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Karlsruhe: 100 Jahre Bauhaus in Karlsruhe: Landratsamt, Schwarzwaldhalle und Zoologischer Stadtgarten

Karlsruhe

100 Jahre Bauhaus in Karlsruhe: Landratsamt, Schwarzwaldhalle und Zoologischer Stadtgarten

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    Landratsamt Karlsruhe
    Landratsamt Karlsruhe Foto: Carmele/TMC-Fotografie

    Das Moderne (oder auch das Neue) Bauen ist auch in der Fächerstadt weit verbreitet, verbunden mit dem revolutionären Gedankengut des legendären Bauhauses und seinem Gründer Walter Gropius. In Karlsruhe finden sich vielfältige und bemerkenswerte Beispiele für Architektur der Moderne.

    Diese gebaute Avantgarde mit dem Anspruch auf modernes Design und Funktionalität findet sich hier in Wohnbauprojekten, in öffentlichen Gebäuden, aber auch in Hoch-/Schulgebäuden, Kirchen und Privathäusern.

    Im ersten Teil der Serie: Historie des Bauhauses

    In Teil eins der ka-news.de-Serie haben wir uns mit der Historie des Bauhauses und der "Grand Tour der Moderne" befasst. In Teil zwei ging es dann um das Rheinstrandbad, das Naturschutzzentrum und das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM).

    Teil drei der Serie behandelte die Matthäuskirche, die Hardtwaldsiedlung und das Bundesverfassungsgericht. In Teil vier geht es jetzt um das Landratsamt, die Schwarzwaldhalle und den Zoologischen Stadtgarten.

    Landratsamt - zweithöchstes Gebäude der Innenstadt

    Das Landratsamt ist mit 72 Metern das zweithöchste Gebäude der Karlsruher Innenstadt, erbaut von 1961 bis 1965 durch die Architekten Theodor Keller, Klaus Möckel (Student von Egon Eiermann) und Norbert Schmidt. Die Besonderheit des als Verwaltungstrakt des Badenwerks gebauten Gebäudes ist die hängende Aluminium-Glas-Fassade am vertikalen Hauptgebäude. Auch die Betonwabenfenster am Langbau sind interessant.

    Die Innenausstattung war und ist hochwertig: Echtholz, Natursteinfliesen, Keramikfliesen der Majolika. Es ist ein schlichter, aber sehr qualitätsvoller Vertreter des Internationalen Stils und stellt gemeinsam mit dem Verfassungsgericht, der Schwarzwaldhalle und dem Hochhaus der ehemaligen LVA Baden - heute Deutsche Rentenversicherung - einen wichtigen Beitrag für die Architekturgeschichte der jungen, aufstrebenden BRD dar.

    Landratsamt Karlsruhe
    Landratsamt Karlsruhe Foto: Ostermann

    Auch die Innenausstattung ist interessant: Um den Baukern aus Treppenhäusern und Aufzügen herum sind die Geschosse angehängt. Die Büros werden zentral beheizt und belüftet. Das System war zur Bauzeit innovativ, heute entspricht es nicht mehr den Bestimmungen und auch haben sich über die Jahrzehnte die Mängel, wie Kondenswasser an den Scheiben der Büroräume, Geräusche der Lüftung et cetera gezeigt.

    Die Büros sind mit praktischen Einbauschränken zu den Gängen hin ausgestattet und haben sehr viel Stauraum. Ab 2020/21 soll das denkmalgeschützte Bauwerk durch einen Neubau ersetzt werden, der die bisherige Silhouette mit dem stadtbildprägenden Hochhaus beibehalten soll.

    Schwarzwaldhalle - statische Meisterleistung

    Die Schwarzwaldhalle ersetzt die von Josef Durm 1877 erbaute Festhalle. Diese war im 2. Weltkrieg zerstört worden. Der frisch gewählte Oberbürgermeister Günter Klotz setzte sich nicht nur zum Ziel, Karlsruhe so schnell wie möglich trümmerfrei zu bekommen, sondern auch in Kultur, Sport und natürlich Wohnungsbau zu investieren. Eine neue Mehrzweckhalle auf dem Festplatz sollte den Anfang machen.

