Sie sind in freier Natur anzutreffen, jedoch mitunter auch - und das ist für Menschen unangenehmer - im heimischen Garten, auf dem Esstisch oder manchmal sogar in Häusern, falls sie sich denn dort verirren. Wespen haben allerdings oftmals einen schlechteren Ruf, als sie es verdienen. Wir erklären die Lage im Jahr 2023, was es mit den eigentlich friedfertigen Lebewesen auf sich hat und wie man den fliegenden Insekten am besten (nicht) begegnet.
Wespenplage? Ein prekärer Ruf, der den Tieren vorauseilt
Lange ist die Lebensdauer von Wespen verglichen mit dem Menschen nicht: Die meisten Tierchen leben zwischen bis sechs Wochen. Bei Königinnen ist das anders: Hier ist laut Plantopedia.de eine Lebenszeit bis zu einem Jahr möglich. Dabei ist "Wespen" der Oberbegriff für diverse Untergattungen. Dazu gehören übrigens auch Hornissen, wie Bienen sind die benannten Tierchen der Kategorie Hautflügler (Hymenoptera) zugeordnet.
Im Gegensatz zu Bienen produzieren Wespen ihre Unterkunft nicht aus Wachs, das durch Blütennektar entsteht - sondern aus gesammeltem Holz. Wie der Bund Naturschutz (NABU) erläutert, gibt es nur zwei in Deutschland heimische (soziale) Wespenarten, die es auf Süßspeisen wie Kuchen oder auch Fleisch abgesehen haben: die Gemeine Wespe sowie die Deutsche Wespe. Darunter leiden würden mitunter die Hornisse sowie Langkopfwespen, deren Nester von Menschen dann ausgeräuchert oder anderweitig entfernt werden.
Wespen im Jahr 2023: Die aktuelle Situation
Ein milder Frühling sowie warme Temperaturen zu einem relativ frühen Zeitpunkt begünstigen einen Sommer, in dem außerordentlich viele Wespen anzutreffen sind. Das scheint im Jahr 2023 der Fall zu sein: Der bayerische Naturschutzverband (LBV) erklärte noch im Juni, dass in Deutschland jüngst im Rahmen einer Zählaktion besonders viele Hornissen gemeldet worden seien. Das ist zwar einerseits erfreulich, bildet laut Biologe Michael Ohl jedoch nicht die derzeitige Gesamtsituation ab.
Der Forscher vom Naturkundemuseum in Berlin hat sich beruflich der Wespenforschung verschrieben. Weltweit reiste er bereits umher, um verschiedene Gattungen unter die Lupe zu nehmen. Der Wissenschaftler erklärt, dass die Tierchen oftmals auf Ablehnung stoßen. Auch die Verwechslung zu Bienen, die gar nicht gelb-schwarz sind, ist dem Wespenforscher ein Dorn im Auge. Wie bewertet der Experte die diesjährige Situation im Hinblick auf Wespen? Zwar habe die überwiegende Trockenheit bis Juli 2023 Auswirkungen auf die fleischliche Nahrung, insgesamt seien die Temperaturen jedoch günstig gewesen, erklärt uns Ohl vom Museum für Naturkunde in Berlin. Nach seinem Empfinden nach handele es sich bislang weniger um ein "Wespenjahr", als mehr um ein durchschnittliches im Hinblick auf den Bestand der Wespenarten.
Wespen und Hornissen "stechen nur, wenn sie massiv gestört werden"
Wespen sind faszinierende Lebewesen. Es gibt nur ein Problem: Dann und wann werden sie aggressiv und stechen. Für Melanie von Orlow, Expertin beim Bund Naturschutz (NABU), steht jedoch fest, dass hier auch "Mythen und Vorurteile" im Raum stehen. Die Biologin wird auf der Website zitiert, dass "nur wenige Menschen mit der Lebensweise von Wespen oder Hornissen vertraut sind". Aufklärung sei enorm wichtig, denn kaum eine andere Tiergruppe würde bei Personen derart heftige Reaktionen auslösen. Tarja Richter vom bayerischen Naturschutzverband LBV pflichtet ihr bei: "Weder sind Hornissen sonderlich aggressiv noch sind ihre Stiche gefährlicher als die von anderen Wespen oder Bienen. Sie sind im Gegenteil sogar sehr friedfertig und stechen nur, wenn sie massiv gestört oder verfolgt werden." Wenn es dann doch mal passiert, können diese Stiche schmerzhaft sein.
Wespen vertreiben: Was sie anlockt und was man dagegen tun kann
Der NABU gibt zudem Tipps, wie man die manches Mal lästigen Insekten möglichst schnell loswerden kann: Nahrungsmittel nicht im Freien stehen lassen, sondern stattdessen zumindest abdecken. Menschen - speziell Kinder - sollten nach dem Essen den Mund abwischen, damit Wespen nicht angelockt werden. Weitere Reize, die anziehend auf Wespen wirken:
- Parfüms oder andere starke Düfte
- Bunte Kleidung
Aggressiv macht Wespen und Co., wenn Menschen panisch werden und versuchen, sie mit Rumfuchteln zu vertreiben, erklärt die Stadt Karlsruhe.
Was den "unspezifischen Insektenfang" der fliegenden Zeitgenossen im Freien betrifft, gibt es durch das Bundesnaturschutzgesetz derweil strenge Auflagen, erläutert der NABU. Umweltverbände weisen darauf hin, dass eine Entfernung ausschließlich durch geschultes Fachpersonal stattfinden sollte, dazu gehören Kammerjägerinnen und -jäger sowie Imkerinnen und Imker. Ansprechpartner können hierfür auch Umweltämter oder Naturschutzbehörden sein.
Übrigens werden mitunter Insekten in Lebensmitteln verarbeitet.
Wespen nutzen dem ökologischen Gleichgewicht
Der Nutzen von Wespen steht außer Frage: Sie nehmen schon deshalb im Ökosystem eine bedeutende Rolle ein, weil sie Schädlinge vertilgen - und diese auch an ihren Nachwuchs verfüttern. Man sollte sich also gut überlegen, ob und wie man gegen die Tierchen vorgeht. Darüber hinaus tragen Wespen zur Bestäubung von Blumen bei und ernähren sich mitunter von dem süßen Nektar, erläutern Tierschutzbünde.
Laut Wespenforscher Michael Ohl sind hiesige Wespenarten wie die Gemeine Wespe oder Deutsche Wespe zwar nicht vom Aussterben bedroht. Geht es jedoch um zahlreiche andere Wespenarten wie die Hornisse, sehe die Lage schon anders aus. Sie ist in den vergangenen Jahren seltener geworden und hat mit mehr als "nur" Umweltgiften und dem Klimawandel zu kämpfen. Was ihr zu schaffen macht: In unseren gepflegten Naturlandschaften gibt es immer weniger Altholz, worin Hornissen sich mit Vorliebe einnisten. Daher sind sie gezwungen, zunehmend auch menschliche Lebensräume dafür auszusuchen, erklärt uns Ohl. Aus Angst werden die vermeintlich gefährlichen Tiere dann oftmals entfernt.
Hornissen stehen gesetzlich unter "besonderem Naturschutz", Brutstätten und Nester darf man nicht privat entfernen. Wichtig ist diesbezüglich auch zu wissen: Bei einem Abstand von etwa zwei Metern stellen Hornissen keine Gefahr dar, sie sind eher scheue Tiere.
Dafür breitet sich in Deutschland die Asiatische Hornisse aus. Wie erkennt man sie?