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Familienmord in Karlsruhe 1949: Der schockierende Fall von Hermine Dörrmann

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Mord an Hermine Dörrmann: Ein blutiges Familiendrama bewegt 1949 ganz Karlsruhe - Teil 2

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    Norbert Haas demonstriert den Tathergang.
    Norbert Haas demonstriert den Tathergang. Foto: Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Badische Abend-Zeitung 22.11.1950

    Es wurde bereits festgestellt, dass Haas sich nicht immer an die Wahrheit hält und dass das Verhältnis mit seiner Schwiegermutter, die ihn bereits mehrmals angegriffen hat, sehr gespannt ist.

    Die Vorgeschichte haben wir bereits in einem ersten Teil veröffentlicht: Mord an Hermine Dörrmann: Ein blutiges Familiendrama bewegt 1949 ganz Karlsruhe - Teil 1

    Die Mordwaffe Küchenmesser

    Das Verhältnis mit der Schwiegermutter war seit 1942 immer mehr getrübt, erklärt Norbert Haas. Es gab schon mal einen schweren Zusammenstoß mit Haas‘ Schwiegermutter – er ist einmal in die Wohnung zurückgekehrt, um Schuhe für seinen Sohn zu holen, und es kam zu einer Schlägerei – Hermine hat ihn zuerst angegriffen. Sie hat ihm damals mehrmals mit einem Schuh auf dem Kopf geschlagen. Seine Frau Ruth erzählt später, dass Haas seine Schwiegermutter so schlug und würgte, dass sie zum Arzt musste.

    Norbert Haas auf der Anklagebank.
    Norbert Haas auf der Anklagebank. Foto: Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Badische Abend-Zeitung 21.11.1950

    Am Mordtag hat er nicht die Absicht, seine Schwiegermutter zu töten. Er trifft sie zuerst auf der Straße und sie gehen gemeinsam in die Wohnung, um sich zu unterhalten. Aber dann will Frau Dörrmann im Garten arbeiten und schickt ihren Schwiegersohn weg. Etwa zwanzig Minuten später kehrte er zurück in die Wohnung, erzählt Haas, und es ereignete sich eine erregte Unterhaltung, wobei Hermine ihm Vorwürfe macht und ihm die Schuld für den Lebenswandel ihrer Tochter gibt.

    Während Haas seiner Schwiegermutter mit Ohrfeigen droht, nimmt sie das Küchenmesser und bedroht ihn damit, sagt Haas. Dann sei sie mit einem Stuhl über ihn hergefallen. Auf einmal weiß Haas nicht mehr, was als Nächstes geschieht. Er sieht den Körper von Hermine auf dem Boden liegen und denkt, er muss sofort weg.

    Der medizinische Sachverständige, Dr. Rüdinger, erklärt, dass Frau Dörrmann durch drei Schnitte getötet wurde und das Opfer durch Verbluten gestorben sei. Haas für seinen Teil kehrt wieder nach Hause zurück und schickt einen Brief an die Ermordete ab – darin bezeichnet er sie als „Liebe Mutter“.

    Der Mord wird rekonstruiert

    Am zweiten Tag des Prozesses gibt es einen Lokaltermin in der Blücherstraße – vor dem Haus hat sich bereits eine große Menschenmenge versammelt. Haas wird mit Handschellen gebracht und erst nachdem er versprochen hat, sich ruhig zu verhalten, wird er befreit. Hier schildert er noch einmal den Hergang des Mordes und demonstriert den Kampf. Ein Kochlöffel ersetzt die Mordwaffe. Nach der Meinung des Gerichtsmediziners Dr. Pietruski kann sich die Tat nicht so abgespielt haben, wie Haas schildert. Da Haas beispielsweise nur wenige Blutflecken auf seiner Kleidung hatte, liegt es nahe, dass er von hinten an Frau Dörrmann herankam. Auch der zweite Schnitt kam wahrscheinlich von hinten, der dritte von vorn, als das Opfer schon auf dem Boden lag.

