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Karlsruhe: Vom Hitzkopf zum Super-Stürmer: Marvin Pourié konnte nach vielen Wechseln beim KSC zu sich finden

Karlsruhe

Vom Hitzkopf zum Super-Stürmer: Marvin Pourié konnte nach vielen Wechseln beim KSC zu sich finden

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    Marvin Pourié umkurvt Torwart Avdo Spahic und schiebt kurz darauf zum 1:0 ein.
    Marvin Pourié umkurvt Torwart Avdo Spahic und schiebt kurz darauf zum 1:0 ein. Foto: Tim Carmele

    Fußballerisch hat Marvin Pourié keine Spuren bei 1860 München hinterlassen. Nicht allzu überraschend, bei nur fünf Einsätzen für die Löwen, gerade mal143 Minuten in der Saison 2009/2010. Darunter waren vom damals 18 Jahre alten Angreifer keine Auftritte, an die Löwen-Fans immer und ewig ehrfurchtsvoll denken müssten.

    Dennoch: Fällt der Name Pourié, dann erinnert sich jeder Anhänger der 60ger sofort an einen Satz: "Marvin, komm' wir gehen!" Gesagt von Rüdiger Pourié - dem einst allgegenwärtigen Vater des im Moment erfolgreichen KSC-Angreifers. Gefallen nach einer handfesten Auseinandersetzung im Training zwischen dem damaligen Hitzkopf Pourié und Löwen-Abwehrrecke Torben Hoffmann. Der Sohn hörte auf den Papa, verließ das Spielfeld - und wurde prompt suspendiert, obwohl er sich später öffentlich für sein Fehlverhalten entschuldigte. Noch heute ärgert ihn, dass er nie nach seiner Darstellung des Vorfalls gefragt worden sei.

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    Foto: Tim Carmele | TMC-Fotografie

    "Ich war auf Erkundungstour"

    Nach dem Engagement im bayerischen ohne Happy End kam die Pourié-Odyssee durch Europa so richtig in Fahrt. Der einstige U-18-Nationalspieler, zuvor schon beim FC Liverpool in England aktiv, tingelte durch Europa, stand bei fast 20 Clubs unter Vertrag. In Dänemark brachte er es zu Champions League-Einsätzen, die Zeiten in Belgien und Russland waren weniger erfolgreich. Seit dem Winter 2017/2108, nachdem er in Dänemark aufs Abstellgleis geschoben worden war, spielt er im Wildpark, erwies sich als Volltreffer für den KSC. Zu dieser ungeplanten Europareise sagt der inzwischen 27 Jahre alte Angreifer: "Ich war auf Erkundungstour!" Er nimmt es wohl mit Humor. 

    Im Badischen scheint er seine fußballerische Heimat gefunden zu haben. "Ich bin glücklich beim KSC. Ich freue mich sehr, für einen Traditionsverein wie den Karlsruher SC auflaufen zu dürfen. Aber besonders wichtig ist es für mich, dass ich wieder zurück in Deutschland bin." Die Anerkennung in Deutschland zu haben, das ist für den Fußball-Weltenbummler enorm wichtig. "Und den Respekt der Mannschaft - das ist toll."

    Marvin Pourié
    Marvin Pourié Foto: Reisenauer

    Pourié empfahl sich schon bei Kaiserslautern bei Schwartz

    Dass er überhaupt zum KSC kam, das hat er - indirekt - den Löwen zu verdanken. Bei den 1860gern suspendiert, spielte er damals in Kaiserslautern vor. KSC-Cheftrainer Alois Schwartz gehörte in dieser Zeit zum Trainerstab der Roten Teufel. Als Pourié Ende 2017 auf dem Markt war, schlug Schwartz sofort zu, eben weil er den Angreifer kannte. Pourié und Schwartz - das passt prächtig. Der Trainer ist ein ehrlicher, bodenständiger und berechenbarer Typ, der klare Vorgaben gibt. Pourié hält sich daran und erhält dafür absolute Rückendeckung. Und die braucht der bullige Angreifer (1,85 Meter; 85 kg), der eigentlich ein sensibler Typ ist.

    Die Ernte dieser vertrauensvollen Zusammenarbeit: Pourié zahlt all das mit tollen, wichtigen Toren zurück. Der KSC belegt - obwohl die Badener vor der Saison fünf Stammspieler verloren - Rang 3 in Liga 3. Und dazu trug Pourié mit seinen sieben Tore bei. In den letzten vier Partien traf er vier Mal. So was nennt man wohl einen Lauf! Der Torjäger bleibt demütig: "Der Trainer sagt immer: Der Fleißige wird belohnt! Die ganze Mannschaft arbeitet hart - auch ich. Im Endeffekt ist es egal wer trifft."

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    Foto: Tim Carmele | TMC-Fotografie

    Aus dem Hitzkopf wurde ein kollegialer Spieler

    Pourié ist nicht der filigrane Feintechniker, der durch klasse Kabinettsstückchen verzückt. Keiner, der Zuckerpässe auf den Rasen zaubert. Aber: Er ackert und rackert. Er ist einer, der Zweikämpfe sucht und oft gewinnt. Sein Job in der Sturmspitze des badischen Traditionsclubs? Bälle halten, warten bis der "kongeniale Partner Toni Fink" (O-Ton Pourié) nachrückt, um den mit ins Spiel einzubeziehen. Oder: hohe Bälle mit dem Kopf auf die Außenpositionen weiterleiten. Zudem ist er bei jedem gegnerischen Standard im eigenen Strafraum zu finden, hilft der Defensive mit seiner Kopfballstärke.

    Der Blondschopf ist nicht mehr der große Hitzkopf von einst. Pourié ist verantwortungsvoller Vater, ist geläutert, ist nicht mehr der bisweilen schnell aufbrausende Luftikus. Er ist kollegial, umgänglich, hilfsbereit. Manchmal erscheint es so, alle wolle er Verpasstes nachholen, wolle vieles auf vielen Gebieten besser machen als zuvor. Hin und wieder agiert er etwas zu verbissen, gibt zu viel Gas, will zu viel und lässt ein wenig die Lockerheit vermissen.

    Dennoch: Beim KSC klappt es im Moment rundum. Dass er sich auf das Duell mit den Löwen freut, ist selbstverständlich.

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