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Blutiges Familiendrama in Karlsruhe: Die Geschichte hinter dem Mordfall Hermine Dörrmann

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Mord an Hermine Dörrmann: Ein blutiges Familiendrama bewegt 1949 ganz Karlsruhe - Teil 1

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    Norbert Haas auf der Anklagebank.
    Norbert Haas auf der Anklagebank. Foto: Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Badische Abend-Zeitung 21.11.1950

    Haas bestreitet bis zum Schluss seine Schuld und erklärt, dass er wiederholt von seiner Schwiegermutter schikaniert und angegriffen wurde. Trotz der Bitte seines Verteidigers um eine Einstufung als Totschlag wird Haas zu lebenslanger Haft im Zuchthaus verurteilt.

    Schwiegermutter dem Küchenmesser ermordet

    Am 10. Dezember 1949, genau sechs Jahre auf den Tag nach dem Mord an Gertrud Kirsner, wird die 56-jährige Witwe Hermine Dörrmann von ihrem ehemaligen Schwiegersohn Norbert Haas in der Blücherstraße in der Karlsruhe-Weststadt durch drei Schnitte in die Kehle mit einem Küchenmesser umgebracht.

    Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg erschüttert Karlsruhe ein melodramatischer Mordfall, der dafür sorgt, dass der Gerichtssaal tagelang überfüllt ist. Der Mord findet genau sechs Jahre auf den Tag nach dem Mord an Gertrud Kirsner und auch nicht weit davon entfernt, in der Blücherstraße in der Karlsruher-Weststadt.

    Norbert Haas demonstriert den Tathergang.
    Norbert Haas demonstriert den Tathergang. Foto: Norbert Haas demonstriert den Tathergang. Foto: Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, BNN 22.11.1950

    Am Samstagnachmittag des 10. Dezembers 1949 kommt Hermine Dörrmanns Tochter Ruth nach Hause und wird mit einer grausigen Bluttat konfrontiert – ihre Mutter liegt auf dem Küchenboden mit durchgeschnittener Kehle in ihrem Blut.

    Sie hatte ihre beiden Enkelkinder betreut, als Ruth arbeiten war. Die Mordkommission wird alarmiert und stellt fest, dass der Mord zwischen 10 und 11 Uhr morgens passiert sein muss. Der Hals der Ermordeten war bis zur Wirbelsäule durchtrennt.

    Hermines ehemaliger Schwiegersohn, der 36-jährige Norbert Haas aus Rußheim, wurde morgens im Haus gesehen und scheint der Tat verdächtig zu sein. Nach seiner Verhaftung leugnet er zuerst die Tat.

    Einen Tag später jedoch bricht er zusammen und gesteht, seine Schwiegermutter ermordet zu haben. Er behauptet jedoch, sie hätten eine Auseinandersetzung gehabt, bei der Hermine das Küchenmesser in die Hand genommen hätte. Er hätte sie zu Boden geworfen und konnte sich an das, was danach geschah, nicht mehr erinnern.

    Der fragliche Lebenslauf des Schwiegersohns

    Die Behörden haben Schwierigkeiten, Aussagen von Norbert Haas zu glauben. Er gibt beispielsweise an, Flieger-Ingenieur gewesen zu sein. 1941, behauptet er, war er der einzige Flieger-Ingenieur an der Eismeerfront und zweimal abgestürzt. Danach wäre er vorübergehend geistesgestört gewesen.

    Norbert Haas.
    Norbert Haas. Foto: Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, BNN 21.11.1950

    Nach dem Krieg hat er als selbständiger Kaufmann “Tauschgeschäfte auf ehrlicher Basis“ gemacht. Haas hat sich nur scheiden lassen, sagt er, weil seine Frau ihn dazu gezwungen hätte. Sie hätte gedroht, ihn sonst wegen früheren Schwarzhandelsgeschäften angezeigt.

