"Ich möchte ein Geständnis ablegen", sagte Arno Glesius zu Beginn seiner Vernehmung vor dem Amtsgericht Karlsruhe, wo am Dienstagmorgen der Betrugsprozess gegen den ehemaligen Fußballprofi und kurzzeitigen Vizepräsidenten des KSC und seine beiden Mitangeklagten Sorin Radu und Michael K. begann.
Staatsanwaltschaft: "Glesius war zentrale Figur"
Die Anklage wirft den drei Beschuldigten "banden- und gewerbsmäßigen Betrug" vor, wie Staatsanwalt Dr. Alexander Stegmiller bei der Verlesung der Anklageschrift sagte. Insgesamt sollen Glesius und seine beiden Mitangeklagten die Unfallkasse Baden-Württemberg in einem Zeitraum von über einem Jahr in insgesamt 23 Fällen um rund 133.000 Euro durch fingierte Warenbestellungen geschädigt haben, für die von der Unfallkasse zwar Geld überwiesen wurde, wofür es aber keine Gegenleistung in Form von gelieferten Waren gab, wie aus der Anklageschrift hervorgeht.
Laut Staatsanwaltschaft soll Glesius die "zentrale Figur" bei diesen Betrügereien gewesen sein. Glesius, der als Beruf als Groß-und Außenhandelskaufmann angab, war seit 2001 bei der Unfallkasse Baden-Württemberg als Sachbearbeiter im Bereich Beschaffung beschäftigt und hatte nach eigenen Angaben quasi "freie Hand", was die Bestellung von Büromaterial oder auch Werbeartikeln anbelangte.
"Ich hatte Geldsorgen, die ich weghaben wollte"
Sein direkter Vorgesetzter habe in der Regel die vorgelegten und von ihm (Glesius) als korrekt gezeichneten Rechnungen ohne weitere Nachprüfung abgezeichnet, gab er zu Protokoll. Im Jahr 2011 habe er den Entschluss zu den von ihm eingeräumten Betrügereien gefasst, weil er Geldsorgen hatte, "die ich weghaben wollte", wie er sagte.
Deshalb habe er sich mit Michael K., mit dessen Firma er für die Unfallkasse Baden-Württemberg schon früher Geschäfte abschloss, abgesprochen, den Betrug zu begehen und den Gewinn im Verhältnis 40 zu 60 zu teilen.
"Ich habe Glesius lediglich einen Gefallen getan"
Michael K. bestritt bei seiner Vernehmung diese Version. Er habe lediglich als Mittelsmann für Warenbestellungen gewirkt, die Glesius bei einer rumänischen Firma, die dem Vater des Mitangeklagte Sorin Radu gehörte, geordert habe.
Seine Rolle sei es gewesen, die Bestellungen in Rumänien zu organisieren, danach mit der Unfallkasse anhand der Lieferscheine abzurechnen und das Geld auf ein rumänisches Konto dieser Firma zu überweisen, so Michael K. Dieses Konto gehörte der Schwester des Mitangeklagten Sorin Radu und darauf hatten sowohl Radu als auch Glesius Zugriff, wie beide zugaben. Radu behauptet, nicht gewusst zu haben, um was für Gelder es sich dabei gehandelt habe.
Er habe Glesius, den er aus dem Fußballgeschäft kannte, lediglich einen Gefallen getan, als dieser ihn bat, ein Konto einzurichten, auf das dieser Einzahlungen vornehmen könne, um Geld an seiner damaligen Ehefrau vorbeizuschleusen, damit "die nicht dran könne", so Radu. Diesen Gefallen habe er ihm mit dem Konto seiner Schwester getan, die nach ihrer Rückkehr nach Rumänien in Deutschland noch ein solches Konto hatte. Er, Radu, habe dort nach Anweisung von Glesius regelmäßig Geld abgehoben und dies dem Angeklagten ausgehändigt.
Prozess geht am Donnerstag in die zweite Runde
Während Glesius seine Schuld einräumte und sagte, dass er "diese Tat bereut", war dies bei den Mitangeklagten nicht der Fall, die nach ihrer Version keine Mittäter waren. Welche der am ersten Verhandlungstag geschilderten Versionen tatsächlich der Wahrheit entspricht oder welche gelogen ist, wie die Vorsitzende Richterin Annette Beese sagte, muss der weitere Verlauf der Verhandlung zeigen, die am Donnerstagsvormittag um 9 Uhr im Schöffensaal des Amtsgericht Karlsruhe ihre Fortsetzung findet.