ka-news hat mit drei der Betroffenen gesprochen. Die finanzielle Problemlage ähnelt sich stark: Die Kosten sind in den vergangenen Jahren gestiegen, die Einnahmen inklusive Förderungen nicht. Rücklagen gibt es keine. Das Festival Pride Pictures ist ein Non-Profit-Festival. Sprich: Es darf gar keinen Gewinn machen.
Ehrenamt am Limit
Schon heute stützen sich die Vereine auf unbezahlte Arbeit und private Spenden. Doch diese Grenze ist erreicht, warnt Daniela Kreiner vom Sandkorn Karlsruhe: „Wir haben sehr engagierte Mitarbeitende, die weit über den normalen Arbeitstag hinaus tätig sind. Aber irgendwann können wir unsere Angestellten nicht weiter ausbeuten.“

Doppelschlag für „Pride Pictures“
Besonders hart trifft es das queere Filmfestival Pride Pictures. Denn wenn die Stadt kürzt, sinkt auch die Bundesförderung. Dazu kommt ein schwindendes Interesse der Wirtschaft, als Sponsor einzusteigen. Festivalleiter Andres Stockert beobachtet eine wachsende Vorsicht: „Es scheint, als hätten einige Angst, dass eine Regenbogenflagge dem eigenen Image schaden könnte.“
Kulturelle Vielfalt in Gefahr
Letztlich betrachten alle ihre Arbeit als essenziell für die Karlsruher Gesellschaft. Und insbesondere diesen Mehrwert sehen die Betroffenen gefährdet – da genau dieser auch die meisten finanziellen Verluste beinhaltet. Ein Beispiel gibt Kreiner: „Gerade bei Kinder- und Jugendangeboten können die Eintrittsgelder nicht so hoch sein, denn es soll für alle erschwinglich sein. Aber in der Produktion sind diese genauso teuer wie Erwachsenenstücke.“

„Independent Days“: Großer Nutzen, kleines Budget
Für das Filmboard ist es insbesondere ihr eigenes Filmfestival „Independant Days“, welches nicht nur für die Gesellschaft, auch für die Stadt einige Mehrwerte mitbringt. So hat sich das Filmfest durch weitere Projektförderungen das Achtfache des städtischen Förderbetrags verbuchen können. Gelder, die letztlich auch der Stadt selbst zugutekommen. Und dennoch kratzt das Festival mit knapp 14.000 Euro Gesamtbudget bereits an seiner Existenz: „Zur Sicherung unseres europaweit renommierten Festivals bräuchten wir gut das Fünffache an finanziellen Mitteln“, sagt Oliver Langewitz.

Warnung vor der Abwärtsspirale
Weiter sieht Langewitz Karlsruhe in Gefahr: Weniger Kultur bedeute weniger Aufträge, sinkende Steuereinnahmen und mehr Arbeitslose – ein Teufelskreis. Besonders kritisch sei die „Rasenmäher-Taktik“: Pauschal 10 % Kürzung für alle, egal wie groß oder klein die Einrichtung. „Manche müssen ihr Programm kürzen – andere kämpfen ums nackte Überleben.“

Kreiner fordert zudem von der Stadt klare Prioritäten: Fast die Hälfte der Kulturring-Mitglieder sei existenziell bedroht – oft wegen vergleichsweise kleiner Beträge. Dabei locken die Einrichtungen jährlich rund 400.000 Besucher an, die nicht nur Tickets kaufen, sondern auch in der Stadt essen, übernachten und einkaufen.
Stockert ist nicht mehr überzeugt, dass die Stadt in dem Bezug ihre Meinung noch einmal ändern wird. Er kritisiert an Karlsruhe eine generelle gewisse Mentalität: „Solange alles ehrenamtlich ist, ist es toll - denn die Stadt muss sich nicht kümmern. Es ist schön, dass es da ist, aber ausgeben möchte man nichts dafür.“
Kampfgeist statt Resignation: Aufgeben will niemand.
- Das Sandkorn spricht mit allen Fraktionen, beteiligt sich an der Petition #gehtsnochkarlsruhe, trägt Kampagnen-Shirts und verteilt Postkarten.
- Die Independent Days werben um neue Mitglieder im Freundeskreis – 50 bis 100 Unterstützende könnten die Lage stabilisieren. Über Crowdfunding und Förderanträge, wie den neuen Festivaltopf des MWK, versuchen die Kulturschaffenden, ihre Zukunft zu sichern.
- Pride Pictures veranstalten den „Queer-Summer“ in der Schauburg als Spendenaktion und führen eine Social-Media-Kampagne durch.
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