    Mit einem Kochlöffel rekonstruiert Haas den Hergang der Tat.
    Mit einem Kochlöffel rekonstruiert Haas den Hergang der Tat. Foto: Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Badische Abend-Zeitung 22.11.1950

    Am dritten Tag der Verhandlung ist der Saal wieder überfüllt. Haas' Frau Ruth, die einen „durchaus glaubwürdigen Eindruck“ hinterlässt, ist fünf Stunden im Zeugenstand. Der Mordprozess ist zum Tagesgespräch geworden – dabei scheint Haas eiskalt zu sein und ohne einen Ausdruck der Reue oder des Bedauerns.

    Haas hätte dem Landgerichtsrat gesagt, seine Frau wollte die Scheidungsklage zurückzuziehen aber Ruth meint, das stimmt überhaupt nicht. Auch Haas' Aussage, er war Einflieger der Messerschmitt-Werke, kann nicht stimmen. Ruth sagt, ihre Mutter hat ein Zeugnis von Messerschmitt gesehen, in dem stand, dass Haas als Schlosser dort gearbeitet hat. Der Staatsanwalt meint, Haas sei ein pathologischer Lügner.

    In dem Prozess geht es hauptsächlich darum, ob Haas seine Schwiegermutter kaltblütig beseitigt hat oder durch das Verhalten der Frauen zu diesem Hass getrieben worden ist, Hermine umzubringen. Aber mehrere Zeugen bezeichnen ihn als Lügner, der nicht weiß, wo die Wahrheit aufhört und die Lügen anfangen.

    Haas versucht, ein Alibi zu verschaffen

    Sieben Stunden nach der Tat ist Haas plötzlich in Kirrlach bei seinem Versicherungsvertreter und schließt eine Lebensversicherung ab. Er sagt dem Vertreter, er wäre vormittags bereits dort gewesen und hätte ihn gesucht. Danach geht er zu einem Bekannten und will mit ihm ins Kino. Ihm sagt er auch, er sei bereits morgens um 11 Uhr bei ihm gewesen.

    Am letzten Tag der Verhandlung ist der Zuhörerraum überfüllt. Haas wird für voll zurechnungsfähig erklärt. Die Verhandlung beginnt mit dem Gutachten der medizinischen Sachverständigen Dr. Rauch und Dr. Schön. „Er jagt Zielen nach, die er nicht erreichen kann“, sagen sie. „Er ist gefühlsarm“. Die medizinischen Sachverständigen bezeichnen Haas als einen abnormen Menschen, der sehr reizbar sei und zu “Phantastereien“ neigt. Eine Geisteskrankheit liegt nicht vor.

    Norbert Haas.
    Norbert Haas. Foto: Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, BNN 21.11.1950

    „Wer solche Schnitte macht, habe nur eines gewollt: Den Tod seines Opfers“, sagt der Staatsanwalt. Er bezeichnet den Mord als heimtückisch und grausam. Er hätte sich in die Wohnung geschlichen und alles ging so blitzschnell, dass Frau Dörrmann keine Zeit hatte, nach Hilfe zu rufen.

    Zanksüchtigkeit der Ermordeten

    Der Verteidiger sagt, Frau Haas war auch nicht ohne Fehler und hatte ihren Mann jahrelang betrogen, und Haas sei nur ein Akteur in einem blutigen Drama gewesen. Und Frau Dörrmann war zanksüchtig. Er sieht keinen Mord, sondern einen Totschlag. Zum Schluss gibt Haas zu, er hat einen Fehler gemacht und bereut seine Tat. Er bittet, dass man ihm wieder den Glauben an Recht und Gerechtigkeit zurückgibt.

    Am Nachmittag des vierten Tages wird Norbert Haas von dem Schwurgericht in Karlsruhe des Mordes für schuldig befunden. Das Gericht spricht lebenslanges Zuchthaus aus. Im Oktober 1951 gibt es eine Revision am Bundesgerichtshof, diese wird jedoch verworfen.

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