50 Cents nicht immer jugendfreie Musik findet gerade bei den Jüngsten die ergebensten Anhänger: Bereits vor der Show belagern kleine Jungs in weiten Shirts mit G-Unit-Aufdruck die Vorhalle, mustern in bester Gangster-Manier jedes noch so junge Mädchen und zischen nicht selten ein "Hey Süße!" durch die Zähne. Eigentlich Alltag bei 50 Cent und Co., der selbst während der Veranstaltung ungeniert Wörter wie "Bitch" oder "Fucker" in den Mund nimmt und die Fans dazu aufruft, ihre Mittelfinger in die Höhe zu halten. Mit dem Eröffnungstrack aus seinem Debütalbum "Get Rich Or Die Tryin'", gefolgt von der Hit-Single "If I Can't", stolziert der Muskelberg im Verbrecher-Hemd und breiten Hosen, die wohl an keinem so richtig gut aussehen, auf die Bühne.
Bei "Candy Shop" darf Traumfrau Olivia nicht fehlen
Links und rechts sowie hinter dem amerikanischen Rapper hängen riesige Leinwände, damit auch der kleinste Besucher nicht unbefriedigt nach Hause gehen muss. Die Menge überschlägt sich fast, als Curtis Jackson aka 50 Cent, der normalerweise immer mit einer kugelsicheren Weste unterwegs ist, seinen durchtrainierten Oberkörper freimacht und dem Publikum zahlreiche Tattoos präsentiert. Nach und nach - unterstützt mit Feuerwerk und Flammen - stürmen Lloyd Banks, Young Buck und Spider Loc den Schauplatz der harten HipHop-Sounds. Jedes Mitglied der G-Unit lässt sich einzeln auf der Bühne feiern.
Die Mitglieder der G-Unit heizten der Masse kräftig ein (Foto: ka-news) |
Sanft geht es hier keinesfalls zu: Gewehrschüsse und Explosionen dröhnen während der Songs durch die Halle und geben den Takt vor zum begeisterten Auf-und-Ab-Springen. "Put Your Hands Up" ist immer wieder zu hören. Feurige Stimmung, die bei der wohl besten Party des Jahres nicht besser sein könnte, lässt sogar Sitzplatzkarten-Käufer aufschnellen und wild tanzen. Nach Songausschnitten aus seinem Debütalbum - 50 Cent spielt grundsätzlich keine Lieder aus - holt sich der Wortakrobat für seinen Nummer-Eins-Erfolg "Candy Shop" Olivia, die First Lady der G-Unit, auf die Bühne. Nicht vorhandene Background-Tänzerinnen werden videogetreu durch leicht bekleidete und lasziv tänzelnde Ladies auf der Leinwand ersetzt.
Spätestens hier kommen auch die letzten Besucher ins Schwitzen. Wie es sich für einen richtigen Pimp gehört, stolziert der Ziehsohn von Eminem und Dr. Dre frisch umgezogen zu den Klängen seiner Erfolgs-Single "P.I.M.P" in einem schneeweißen Anzug, Zylinder und natürlich einer riesigen Bling-Bling-Kette auf die Bühne und präsentiert einmal mehr, dass er in punkto Egoismus nicht mehr zu schlagen ist. Mit der kräftigen Unterstützung von DJ Whoo Kid folgt mit "Just A Lil' Bit", "Disco Inferno" und "In Da Club" Schlag auf Schlag weiteres Futter für die hungrigen HipHop-Fans. Doch dass nicht nur Lieder aus der eigenen Produktionsküche gut ankommen, muss 50 Cent und seinen Kumpanen nicht gesagt werden.
"Die Party geht bei uns im Hotel weiter!"
Mit Snoop Doggs "Drop It Like It's Hot" und einem Klassiker von Notorius B.I.G. präsentieren auch die restlichen Mitglieder der G-Unit wie M.O.P. oder Mobb Deep ihr Können, während sich der Multi-Millionär 50 Cent zur Freude der weiblichen Fans wieder aus seinen Klamotten pellt. Um dem noch eine Krone aufzusetzen, liefert sich die Crew auf der Bühne eine heiße Wasserschlacht, die von verschwitzten Fans aus den ersten Reihen mit ausgiebigem Applaus und euphorischen "G-Unit, G-Unit, G-Unit"-Rufen belohnt wird. Während 50 Cent eine weitere imaginäre Pistole abfeuert - er selbst kaufte sich seine erste übrigens im Alter von 16 - grölt das Publikum immer lauter.
Frisch gestylt und mit einem freizügigen Tiger-Top darf auch Olivia beim krönenden Finale der Show nicht fehlen. Harte Beats aus den Boxen werden von Schreien der Fans übertönt, die auch anhalten, als das Licht in der Europahalle schon lange wieder grell leuchtet. Nach zwei Zugaben verschwindet die bunte Gruppe, nicht vorher jedoch gut aussehende Mädels auf ihr Hotelzimmer einzuladen. Der höchst umstrittene Rapper sorgte schon vorab für jede Menge Wirbel: So rückten Dutzende Polizisten an, um seine Fan-Meute unter Kontrolle zu behalten. 50 Cent selbst zeigte wie einst Mariah Carey Star-Allüren (ka-news berichtete) und durfte nicht aus der Nähe fotografiert werden.