruher Bildhauerin, bei der Arbeit | Bild: Tim Carmele

Das Gelände befand sich damals noch im Umbau und das Beleuchtungskonzept der Stadt für das Gelände sollte erst gegen Ende der Baumaßnahmen realisiert werden. "Wir brauchten eine schnelle Lösung und auch eine, die zu unserer Kunst- und Kulturnacht 'Schwein gehabt' passt. So entstand die Idee, einen Wettbewerb für Lichtkunst auszuschreiben und auf dem damals noch richtig dunklen Gelände Lichtorte zu schaffen, die für eine gute Atmosphäre sorgen. Damals hatten wir zehn Künstler ausgesucht, die ihre Werke ausgestellt haben. Es war ein voller Erfolgt und seither hat sich dieser Wettbewerb für die Kulturnacht etabliert."

Lichtkunstwerke große Bereicherung

Das Schöne an diesem Wettbewerb sei, dass es für die Künstler sehr einfach sei sich zu bewerben, und da mindestens zehn Künstler ausgewählt werden (diesmal waren es sogar 16), ist die Chance dabei zu sein recht groß. "Normalerweise wird bei Kunstwettbewerben ein Preisträger ausgewählt oder maximal drei", so Bessau.

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Für die Kulturnacht seien die Lichtkunstwerke eine große Bereicherung oder sogar ein Highlight. Sie sorgen für eine angenehme Atmosphäre und schaffen Lichtorte, die es zu entdecken gibt. "Ich mag diese, manchmal fast schon versteckten Kunstorte und die Überraschungsmomente, die sie erzeugen."

Krähenschwarm im Entstehen

Das ist auch die Parallele zu dem Projekt "Krähenschwarm", erzählt die renommierte Künstlerin. "2011 hatte ich bei der Restaurierung eines Sandsteingebäudes auf dem Gelände des Alten Schlachthofs eine Krähe als Relief eingearbeitet." Daraus habe sich dann ein Projekt entwickelt "und ich habe inzwischen an mehreren Orten in Deutschland und auch im Ausland eine Krähe an einem Gebäude eingearbeitet und es ist ein Schwarm im Entstehen, der sich immer weiterentwickelt".

Impression Atelier Antje Bessau
Impression Atelier Antje Bessau | Bild: Tim Carmele

Auch diese kleinen künstlerischen Interventionen springen nicht sofort ins Auge, man muss sie entdecken. "Kunst gehört für mich nicht nur ins Museum, sondern auch auf die Straße. Und Kunst muss nicht immer groß und plakativ sein. Es sind die kleinen überraschenden Momente, die unerwartet Freude bereiten", so die Künstlerin abschließend.