    Der Wettbewerb wurde 1952 ausgeschrieben, Erich Schelling - Karlsruhes bekanntester Architekt der Nachkriegszeit - erhielt den Zuschlag im Januar 1953. Eröffnet wurde wie geplant am 19. August 1953, nach nur acht Monaten Planung und Bauzeit. Der Bau der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe sorgte europaweit für Aufsehen: Es war die erste Halle dieser Größe, die mit einem freitragenden Hängedach aus Spannbeton realisiert wurde.

    Schwarzwaldhalle
    Schwarzwaldhalle Foto: Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH

    Die Leichtigkeit entsteht aber vor allem durch die sehr schmalen Säulen und die vom Boden bis zur Decke durchgehenden Glasfassade. Die Konstruktion und statische Berechnung lieferte Ingenieur Ulrich Finsterwalder aus München, ein preisgekrönter Experte für Schalendachkonstruktionen aus Beton. Auch die Luftheizung, die über einen Ringkanal im Keller des Gebäudes in die Säulen eingeleitet wird und von dort den Raum temperiert, ist herausragend und funktioniert noch heute.

    Schale des Dachs ist nur sechs Zentimeter dick

    Das markanteste Merkmal der Halle ist ihr geschwungenes, selbsttragendes Dach, welches sich mit einer Gegenkrümmung in Form eines Sattels ausdehnt. Die Schale des Dachs ist nur sechs Zentimeter dick und stellte damals eine bahnbrechende Leistung in Statik und Mechanik dar, die nicht nur von Fachkräften wertgeschätzt wurde. Das leichte Hängedach schwebt förmlich über Schellings filigranem Glasbau.

    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Peter Eich

    Heute wie damals wird die Halle für Veranstaltungen (Kongresse, Konzerte, Präsentationen, Ausstellungen) und kleinere Messen aller Art genutzt, nur Sportgroßveranstaltungen finden heute anderswo statt. Von dem ehemaligen Biertunnel im Keller für die gastronomische Versorgung der Gäste nach der Veranstaltung, zeugt heute nur noch der originale Schriftzug am Durchgang der Lagerräume.

    Zoologischer Stadtgarten - heimelige Gondolettas

    Der bereits im 19. Jahrhundert als Stadtgarten zur Naherholung der Bevölkerung angelegte Park wurde für die Bundesgartenschau 1967 gemeinsam mit dem angrenzenden Zoo neu gestaltet. Dabei dient das Gelände des Zoologischen Stadtgartens als Hauptteil der "Grün-Achse" vom Hauptbahnhof zum Schloss.

    Gondolettas im Zoologischen Stadtgarten
    Gondolettas im Zoologischen Stadtgarten Foto: Paul Needham

    Der Zoologische Stadtgarten ist ein bedeutendes Beispiel der Gartenkunst der 1960er Jahre. Seit 2006 ist der Stadtgarten als Kulturdenkmal nach §2 DSchG Baden-Württemberg unter Schutz gestellt. Die Formensprache der Gartenarchitektur jener Zeit kann man sehr gut an der geometrisierenden Ausformung der Seen, der polygonalen Anlage der Parkwege sowie der Ausgestaltung der Kleinarchitekturen erkennen.

    Zoologischer Stadtgarten in Karlsruhe
    Zoologischer Stadtgarten in Karlsruhe Foto: Zoo Karlsruhe

    Aus der Zeit der Bundesgartenschau sind die Gondolettas, die besonderen Flügeldächer der Seebühne (gebaut von Gernot Kramer, Christoph Blomeier und Hans-Georg Bühler) und die Milchbar am Seehundgehege erhalten. Diese liegt etwas versteckt - am Fuß des Lauterbergs - und besticht bis heute durch ihren 60er-Jahre-Charme. Hier werden heute wie damals eigene Milch- und Eisspezialitäten angeboten.

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