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Das Moderne (oder auch das Neue) Bauen ist auch in der Fächerstadt weit verbreitet, verbunden mit dem revolutionären Gedankengut des legendären Bauhauses und seinem Gründer Walter Gropius.  In Karlsruhe finden sich vielfältige und bemerkenswerte Beispiele für Architektur der Moderne .

Diese gebaute Avantgarde mit dem Anspruch auf modernes Design und Funktionalität findet sich hier in Wohnbauprojekten, in öffentlichen Gebäuden, aber auch in Hoch-/Schulgebäuden, Kirchen und Privathäusern. In Teil eins der ka-news.de-Serie haben wir uns mit der Historie des Bauhauses und der "Grand Tour der Moderne" befasst. In Teil zwei soll es nun um das Rheinstrandbad, das Naturschutzzentrum und das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) gehen.

Das Rheinstrandbad - Ausdrucksort eines neuen Körperbewusstseins 

Das beliebte Freibad samt Sportanlage des Rheinstrandbades in Rappenwört wurde bereits 1924 geplant und ordnet sich symmetrisch um das Badebecken mit Sandstrand an. Zu dem Gelände gehören ein von Robert Amann 1928/29 gebautes zweigeschossigen Gaststättengebäude, das von zwei flachen Umkleidebauten mit innen liegenden Gymnastikhöfen flankiert wird. Die Gestaltung mit Flachdächern, Fensterbändern und glatten Putzflächen orientiert sich dabei am Dammerstock.

Rheinstrandbad
Rheinstrandbad | Bild: Stadtarchiv, 8_BA_V V_1339

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts entstand mit der Lebensreformbewegung ein neues Körperbewusstsein: Sportlichen Freizeitaktivitäten - auch Schwimmen - wurde ein besonderer Wert zugemessen. 1926 wurde der Schwimmunterricht an Schulen eingeführt. Wie in vielen anderen Großstädten entstand darum in dieser Zeit auch in Karlsruhe ein neues, großzügig angelegtes "Volksbad" direkt am Rhein.

Hier konnte man nicht nur schwimmen, sondern beispielsweise auch Ringtennis spielen. Am 5. und 6. September 1931 fanden im "Rappele" die ersten Deutschen Ringtennis-Meisterschaften statt. Das Gaststättengebäude und die Umkleidekabinen orientierten sich in ihrer architektonischen Formensprache an den fortschrittlichen Entwürfen des Neuen Bauens. Über die Jahre wurde das Bad in vielen Teilen umgestaltet und durch weitere Schwimmbecken ergänzt.

Das Naturschutzzentrum - charmant aufs Wesentliche reduziert

Gemeinsam mit dem Rheinstrandbad sollte das ursprünglich als Vogelwarte genutzte Gebäude des heutigen Naturschutzzentrums einen Teil des "Rheinparks Rappenwört" bilden, der bereits 1926 im Generalbebauungsplan von Baubürgermeister Hermann Schneider ausgewiesen wurde.

Das Gebäude selbst ist dabei in vier Bauteile untergliedert, die alle einen anderen Zweck erfüllten: eines als Wohnhaus des Leiters, ein Unterrichtsraum, ein Vogelhaus und eine Gehilfenwohnung. Das Besondere daran: Bis heute ist das Naturschutzzentrum fast unverändert geblieben - trotz wechselnder Funktion. Im April 1997 wurde das Gebäude schließlich als Naturschutzzentrum wiedereröffnet.

Naturschutzzentrum Karlsruhe
Das Naturschutzzentrum Karlsruhe | Bild: ps

Das heutige Gebäude zeigt dabei das besondere Spiel mit dem Rauminhalt der Baukörper, während es gleichzeitig auf die wesentlichen Funktionen seiner Nutzung reduziert bleibt. Der Architekt Walter Merz des städtischen Hochbauamts war zuvor mit der Durchführung des Wettbewerbs für die Bebauung des Dammerstock betraut und übertrug die Formensprache und Materialität des Neuen Bauens in besonderer Form auf diesen funktionalen Bau.

Das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) - das "Digitale Bauhaus"

Das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) ist DER künstlerische Leuchtturm Karlsruhes und rangiert weltweit in Rankings unter den besten Museen ganz vorne! Die Institution veranstaltet regelmäßig wegweisende und (inter)national beachtete Ausstellungen, Konferenzen und Symposien - meist geprägt und kuratiert von ZKM-Direktor und Kunst- und Avantgarde-Koryphäe Peter Weibel.

Zentrum für Kunst und Medien (ZKM)
Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) | Bild: Micial Media

Die Einrichtung wird - gemeinsam mit der Hochschule für Gestaltung (HfG) Karlsruhe - weithin tituliert als "Elektronisches" oder auch "Digitales Bauhaus" - auch vom Karlsruher Kunsthistoriker und Gründungsdirektor Heinrich Klotz. Das Ziel des Zentrums: die Arbeit des Bauhauses fortzuführen und auf das digitale Zeitalter zu übertragen. Was für eine Ehre und zugleich "künstlerischer Stempel" für diese Karlsruher Institution, die Devise des ZKM lautet dann sinngebend "Medien statt Maschinen und Daten statt Material".

Neue Strömungen an Studierende weitertragen

Wie 70 Jahre zuvor das Bauhaus, so sollte auch das ZKM mit seiner Gründung 1989 die aktuellsten Strömungen weiterentwickeln und gemeinsam mit der Hochschule für Gestaltung an junge Studierende weitergeben.

ZKM
ZKM | Bild: Bernhard Schmitt (ONUK)

Eigentlich sollten ZKM und HfG ursprünglich in einem Neubau hinter dem Bahnhof ein neues Zuhause finden, zogen schließlich 1997 aber doch in den Hallenbau A der ehemaligen Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik. Die Herausforderung dieses Ortes an diese neue Institution spricht für sich.

Wie es dem Bauhaus überhaupt gelang, zum Inbegriff eines gestalterischen Umbruchs zu werden, wird in der internationalen Wanderausstellung "Die ganze Welt ein Bauhaus" thematisiert, die vom 6. Oktober 2019 bis 16. Februar 2020 - wie sollte es anders sein - im ZKM zu sehen ist.