Herr Blicker, wie viele Aufstiege konnten Sie bisher als Trainer bejubeln?
Puhh, da muss ich kurz überlegen. Mit Beiertheim als Spieler, Ötigheim, Mörsch und Mutschelbach.
Also mit nahezu allen Clubs, die Sie trainierten?
Habe ich bis jetzt noch nicht darüber nachgedacht, aber ja, stimmt.
Die logische Folge: alles andere als ein Aufstieg mit der neuen U23 des KSC ist gar nicht möglich?
(lacht): Da hätte hier niemand etwas dagegen. Aber das wird alles andere als leicht, denn zum 1. Juli 2024 muss alles funktionieren. Und eines ist klar: Die Mannschaften in der Verbandsliga sind keine Laufkundschaft, das sind starke Teams.

Wir werden etliche Spieler im Kader haben, die sehr jung sind, noch Entwicklung brauchen, die sich erst an den Herrenfußball gewöhnen müssen. Wir sind grundsätzlich zuversichtlich, aber noch mitten in der Kaderplanung.
Was heißt das konkret zum Aufstieg aus der Verbandsliga in die Oberliga?
Im besten Fall wollen wir den Aufstieg nach dem ersten Jahr schaffen. Aber alle, die hier Verantwortung beim KSC tragen, sind lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass so etwas nicht als etwas Absolutes zu fordern ist, das wäre fatal.

Akademie-Chef Ede Becker spricht von Dietmar Blicker als Idealbesetzung der immens wichtigen Trainerposition. Sie waren Beckers Wunschkandidat. Sie sagten: "Es gibt für mich nichts Schöneres, als bei meinem Heimatverein mitzuhelfen, viele profitaugliche Talente auszubilden. Ich freue mich von Herzen auf die Zusammenarbeit." Durch solche Aussagen gibt es Druck
Stimmt, aber damit habe ich kein Problem. Diese Aufgabe beim KSC ist für mich eine Herzensangelegenheit, ich freue mich total über diese Möglichkeit. Seitens des KSC spüre ich überhaupt keinen Druck.
Nochmals: Druck ist kein Problem?
Wenn, dann machen wir uns selbst Druck. Aber: Ich mache mir das nicht, ich freue mich auf die Arbeit. Wir hatten gerade eben eine Kaderplanungssitzung und so etwas macht sehr viel Spaß, denn alle die da mitarbeiten, verstehen sich gut, mit jedem würde ich auch etwas Essen oder ein Bier trinken gehen. Und das ist in diesem Job nicht normal - aber ganz toll. Darüber bin ich sehr glücklich.
Wie wird sich der Kader zusammensetzen?
Aus verschiedenen Zielgruppen. Da sind die Jungprofis, denen wollen wir Spielpraxis verschaffen. Ob Eren Öztürk oder Efe Kaan Sihlaroglu nach seinem zweiten Kreuzbandriss. Wenn wir diesen Jungs Spielpraxis verschaffen, helfen wir auch unserem Cheftrainer Christian Eichner.

Dann wird diese U23 eine wichtige Plattform für unsere U19-Spieler. Natürlich in Absprache mit dem U19-Trainer Ralf Kettemann. Denkbar wäre ein rollierendes System. Allerdings dürfen wir nur drei Spieler einsetzen, die älter als 23 Jahre sind. Diese Spieler nennen wir "Mentoren." Und: für verletzte Profis könnte es auch um Spielpraxis gehen.
Konkret: Wie groß ist die Anzahl der U19-Spieler? Sind sogar noch jüngere Spieler dabei?
Das lässt sich aktuell noch nicht exakt beantworten. Aber bei jüngeren Spielern, da heißt es auch: Aufpassen, wir wollen keinen Spieler verheizen.
Aus Ihren Aussagen folgt: Neuzugänge sind nötig. Unter welchen Prämissen werden die ausgewählt?
Vorab: wir sind Viele, die an der Kaderplanung arbeiten. So etwas kannte ich bisher noch nicht. Zuvor war ich meist auf mich alleine gestellt. Wir werden wohl einen Kader mit 20 Spielern brauchen. Verpflichten werden wir vor allem junge Spieler, die sich entwickeln können.

