Man muss sofort an die agilen Amerikaner von Dropkick Murphys denken, die Mannen von Flogging Molly derwischen über die Fest-Bühne, dass es eine Freude ist. Ihr Name Flogging Molly bedeutet so viel wie "Molly auspeitschen", irgendwie witzig - für fünf Sekunden.
Flogging Molly wollen der "Klotze" so richtig einheizen, dementsprechend energetisch fällt der Beginn des Konzerts aus. Die Jungs (und ein Mädchen) sind cool, ebenso ihre Mucke, die, trotz klarer punkiger Einflüsse ausgewogen ist.
Schick sind sie auch, die Sieben. Und spätestens beim dritten Song haben sie die Crowd am Haken. Frontmann Dave King erinnert dabei nicht nur einmal an die Bühnensprache von Stones-Leader Mick Jagger. So langsam dämmert es und die Meute beginnt, Feuer zu fangen.
Natürlich agieren die Mollys instrumental vom Allerfeinsten, Irish-Folk-Einflüsse gibt's allerorten, FM rocks! Mitten im Gig kommt dann die Ansage von King, er widme den Song "Song Of The Liberty" dem ukrainischen Volk - ein durchaus notwendiger Appell in diesen blutigen, unsäglichen Zeiten.

Auch Irish-Folk-Midtempoballaden funktionieren, Flogging Molly haben Energie für zwei, nein, für drei. Zwischendurch bekommt ein (Celtic-)Fan noch ein Guinness verabreicht - und alle vor und auf der Bühne haben richtig Spaß! Zwischendurch gibt es dann auch mal einen Satz Punkrock, auch das beherrschen die Amerikaner aus dem Eff-Eff. Was bleibt hängen: Flogging Molly sind eine Band, die man nicht so schnell vergisst. Salopp gesagt: Das war ein "fuckin" geiles Konzert!

Bilderbuch: Nicht umsonst eine der erfolgreichsten österreichischen Popacts
Unsere österreichischen Nachbarn haben uns ab und an doch etwas voraus, gerade in Sachen Musik (und speziell im Sujet Indie-Pop/Indie-Rock). Nein, wir reden hier nicht vom genuinen, feinen Austro-Pop/Liedermacher alias Wolfgang Ambros und Rainhard Fendrich. Nein, gemeint sind beispielsweise die Jungs von Wanda, die wie Bilderbuch aus dem schönen Wien stammen und sich wunderbarem Ösi-Sound verschrieben haben.

Die Jungs erinnern mich schwer an die verblichene, deutsche Band Voltaire in den 1990ern, dieser leicht wehmütige und durchaus romantische Sound - die waren großartig zu ihren Zeiten! Bilderbuch lassen sich aber nicht eingrenzen, ähnlich wie bei den Wanda-Kollegen umfasst die musikalische Range Pop über Indie bis hin zu reinrassigem Rock oder sogar Spuren von Art-Rock. Bilderbuch zählen nicht umsonst zu den erfolgreichsten österreichischen Popacts im deutschsprachigen Raum. Fast so gut wie Phoenix. Punkt.
Ja, der Wiener Schmäh ist schon etwas Besonderes, und wenn man das dann in feine Songs verpackt, ist das äußerst charmant. Eine ganz spezifische Musik spielen Bilderbuch, so schmeichelnd und schwärmerisch, so eigen und doch eingängig und elektronisch-spannend. "Maschin" ist so ein Hit, da stimmt einfach alles. Die Karlsruher quittieren den Track mit steigender Begeisterung.
Bilderbuch sind echt "geile Säue" und Paradiesvögel, man denke an die prachtvolle Garderobe der Herren. Und weil es so schön warm ist in der Fächerstadt, lässt es sich Sänger Maurice Ernst nicht nehmen, obenrum blankzuziehen. Was deutlich herauszuhören ist, ist der Art-Rock-Einfluss, dieses wahrlich gekonnte Ausufern (mit der zweiläufigen, infernalischen Gitarre) hat auch was von Queen und sogar von den Eagles.

Überhaupt können Bilderbuch einfach jedes Genre bedienen, da geht auch mal der Charismatiker am Mikro ins Falsett. Dazu gibt es 'ne schöne Light-Show, die Österreicher sind kreativ bis zum Abwinken, auch der Midtempo-Pop ("Baba") funktioniert.
Ab jetzt ist auch der Mount Klotz auf Siedetemperatur und "Dates" bringt ein bisschen Disco ins musikalische Spiel. Dann kommt das, auf was alles gewartet haben: der Indie-Pop- und Bandklassiker "Bungalow", kredenzt mit vollem Körpereinsatz. Der Song wurde erst kürzlich von der romantischen Chanteuse Annett Louisan fabelhaft gecovert, das ist ein Blockbuster und gleichzeitig Arthaus-Stoff, wie er im Buche steht. Auch "Maschin" ist so ein vortrefflicher Song, hier können einige Zuhörer sogar mitsingen.
Wenn zwei so unglaublich unterschiedliche Bands von mir derart abgefeiert werden, dann kann das nur heißen: Es war ein wahrhaft wunderbarer Abend beim "Fest".



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