Herr Weiß, Sie haben gute Testspiele absolviert – auch im Trainingslager. Aber dennoch kaum Chancen auf Einsatzzeiten in der 2. Liga. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
So wie ich es in der ersten Saisonhälfte gehandhabt habe. Indem ich an mir arbeite, viel trainiere und indem ich die Testspiele für mich nutze. Und ich versuche der Mannschaft in der Rolle, die ich aktuell habe, zu helfen.

Das Testspiel gegen Luzern lief für Sie top, Sie bekamen tolle Kritiken.
Es war ein gutes Spiel, aber da war nichts Unmögliches dabei. Das war ein sehr solides und sicheres Auftreten von mir.
Das Trainerteam bestätigt Ihnen Fortschritte, Sie werden immer besser. Was wurde denn konkret besser?
Ich habe mir Sicherheit, Ruhe erarbeitet. Im Training, in den Testspielen. Die Nummer zwei zu sein, immer bei den Spielen in der 2. Bundesliga dabei zu sein, ist etwas Neues, eine Erfahrung, die mich verbessert hat. Ich habe eine höhere Konstanz, habe die Fehlerquote verringert.

Woran werden Sie verstärkt arbeiten?
Am Gesamtpaket, es gibt viele Facetten. Man denke nur an die Spieleröffnung, die man mit der Mannschaft erarbeiten kann und muss.
Einen Erfolg, etwas richtig Positives, erwähnten Sie indirekt. Sie haben im Ranking der Torhüter Kai Eisele als Nummer zwei verdrängt - obwohl er mehr Erfahrung als Sie hat. Ein Erfolg?
Das ist ein Erfolg, es gibt in Deutschland im Profifußball nicht sehr viele Torhüter, die unter 20 Jahre alt sind – und die Nummer zwei sind. Auf solche Erfolge arbeite ich hin, ich habe mir das verdient. Aber klar ist auch: Mein Ziel ist die Nummer eins zu werden.

Angenommen die aktuelle Nummer eins des KSC, Patrick Drewes, fällt aus. Wären Sie dann bereit?
Auf jeden Fall.
Und würden Sie in der Nacht vor der Partie gut schlafen?
Das würde ich hinbekommen. Ich habe schon in Düsseldorf gespielt. Auch das brachte mich nicht aus der Ruhe.

Sind Ihnen die insgesamt eher mäßigen Aussichten auf Startelfeinsätze egal? Wie sehen Sie Ihre mittel- und langfristigen Perspektiven?
Egal sollte es einem Fußballer nie sein, wenn er nicht spielt. Es geht darum, zu schauen: Wo ist was möglich? Ich konzentriere mich voll und ganz auf das Training, auf die Mannschaft, ich verschwende an nichts anderes auch nur einen Gedanken. Dennoch Nochmals: Klar ist auch, dass ich die Nummer eins werden will.
Sie sagten, es geht darum "zu schauen: Wo ist was möglich." Das heißt konkret? Kommt gar noch im Winter ein Abgang, auch per Leihe, infrage?
Ich habe einen langfristigen Vertrag beim KSC und das war gut gewählt. Leihen sind für junge Spieler ein gutes Mittel, um kurz- bis mittelfristig Einsatzzeiten zu bekommen.

Aber: Hier in Deutschland ist das für junge Torhüter schwer, denn etliche Trainer setzen auf erfahrene Torhüter, sie scheuen es, einen jungen Torwart reinzustellen, scheuen ein kleines Risiko. Deswegen: Augen offen halten, schauen wie es weitergeht.
Ihr Berater Jürgen Schwab hat enorm viele gute Kontakte – auch nach Portugal… Könnte so etwas schon im Winter aktuell werden?
Ich bin für alles offen. Es geht um meine Entwicklung, ich will möglichst gut vorankommen. Aber man muss abwägen: Wie bekommt man seine Entwicklung voran?

In Sachen Portugal müsste man bedenken: Ein neues Land, eine neue Liga, eine andere Sprache, das gilt es alles zu berücksichtigen. Momentan kommt es für mich nicht infrage.

Nächste Saison hat der KSC wieder eine U23, da könnten Sie Spielpraxis sammeln. Aber - nur in der Verbandsliga. Haben Sie darüber schon nachgedacht? Was wäre, wenn…
Das ist weit weg. Schade - das ist Verbandsliga. Da muss man entscheiden: Nimmt man das Training bei den Profis mit und fährt als Nummer zwei mit - oder läuft in der Verbandsliga auf. Zum einen muss man auf die Qualität der Liga schauen, zum andern lernt man in Spielen mehr, als im Training. Die U 23 wieder einzuführen ist ein richtiger Schritt des Vereins. Das ist positiv für die Jugendarbeit.
Ihr Wunsch für das Jahr 2024?
Weiterhin gesund und verletzungsfrei bleiben, da hatte ich bisher großes Glück. Dazu den möglichst großen sportlichen Erfolg, für das Team und für mich.