Es war ein ungewöhnlicher Anblick. Schiedsrichter Tom Bauer stand bereit, wollte die Partie des KSC gegen den 1. FC Nürnberg anpfeifen. Er hatte die Pfeife im Mund. Da stand KSC-Abwehrchef Marcel Franke aber nicht auf seinem angestammten Platz im Zentrum der Dreierkette, sondern an der Mittellinie, wartete auf den Pfiff, um sofort nach vorne zu stürmen. Bauer gab die Partie frei, Franke sprintete nach vorne. Aber, nach nur vier Sekunden, Foulspiel an KSC-Kapitän Marvin Wanitzek. Die Folge: Franke stoppte, drehte um und trabte zurück in die KSC-Defensivzentrale.
„Die Trainer lassen sich immer wieder etwas einfallen.“
Was die Badener, was Franke da zu Spielbeginn vorhatten, das verriet der Abwehrchef nach dem Abpfiff: „Es war abgesprochen, dass ich sofort mit nach vorne, ganz hoch mitgehe.“ Weiter gibt Franke zu: „Wir wollten den Gegner überraschen. Die Trainer lassen sich immer wieder etwas einfallen.“ Aber: „Wanne“ sei sofort gefoult worden, wir mussten alles abbrechen. Franke sei dann „später immer wieder mal so nach vorne gegangen.“
Zwischen diesen Ausflügen lieferte der Abwehrchef eine souveräne, richtig starke Leistung ab. In Sachen Laufleistung und Top-Speed war er nicht der alles und alle überragende Akteur auf dem Feld. Aber sein Kerngeschäft, die Abwehrarbeit, verrichtete er optimal. Die Fakten belegen das: 83 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Von den Luftduellen verlor er nur eines. Franke spielte wie fast immer: Kompromisslos, knallhart gegenüber dem Gegner und sich.
Aktuell ist der KSC-Vize-Kapitän ein Garant für zuverlässige, schnörkellose, gute Abwehrarbeit. Egal ob der Gegner der quirlige Mickaël Biron war, der 170-Zentimeter-Angreifer, oder der eingewechselte, fast 190-Zentimeter-Hüne Adriano Grimaldi. Franke hatte alle im Griff. Er war bei hohen Bällen, die für Gefahr hätten sorgen können, der Chef im Ring.
Zudem dirigierte er die Nebenspieler mit viel Übersicht. Franke ordnete die Dreierkette so, dass die optimal arbeiten konnte. Vorne war er schon in der Anfangsphase (7. Minute) mit einem Kopfball gefährlich. Aber: nach einer Ecke von der rechten Seite köpfte Franke zu nahe an Nürnbergs Keeper Jan Reichert, der bekam die Kugel fast direkt in die Arme.
Franke ärgert sich über zu viele unvereidigte Angriffe des FCN
Danach eine enorm wichtige Rettungsaktion vom Defensivspezialisten. Nürnbergs Linksverteidiger Berkay Yilmaz wurde vom KSC auf der linken Seite nicht angegriffen, konnte in den Strafraum eindringen und aus 14 Metern KSC-Keeper Hans-Christian Bernat zu einer guten Parade zwingen. Biron setzte nach und köpft aus fünf Metern links vorbei. Dabei wurde er aber entscheidend von Franke gestört. Obwohl Franke auch da gut agierte, ärgerte er sich über solche Szenen: „Es waren einfach zu viele Chancen, die wir zugelassen haben.“
„Wir können uns bei Hansi Bernat, bei der Latte und bei Wanne bedanken.“
Franke ordnete den dritten Heimsieg im dritten Heimspiel realistisch ein: „Wir können uns bei Hansi Bernat, bei der Latte und bei Wanne bedanken. Wir haben die Box verteidigt, das war wirklich knapp. Und am Ende haben wir wieder Wanne.“
Für Franke war es „sehr harte Arbeit.“ Von einem verdienten Sieg wolle er nicht reden. Denn es sei wirklich knapp gewesen. „Wir wissen, dass wir immer Tore schießen können und dass wir Wanne haben.“ Dieses Wissen tue gut. Das Fazit ist nüchtern: „Am Ende haben wir einen dreckigen Sieg eingefahren.“
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden