Herr Eichner, ist der Ärger über den Verkauf von Budu Zivzivadze verflogen?
Eichner: Das Thema ist mehr und mehr in den Hintergrund gerückt, je länger die zweite Saisonhälfte andauerte. Klar ist allerdings auch - das ist aber etwas Normales - dass uns dieser Abgang in den einzelnen Spielen immer wieder begegnet ist.

Der Ärger war darüber, dass man die Aufstiegschancen verkauft hat?
Das wäre eine rein sportliche Betrachtung. Die Chancen, mal nach vorne durchzurutschen oder sich auf Platz drei festzubeißen, wären sicherlich größer gewesen. Daneben gab es aber auch die wirtschaftliche Bewertung - und die hat im Gesamtpaket dann den Ausschlag gegeben.
Glauben Sie, dass von Seiten der KSC-Verantwortlichen alles unternommen wurde, um ihn im Wildpark zu halten? Wurde Budu eine konkrete, lukrative Offerte gemacht?
Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Wie die Gespräche verliefen und wie der genaue Inhalt ausgesehen hat, weiß ich nicht.

Hätten Sie Chancen auf einen Verbleib gesehen?
Ich habe mit Budu gut zusammengearbeitet, und aus dieser Sicht hätte ich das nicht ausgeschlossen. Aber das ist genauso Spekulation, wie die Frage, ob mit ihm das Thema Aufstieg konkret geworden wäre oder nicht.
Kommen wir zum neuen Sportgeschäftsführer Mario Eggimann. Was können sie nach den paar Tagen zu seiner Arbeit sagen?
Wir haben einen sehr engen täglichen Austausch. Es waren für Mario sehr intensive erste Wochen. Es ist sehr viel von allen Seiten auf ihn eingeprasselt. Und er hat in seiner neuen Funktion nun auch schnell gesehen, wie wir Trainer arbeiten. Das hat er ja bisher immer nur aus einer externen Perspektive betrachtet. Ich glaube zudem, dass er von seinem Vorwissen profitiert.

Können Sie ihn überzeugen, dass man in Liga 2 nur mit einem Team, das aus 18-, 19- und 20-Jährigen besteht, vorne nicht mitmischen kann? Siehe HSV, siehe Köln, siehe Paderborn, Düsseldorf, die sind vorne - das sind alles gestandene Mannschaften.
Ich denke, dass er im Laufe der Monate durch seine Rolle im Klub schon festgestellt hat, dass wir wieder auf eine bessere Balance achten müssen. Dass es zum einen weiter ein Ziel sein muss, einen oder zwei Spieler dazunehmen, bei denen wir die berechtigte Hoffnung haben, dass sie sich enorm positiv entwickeln. Und zum anderen Spieler verpflichten, die aufgrund ihrer bisherigen Karriere mehr als vermuten lassen, dass sie unsere Mannschaft deutlich weiterbringen.
Also: Gestandene Profis, die das Team sofort verbessern?
Genau. Nehmen wir das Beispiel Marcel Franke: Da war für alle klar, wenn er kommt und körperlich fit ist, dann wird und muss er spielen - und wird die Mannschaft besser machen. Und genau das hat sich bestätigt. Hier muss auch nicht in erster Linie das Alter entscheidend sein.

Vor der Saison 2024/2025 gab es enorm viele Abgänge. Haben sie dennoch mit einer derart erfolgreichen Spielrunde gerechnet?
Man muss die Analyse zweiteilen. In der Vorrunde haben Spieler, die im Jahr zuvor nicht regelmäßig in der ersten Elf standen - ein Burnic, Schleusener oder Rapp - schnell ihre Leistung gebracht. Ein weiterer Pluspunkt: Wir hatten kaum Verletzte. Und auf dieser Basis hat sich die Mannschaft in einen Flow reingearbeitet. Zum Auftakt gegen Nürnberg nach einem 0:2 noch 3:2 zu gewinnen, das hat extrem geholfen, ebenso die Siege rund um den Jahreswechsel. Und dann war mit Budus Abgang ein bisschen Unruhe drin. Das hat die Mannschaft, hat uns alle beschäftigt. Dazu hat uns das Glück, wenige verletzte oder kranke Spieler zu haben, in der zweiten Saisonhälfte verlassen. Gerade in der Menge und Qualität der Ausfälle konnten wir das dann nicht kompensieren.
Kann es sein, dass der Erfolg zum Ballast wurde? Dass einfach zu viel über den Aufstieg geredet worden ist?
Die Jungs sind vernünftige und anständige Kerle, trotzdem würde ich das nicht ausschließen. Da wurde sicherlich mal zwischen den Jahren auch darüber geredet. Und das ist auch völlig okay, weil diese Liga Dinge so möglich macht.

Als es schlechter lief haben Sie, wegen der vielen Gegentore, auf eine Dreierkette in der Defensive umgestellt.
Bei der Systemumstellung war für uns klar: Die Mannschaft brauchte in dieser Phase Hilfe und einen Impuls, zudem war es personell schwierig. Deswegen haben wir im Trainerteam beschlossen, die Grundordnung zu ändern. Auch, um die Köpfe so ein bisschen „frisch“ zu machen.
Es hat funktioniert.
Nach der Umstellung waren wir defensiv wesentlich stabiler und wieder erfolgreicher.
Warum hat es mit der defensiven Stabilität in der anderen Formation nicht mehr so gepasst und hätte man es vielleicht früher machen können?
Zunächst einmal muss man festhalten: Wir waren mit dieser "anderen Formation" vier Wochen zuvor Tabellenzweiter. Die Systemumstellung erfolgte vorrangig aufgrund der Anzahl der Gegentore. Und neben den Gegentoren ging es wie schon gesagt um den Impuls, der für die Köpfe notwendig war. Ein neuer Impuls. Ein neuer Glaube. Und wenn man vorne nicht jedes Mal drei Tore erzielt, sind wenige Gegentore ein probates Mittel, um Punkte einzufahren. Das Thema war nicht nur bei uns eines.

Also war es kein KSC-typisches Problem?
Wir mussten das eindämmen. Dieser eine Mann mehr im Zentrum hilft in der Strafraumverteidigung extrem. Ich glaube, in der zweiten Liga ist die Dreierkette vor allen Dingen ein Torschutzsystem. Schlussendlich hat es uns in einer gewissen Weise geholfen.
Bleibt es bei dieser Abwehrformation?
Es wäre falsch, sich festzulegen. Wir haben über einen sehr langen Zeitraum zuvor erfolgreich in einer anderen Formation gespielt. Da gilt es genau abzuwägen - so eine Umstellung muss passen, egal ob du in der Abwehr oder im Mittelfeld etwas veränderst. Und: Ich hätte es auch das nicht gemacht, wenn sich die Mannschaft nicht wohlgefühlt hätte.
War das der cleverste Schachzug von Christian Eichner in der Saison?
Es war sicherlich der auffälligste Schachzug, weil das bei uns noch nie gespielt wurde.

Gibt es "den größten Fehler von Christian Eichner" in der abgelaufenen Saison?
Eichner: Ich hätte mich aus dem Vertragsthema komplett heraushalten sollen.
Aber das haben Sie doch vorwiegend gemacht….
Es gab schon ein paar Themen, bei denen ich mich hätte zurückhalten können.
Wer war der Überflieger der Saison? Der Spieler der Saison?
Es gibt für mich genau einen Spieler: Marvin Wanitzek. Er war überragend auf vielen Gebieten.
Spieler wie der Bauer, Rupp, Egloff oder Wäschenbach, die haben es nicht geschafft, sich in die Richtung Stammkraft zu entwickeln. Waren das die lahmen Enten der Saison?
Der eine oder andere ist jetzt ein bisschen länger da und weiß nun was ihn erwartet und was für ihn notwendig ist, um näher heranzurücken. Jeder muss sich hinterfragen, auch in Richtung Sommerpause. Das ist auch immer eine Zeit, in der die Spieler von uns eine Rückmeldung, ähnlich wie im Winter, bekommen.

In welcher Hinsicht?
Die Aussicht auf Spielzeit. Das sind Spieler, die voll in die Strategie des Vereins einzahlen. Unser Job ist es dann, dass diese Spieler näher heranrücken.
Für welche Positionen müssen neue Spieler her?
Ich denke wir brauchen eine Lösung für die Bormuth-Nachfolge. Und wir müssen das Torwartthema im Auge behalten. Dass uns Leon Jensen verlässt, hinterlässt eine Lücke, die es zu schließen gilt. Und auch in der Offensive haben wir sicher Bedarf auf der einen oder anderen Position.