Die Nummer eins mit 20 Jahren in Liga zwei – das ist eine Rarität. Ist das Last oder Lust?
Weiß: Last – auf jeden Fall keine. Ich habe ganz, ganz viel Lust auf das was auf mich zukommt. Und: ich bin natürlich stolz auf das, was ich erreicht habe, denn es ist nicht selbstverständlich mit 20 Jahren die Nummer eins beim KSC zu sein. Ich fiebere dem Saisonstart entgegen.

Sie haben Druck. Ist das negativ oder gar Stärkung des Selbstvertrauens?
Weiß: Nachfolger von Patrick Drewes zu werden, von dem ich viel lernen konnte, das stärkt mein Selbstvertrauen. Ich versuche mir keinen Druck zu machen. Ein bisschen Druck gehört dazu und den mache ich mir selbst. Ich versuche mein Ding durchzuziehen wie die letzten Jahre schon.
Patrick Drewes verließ den KSC nach einer starken Saison wegen Ihnen, weil Sie Nummer eins werden sollten. Er wäre gerne beim KSC geblieben. Haben Sie Mitgefühl? Oder ist das in Ihrem Job ganz einfach so?
Weiß: Das ist leider schon etwas unser Job. Aber: Da wir uns gut verstanden haben ist natürlich Mitgefühl dabei, zumal Patrick ein sehr gutes Jahr gespielt hat. Aber: Patrick ist ein Vollprofi, er ist damit sehr professionell umgegangen

Haben Sie noch Kontakt zu ihm?
Weiß: Ja, wir schreiben uns immer wieder mal.
Was würden Sie sagen, wenn es sich so entwickelt: Drewes wird beim VfL Bochum die Nummer eins – Sie die Nummer eins beim KSC?
Weiß: Das wäre der Optimalfall für beide, eine Win-win-Situation.
Die aktuelle Nummer zwei im Wildpark ist Robin Himmelmann. Er ist 35 Jahre alt. Komisch für Sie? Egal? Sie sind die Nummer eins und fertig?
Weiß: So sehe ich es: Die Nummer eins und fertig. Ich finde das Alter wird in unserem Job immer etwas überbewertet. Ich verstehe mich mit Robin prima. Er hilft mir, das ist wichtig und ich nehme es gerne an.
Es gibt im Wildpark eine neue Torwartgruppe. Sie sind darin der „KSC Oldie.“ Sind Sie zuversichtlich, dass es wieder so harmonisch wird wie in den Jahren zuvor?
Weiß: Absolut. Dafür spricht schon Torwarttrainer Markus Miller. Der sorgt Jahr für Jahr dafür, dass wir ein tolles Arbeitsklima haben. Es gibt bei uns eine eindeutige Rollenaufteilung, seit Jahren. Das sorgt für Klarheit, Harmonie. Wir wollen uns helfen, puschen, wollen dem anderen helfen, dass er besser wird.

Besteht die Gefahr, dass Sie diese frühen Erfolge nachlässig machen? Dass der Ehrgeiz erlahmt?
Weiß: Das glaube ich nicht. Ich lebe meinen Traum, habe eine riesige Vorfreude. Die "Appetizer" in der vergangenen Saison, als ich in Liga zwei spielen durfte, die wirken nach. Da hatte ich unfassbar viel Spaß. Mein Ehrgeiz wird nicht nachlassen.
Und wenn das dennoch passieren würde, dass Sie etwas nachlässig würden: Wer würde da eingreifen?
Weiß: Da habe ich einige, die das machen würden. Meine Eltern. Meine Freundin, Freunde, Berater – da gibt es einige, die mir auf den Deckel hauen würden…
Vergangene Saison sagten Sie: "Ich kann mich auf allen Gebieten des Torwartspiels verbessern." Ist das noch immer so?
Weiß: Ja, es gibt keine größte Baustelle. Ich bin jung, entwicklungsfähig und kann mich überall verbessern. Es heißt: Weiterarbeiten, besser werden wollen - dann wird das auch so.

Sie müssen die Abwehr dirigieren. Müssen Anweisungen, zum Beispiel an einen erfahrenen, abgezockten Profi wie Marcel Franke, den KSC Abwehrchef, geben. Ist Ihnen das egal?
Weiß: Ja - und das muss es auch in meiner Rolle sein. Wenn ich dirigiere, wenn ich versuche zu helfen, dann sind mir alle dankbar. Es geht um den Teamerfolg, daher muss ich auf dem Platz einiges lautstark ansprechen.
Was trauen Sie der neu formierten Mannschaft zu?
Weiß: Wir werden eine gute Saison spielen. Einen Tabellenplatz als Ziel zu nennen, ist schwierig. Ich kenne die zweite Liga, da geht es schnell hoch und schnell runter. Wir können ein gutes Jahr spielen. Wir haben viele junge Spieler dazu bekommen, die sind alle sehr ehrgeizig. Dazu haben wir einen erfahrenen Stamm. Ich traue dem Team einiges zu und glaube, dass wir ein konstantes Jahr spielen können.