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Radweg zwischen Grünwettersbach und Wolfartsweier: Wie ist der aktuelle Stand?

Karlsruhe

Hangrutsch, Lärm, Chaos? Warum der geplante Radweg auf der L623 für Ärger sorgt

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    Auf der L623 zwischen Wolfartsweier und Grünwettersbach soll ein Radweg entstehen.
    Auf der L623 zwischen Wolfartsweier und Grünwettersbach soll ein Radweg entstehen. Foto: Thomas Weith

    Der Radweg ist seit Jahren geplant, ein Baubeginn war bereits beschlossen, liegt aber nun erneut auf Eis. Während das Land Baden-Württemberg den Vorteil einer besseren Verbindung bekundet, warnt eine Bürgerinitiative vor massiven Eingriffen in Natur und Landschaft.

    Was ist zwischen Wolfartsweier und Grünwettersbach geplant?

    Der Abschnitt an der L 623 ist etwa 1,2 Kilometer lang. Momentan gibt es dort nur einen schmalen Gehweg, Radfahrer müssen teilweise auf die kurvige Landstraße ausweichen. Vorgesehen ist ein kombinierter Geh- und Radweg mit rund drei Metern Breite plus Sicherheitsstreifen.

    Um die Hänge abzufangen, setzte das Regierungspräsidium Karlsruhe bisher auf das Verfahren „Bewehrte Erde“. Statt hohe Betonwände zu bauen, sollte der Hang großflächig zurückverlegt und aufgeschüttet werden. Diese Lösung wurde inzwischen verworfen. Das Resultat: Es müssen weitere Varianten geprüft werden.

    Bürgerinitiative: „Radweg ja – aber nicht um diesen Preis“

    Die Bürgerinitiative „Radwegprojekt L623“ begrüßt grundsätzlich den Bau eines Radwegs, lehnt aber die aktuell geplante Variante entschieden ab. „Wir wollen einen sicheren und attraktiven Radweg, aber nicht auf Kosten von Natur, Klima und Lebensraum“, sagt Initiator Thomas Weith.

    Auf der L623 zwischen Wolfartsweier und Grünwettersbach soll ein Radweg entstehen.
    Auf der L623 zwischen Wolfartsweier und Grünwettersbach soll ein Radweg entstehen. Foto: Thomas Weith

    Nach Angaben der Initiative haben bereits rund 1.000 Menschen eine Online-Petition unterschrieben. Weith möchte das Anliegen breiter in der Öffentlichkeit streuen: „Vielen ist noch gar nicht bewusst, was für ein massiver Eingriff das ist.“

    Die Kritikpunkte der Bürgerinitiative im Überblick:

    • Zerstörung wertvoller Landschaft: Die Wetterbachschlucht sei nach der Landschaftsschutzverordnung naturdenkmalwürdig, sagt Weith. Geplante Erdbewegungen und Rodungen würden diesen sensiblen Raum unwiderruflich verändern.
    • Gefährdung geschützter Arten: Besonders betroffen sei die größte Population des Feuersalamanders im Karlsruher Stadtgebiet.
    •  Risiken für Anwohner: Durch die Versiegelung von Hängen drohen mehr Starkregenabflüsse, Hangrutsche und eine stärkere Lärmbelastung von der Autobahn.
    • Kosten unklar: Anfangs war von 1,5 Millionen Euro die Rede. Inzwischen rechnet die Initiative mit deutlich höheren Summen.
    • Verkehrsprobleme: Eine Vollsperrung der L 623 für mindestens acht Monate hätte gravierende Folgen für Anwohner, Rettungskräfte und den ÖPNV.
    • Intransparente Planung: Das Projekt sei per Absehensentscheid ohne Umweltverträglichkeitsprüfung genehmigt worden.

    Die allgemeine Forderung der Bürgerinitiative: Eine neue, naturverträgliche Lösung und ein ordentliches Genehmigungsverfahren mit Umweltprüfung und Bürgerbeteiligung.

    Was sind die Argumente der Radweg-Befürworter?

    Der Ortschaftsrat Wettersbach hingegen hat das Projekt mehrfach unterstützt. Die Gründe: Der neue Radweg schließt eine Sicherheitslücke, bietet eine direkte Verbindung zwischen den Stadtteilen und erhöhe die Attraktivität des Radverkehrs.

    Auch das Regierungspräsidium verweist auf die Vorteile: mehr Platz für Radfahrer, mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer. Zusätzlich seien im Zuge der Genehmigungsplanung Ausgleichs- und Vermeidungsmaßnahmen vorgesehen, etwa bautechnisch abgestimmte Schutzmaßnahmen für den Feuersalamander und Ersatzaufforstungen.

    Alternativer Vorschlag: Waldwirtschaftsweg soll ausgebaut werden

    Als Alternative hat die Initiative bereits vorgeschlagen, einen bestehenden Waldwirtschaftsweg auf der anderen Seite der A8 auszubauen. Aus ihrer Sicht wäre das kostengünstiger, naturverträglicher und würde den Verkehr auf der L 623 nicht belasten.

    “Es gibt gute Beispiele für Radwege auf bestehenden Waldwegen, etwa von Ettlingen nach Spessart, oder der Albtalradweg von Waldbronn nach Marxzell”, merkt Thomas Weith an.

    Das Regierungspräsidium hält diese Variante jedoch für nicht umsetzbar. Der Waldweg sei bereits in der Voruntersuchung als Möglichkeit erkannt, überprüft und schließlich ausgeschlossen worden.

    In die Variantenprüfung seien Radfahr- und Naturschutzverbände sowie der Ortschaftsrat eingebunden gewesen – alle hätten sich gegen eine Führung durch den Wald ausgesprochen. Auch die zuständigen Fachbehörden hätten im Baurechtsverfahren dem straßenbegleitenden Weg zugestimmt.

    Wie geht es weiter?

    Ursprünglich sollte der Bau bereits 2025 beginnen. Daraus wird nichts: Die Planungen müssen überarbeitet werden. Geologische Fragen und die Stabilisierung der Hänge sind noch offen. Das Verkehrskonzept und mögliche Alternativstrecken werden im weiteren Planungsprozess mit Kommunen, Fachbehörden und dem ÖPNV abgestimmt.

    Auch die Kosten sind nach wie vor nicht konkret beziffert. Da es sich um eine Landesstraße handelt, soll das Land Baden-Württemberg die Finanzierung übernehmen. Wann tatsächlich gebaut werden kann, ist unklar, derzeit seien noch keine belastbaren Aussagen möglich.

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