Die Chancen waren da, dennoch kassierte der KSC eine Niederlage. Es war ein starker Auftritt - mit weniger starken Abschlüssen. Torsten Lieberknecht, der Trainer der Darmstädter, brachte es auf den Punkt: "Ich bin überglücklich, dass wir gewonnen haben, denn der KSC hat in der letzten halben Stunde eine unfassbar starke Leistung gebracht."
Eichner: "Wir hätten das 2:2 verdient gehabt"
KSC Coach Christian Eichner sah es ähnlich, war aber tief enttäuscht: "In Summe hätten wir das 2:2 verdient gehabt. Aber - die Tore entscheiden." Er sprach seiner Mannschaft ein "Riesenkompliment für die Leistung" aus, bekannte aber auch: "Wenn man solche Möglichkeiten hat, dann muss man etwas mitnehmen. Das haben wir nicht getan, weil wir die Chancen nicht genutzt haben."

In der ersten Halbzeit sei Darmstadt dominant gewesen, "wir hatten mit und gegen den Ball Probleme, haben aber nicht viel zugelassen. Wir hatten kaum eigene Ballbesitzzeiten. Es hat mir missfallen, dass wir in der ersten Halbzeit zu wenig Mut mit dem Ball hatten", so der kritische Teil seiner Analyse.
Tolle Moral trotz sicherem Klassenerhalt
"Aber die Mannschaft hat wieder einmal gezeigt, dass sie aus dem Nichts ein Tor machen kann. Dann, in Hälfte zwei, hat meine Mannschaft ihr Herz in die Hand genommen, es war dann ein Spiel auf ein Tor." Obwohl sein Team ab da "mehr Fußball gespielt hat, der Ball war mehr am Boden", ging es wegen des Chancenwuchers ohne Punkt zurück nach Karlsruhe.

Die Eichner Elf zeigte eine tolle Moral - obwohl der Klassenerhalt vor der Partie eigentlich schon sicher war. Insgesamt war der KSC dem Aufstiegsaspiranten spielerisch überlegen. Aber: Die spielentscheidende Effektivität wurde nur anfangs gezeigt. Vor allem in Halbzeit zwei wurden Chancen fast im Minutentakt verballert. Zur Chronologie der starken Zweitligapartie. Vor Darmstadt war der KSC drei Spiele ohne Niederlage, trat daher selbstbewusst auf.
Drei Umstellungen
Drei Umstellungen gab‘s im KSC-Start-Team. Marcel Franke kehrte nach seiner Sperre ins Abwehrzentrum zurück, da Christoph Kobald kurz vor dem Anpfiff wieder unter Krankheitssymptomen litt, blieb Stephan Ambrosius im Team. Fabian Schleusener hat seine Erkältung überwunden. Er übernahm im Angriff die Position des gelbgesperrten Mikkel Kaufmann.

Den Job des verletzten Leon Jensen im Mittelfeld übernahm Lucas Cueto. Die taktische Folge dieser neuen Mittelfeldformation: Weg von der Raute, hin zur flachen Vier. Cueto und Paul Nebel übernahmen die Außenpositionen, Marvin Wanitzek und Jerôme Gondorf agierten im Zentrum. Der KSC geriet vom Anpfiff an unter Druck.
Ausrutscher von Gersbeck - Ball im Tor
Die Blau Weißen hatten anfangs kaum Ballbesitzphasen. Schon nach zwei Minuten zappelte die Kugel im KSC Netz - zum Glück zählte der Treffer wegen einer Abseitsstellung eines Darmstädters nicht. Doch dann: Enorme KSC-Effektivität.
Mit dem ersten guten Angriff gelang den Badenern bei den Hessen die Führung. Der Ball wurde rechts erkämpft, kam zu Nebel und dessen klugen Pass bugsierte Schleusener ins Netz. 0:1 in der 11. Minute.

Dann eine Phase in der die Karlsruher zwar in der Offensive für wenig Gefahr sorgten, aber defensiv alles im Griff hatten. Bis zur 26. Minute. Da rutschte Keeper Marius Gersbeck aus. Daher landete sein Pass bei einem Darmstädter. Dann ging’s per Direktspiel ruckzuck in Richtung KSC Tor. Der Ball kam zu Manu, der zirkelte die Kugel zum 1:1 ins Netz.
Zweite Halbzeit beginnt übel
Plötzlich wackelten die Badener. Nach 30 Minuten waren nur 34 Prozent Ballbesitz und 40 Prozent gewonnener Zweikämpfe zu verzeichnen. Kurz vor dem Halbzeitpfiff scheiterte Marvin Wanitzek mit einem Linksschuss am Darmstädter Keeper Marcel Schuhen, der gut reagierte.

Die zweite Halbzeit begann übel. Nach einer Ecke der Gastgeber waren die Badener unsortiert und unkonzentriert. Christian Tietz konnte im Fünfmeterraum ungestört zum 2:1 einköpfen. Fehlpässe der KSC’ler sorgten immer wieder für Gefahr. Gersbeck verhinderte Treffer Nummer drei für die Lilien.
Wieder eine verschenkte Chance
Aber die Karlsruher schüttelten sich kurz und übernahmen die Initiative. Wie so oft in dieser Saison: Aufgeben, auch bei einem Rückstand beim Tabellenführer, ist kein Thema. Cueto sorgte mit einem starken Sprint nicht nur für Entlastung, sondern auch für Torgefahr.

Doch er scheiterte am bärenstarken Lilien Keeper Schuhen. Cueto und Philip Heise hatten gute Gelegenheiten - aber der Ball landete nicht im Netz. In Minute 71 lief Cueto erneut auf Schuhen zu, war frei und ungestört. Doch er zirkelte den Ball links am Tor vorbei. Wieder wurde vom KSC eine Riesenchance vergeben.
Verteidigerwechsel kurz vor Spielende
Der KSC war nach etwas verschlafenen ersten 60 Minuten aufgewacht, kreierte Chancen, aber - die so oft gezeigte - Effektivität war nicht da. Die Fächerstädter warfen alles nach vorne. "Kopfballungeheuer" Simone Rapp kam für Cueto. Es wurden weiterhin Chancen erspielt - aber nicht verwertet.

Kurz vor Spielende kamen die Innenverteidiger Florian Ballas und Daniel Gordon ins Spiel. Der Auftrag der beiden fast Zwei-Meter-Männer: Vorne Kopfbälle gewinnen. Die Devise: Die Bälle hoch vorne reinballern, Kopfbälle gewinnen. Ab Minute 65: Dauer-Ballbesitz KSC, permanentes Powerplay. Alles gegeben - dennoch verloren.
Ein starker Auftritt - mit weniger starken Abschlüssen. Daher gings ohne Punkt im Gepäck zurück.