Spieler, die unsere U23 als mögliches Sprungbrett sehen, um sich bei den Profis zu empfehlen. So etwas ist immer möglich - man denke an unseren Cheftrainer Christian Eichner, der einst diesen Weg sehr erfolgreich gegangen ist. Mit der nötigen Disziplin und dem nötigen Einsatz ist so ein Weg durchaus zu realisieren.
Auch der aktuelle KSC-Kapitän Jerôme Gondorf ging zuerst den Weg über diese Spielklassen. Das sind Beispiele, die wir den jungen Spielern vor Augen führen. Diese Chancen gibt es immer.
Gibt es einen speziellen Spielstil als Vorgabe? Zum Beispiel: Dreierkette - oder etwas Ähnliches?
Nein, das liegt in meiner Entscheidungsgewalt. Aber: wenn der Cheftrainer Wünsche hätte, hätte ich damit natürlich überhaupt kein Problem. Grundsätzlich halte ich die Diskussionen, die über Spielsysteme geführt werden, für zu hoch gehängt.
Ich halte die Basistugenden für notwendiger. Es muss unseren U23-Spielern klar sein, dass sie bei uns rennen und kämpfen müssen, wenn sie irgendwann einmal im BBBank Wildpark rennen und kämpfen wollen. Ob 4-3-3 oder 4-4-2 – das ist nicht so wichtig.

Zudem sind wir flexibel. Klar, die Verzahnung mit den Profis muss eng sein. Die U23 soll keine Satellitenmannschaft sein, es soll die wichtigste Akademiemannschaft werden. Und: ich würde auch gerne mit der aktuellen 2. Mannschaft zusammenarbeiten, es wäre wunderbar, wenn auch in diesem Bereich Synergien entstehen könnten. Ich halte das Projekt unserer Fans mit der jetzigen zweiten Mannschaft für ein Vorzeigeprojekt in Deutschland.
Wer redet mit bei Kaderplanung mit?
Ede Becker, Thomas Konrad, Michael Bischof, Matthias Cuntz, Pascal Huber – wir sind viele und das ist gut so. Es herrscht eine gute Energie bei unseren Sitzungen, man merkt, dass alle richtig Lust auf das Projekt haben.
Wie sieht die Verzahnung zum Profikader aus? Wird es gemeinsame Trainingseinheiten mit den Profis geben? Als Christian Eichner noch Co-Trainer war, hat er solche Einheiten geleitet.
So etwas wäre natürlich toll. Auch für unsere Toptalente ist Individualtraining geplant. Effektive, individuelle Förderung ist da die Überschrift. Natürlich haben unsere besten Spieler im optimalen Fall die Chance, bei Christian mitzutrainieren.

Ein Traumziel ist es - so wie bei ManU - dass Profis und U23, ein, zwei Trainingseinheiten parallel haben. Zeitlich und räumlich, dass somit der Cheftrainer die Chance hat sofort zu regieren, zum Beispiel zu sagen: "Mir ist ein Stürmer ausgefallen. Kommt bitte einer von euch rüber." So etwas ist gezielt leistungsfördernd und motivierend.
Wer wird Ihr Co-Trainer?
Es gibt Gespräche mit kompetenten Kandidaten. Aber es ist nichts entschieden. Wenn es soweit ist, melden wir es.
Kehren wir zur ersten Frage zurück. Sie sind der "Herr der Aufstiege." Wann steigt die KSC U23 in die Regionalliga auf?
(lacht): Das ist das Endziel und es darf nichts anderes sein. Wenn der KSC in der 2. Liga spielt, dann würde sich das Auszahlen. Aber man kann Aufstiege nicht bis ins Detail planen. Wenn wir es uns aussuchen dürften, wo wir in vier bis fünf Jahren spielen, dann wäre das die Regionalliga.

Ich habe auf jeden Fall riesigen Bock auf diese Aufgabe und ich nutze die kommenden Monate für eine intensive Vorbereitung. Ich freue mich und bin extrem motiviert.