    Haas hat die Absicht, seine geschiedene Frau wieder zu heiraten – aber ihre Mutter wäre dagegen gewesen – was auch sein Hauptmotiv für den Mord war. Das Paar hat am 2. Dezember 1939 geheiratet – und das auf Druck von Hermine selbst. Haas hatte angegeben, ein größeres Vermögen zu haben – was, wie im Laufe der Zeit klar wurde, nicht gestimmt hat.

    Der Fall kommt vor Gericht

    Erst am 20. November 1950 kommt der Fall vor das Landgericht. Der Mordprozeß ist für vier Tage anberaumt und wird mit größter Spannung erwartet. Zur Verhandlung sind 26 Zeugen und drei medizinische Sachverständige geladen. Haas wolle seine Schwiegermutter beseitigen, heisst es, weil sie sich gegen die Wiederverheiratung von Haas mit ihrer von ihm geschiedenen Tochter Ruth gestemmt hat.

    Mit einem Kochlöffel rekonstruiert Haas den Hergang der Tat.
    Mit einem Kochlöffel rekonstruiert Haas den Hergang der Tat. Foto: Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Badische Abend-Zeitung 22.11.1950

    In olivgrüner Sträflingsuniform steht Haas in der Anklagebank und erzählt über seine Ehe und von seinem Verhältnis mit seiner Schwiegermutter. Seine Frau wäre leichtfertig und hätte die Kinder vernachlässigt.

    Nach dem Krieg, behauptet Haas, hat seine Frau Ruth einen “lockeren Lebenswandel“ geführt und angeblich auch einige Abtreibungen gehabt. Ruth hätte ihn im Sommer 1949 zur Ehescheidung “gezwungen“, obwohl er teilweise weiterhin im Haus gelebt hat und sogar mit Ruth nach Südamerika auswandern wollte – oder zumindest hat er sich letzteres eingebildet.

    Die Schwiegermutter mit dem Schrubber

    Das Verhältnis mit der Schwiegermutter war seit 1942 immer mehr getrübt. Haas berichtet, wie er mehrmals von Hermine Dörrmann geschlagen wurde, mit dem Schrubber, mit einem Schuh oder mit einem Kochlöffel. Im August 1949 zieht er aus dem Haus nach Rußheim.

    Norbert Haas gibt dann an, Anfang Dezember einen Brief von Hermine erhalten zu haben, in dem sie ihn liebevoll anspricht und sagt, sie möchte ausziehen, um das Glück des Paares nicht zu stören. Hermine und ihr Schwiegersohn tauschen danach Briefe miteinander aus – angeblich bekommt er von ihr zwei Versöhnungsbriefe. Haas weigert sich jedoch, diese Briefe als Beweise anzugeben. Er befürchtet angeblich, dass er die Briefe nie wieder erhält.

    Am 10. Dezember kehrt er nach Karlsruhe zurück, um mit Hermine zu sprechen. Er trifft sie an der Ecke Kaiserallee und Blücherstraße und nachdem beide ein paar Kleinigkeiten erledigt haben, treffen sie sich wieder und einigen sich, ins Haus zu gehen.

    Dabei geht Hermine vor, um übles Gerede zu vermeiden und die beiden treffen sich in der Küche. Jedoch unterhalten sie sich nicht lange – Hermine sagt, sie erwarte Besuch und Haas soll gehen. Da er mißtrauisch ist, wartet er eine Weile, dann geht er wieder in die Wohnung. Hermine sitzt alleine in der Küche und es fängt ein Streit an. Beide unterhalten sich über den Lebenswandel von Ruth Dörrmann und beschuldigen sich gegenseitig. Plötzlich hat Haas ein Brotmesser in der Hand und dann weiß er nicht mehr richtig, was passiert ist.

    Der zweite Teil des Mordfalls rund um Hermine Dörrmann wird am 8. September auf ka-news veröffentlicht.

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