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Stechmücken und Klimawandel: Sind die fiesen Insekten jetzt länger aktiv?

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Stechmücken und Klimawandel: Sind die fiesen Insekten jetzt länger aktiv?

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    Stechmücken sind Blutsauger. Hat der Klimawandel darauf Einfluss, wie lang sie aktiv sind?
    Stechmücken sind Blutsauger. Hat der Klimawandel darauf Einfluss, wie lang sie aktiv sind? Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbolbild)

    Der Klimawandel sorgt in Deutschland unter anderem für häufigere Hitzewellen und Starkregenereignisse, die zu Hochwasser führen können. Und insgesamt wird es langfristig wärmer in Deutschland. Das sind Bedingungen, die für Stechmücken ideal sind – mit schwerwiegenden Folgen.

    Stechmücken lieben es feucht und warm. Nach Regenfällen im Sommer werden Pfützen zu Kinderstuben neuer Generationen der geflügelten Insekten, und sie können sich in der Sommerhitze gut entwickeln. Allerdings verändern die klimatischen Bedingungen auch die Aktivität von Stechmücken. Werden sie in Zukunft länger aktiv sein? Wie der Klimawandel und die blutsaugenden Insekten zusammenhängen, lesen Sie hier.

    Aktivität von Stechmücken: Welche Rolle spielt der Klimawandel?

    Der Klimawandel verändert die Aktivität von Mücken: „Je früher im Jahr und je länger es warm ist, desto länger ist die Gemeine Hausmücke draußen aktiv und sticht auch“, erklärte die Biologin Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) im brandenburgischen Müncheberg bereits 2024 gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa)

    Stechmücken wird es im frostigen Winter in Deutschland eigentlich zu kalt. Die Männchen der Gemeinen Hausmücke, die häufigste Stechmückenart in Deutschland, sterben im Normalfall im Herbst. Die Weibchen überleben den Winter: Je nach Entwicklungsstadium können die Tiere im Ei oder als ausgewachsenes Tier die kalte Phase überstehen. Bleibt es im Herbst länger mild, sind die Winter nicht kalt genug oder wird es im Frühjahr schon früher warm, bleiben die Tiere das Jahr über entsprechend länger aktiv.

    Übrigens: Viele Insekten halten sozusagen Winterschlaf. Stechmücken überwintern auch teilweise in Wohnungen und Kellerräumen - und können dort weiterhin stechen, wenn es draußen schon viel zu kalt ist.

    Klimawandel und Stechmücken: Neues Klima, neue Arten

    Die klimatischen Bedingungen dafür, dass sich neue Stechmückenarten in Deutschland ausbreiten können. So wurde jüngst in Brandenburg eine neue Stechmückenart nachgewiesen, die eigentlich nur in südlicheren Ländern vorkommt: Anopheles hycranus. Das Vorkommen dieser Art in Deutschland hänge wahrscheinlich mit den Klimaveränderungen zusammen, erklärte der Biologe Helge Kampen vom Friedrich-Loeffler-Institut der dpa.

    Mit den neuen Stechmückenarten in Deutschland kommen auch neue Gefahren: Viele tropische Stechmücken können neue Krankheiten übertragen. Die Asiatische Tigermücke kann beispielweise laut dem Umweltbundesamt Dengue-Viren, Chikungunya-Viren, Fadenwürmer (Dirofilarien), Zika-Viren und mehr Krankheitserreger übertragen.

    Der Klimawandel macht es auch den Krankheitserregern leichter, sich zu entwickeln: „Wir können im Labor nachweisen, dass sich Viren in Stechmücken schneller vermehren können, wenn die Temperaturen höher sind. Da gibt es einen klaren kausalen Zusammenhang zur Klimaerwärmung“, sagte Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.

    Stechmücken und Klimawandel: Werden heimische Arten auch gefährlicher?

    Allerdings warnt das Umweltbundesamt auch davor, dass der Klimawandel die Virenverbreitung auch durch heimische Stechmückenarten begünstigt. „Im Zuge des Klimawandels könnten sich die Bedingungen für die Erregerübertragung auch in Deutschland zukünftig weiter verbessern“, erklärt das Umweltbundesamt.

    Heimische Arten können beispielsweise das das West-Nil-Virus verbreiten, das laut Robert Koch-Institut 2019 erstmals in Deutschland beim Menschen nachgewiesen wurde. Im Jahr 2020 wurde erstmals ein Todesfall durch das Virus registriert. Der Klimawandel verändert allerdings die Übertragung von Krankheiten: Die Entwicklung der Krankheitserreger in den Mücken sei ein temperaturabhängiger Prozess, der sich beschleunigen könnte, sagte Doreen Werner. Auch die Zeitspanne der Übertragungen könnte sich verlängern. „Das ist nicht optimal für uns. Die Verbreitung etwa des West-Nil-Virus passiert dann schneller“, sagte die Biologin. 2024 begann die Stechmückensaison ihr zufolge bereits etwa drei bis vier Wochen früher als üblich. 

    Übrigens: Vorsicht ist geboten, wenn sich ein Mückenstich entzündet. In manchen Fällen können zunächst harmlos wirkende Mückenstiche zu einer Blutvergiftung führen - Betroffene müssen auf bestimmte Anzeichen achten. Am besten schützt man sich vor Mückenstichen, indem man vorbeugend handelt. Dabei helfen zum Beispiel Fliegengitter.

    Stechmücken-Saison: Wie lange sind Stechmücken 2025 aktiv?

    Bisher war das Jahr 2025 kein besonders intensives Mückenjahr – im Gegenteil. Grund dafür, dass es bislang in weiten Teilen Deutschlands nicht besonders viele Stechmücken gab, ist laut Experten die Trockenheit: „Es gibt einfach weniger Brutplätze – etwa ausgetrocknete Feuchtgebiete oder leere Regentonnen“ sagte etwa Renke Lühken vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg gegenüber dem ZDF. Stechmückenpopulationen vermehren sich laut dem Institut leichter, wenn sich lange, warme Perioden mit Starkregenereignissen abwechseln.

    Die geringe Zahl an Mücken bedeute jedoch keine Entwarnung für den Sommer. „Auch kalte Winter oder trockene Frühjahre beeinflussen den Sommer kaum“, so der Experte. „Wenn im Juli oder August starke Regenfälle kommen, können Mückenplagen dennoch ausbrechen.“ Auch der NABU warnt vor einem Stechmücken-Sommer: „Durch den vielen Regen haben sich Tümpel oder Pfützen gebildet, die sich jetzt ideal für die Eiablage eignen“, zitierte t-online im Mai 2025 den Experten Julian Heiermann vom NABU. „Das kann ein sehr mückenreicher Sommer werden.“

    Wie lange die Mückensaison 2025 dauern könnte, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Die gesamte Entwicklung vom Ei über die Larve und Puppe bis zum adulten Tier dauert, abhängig von Art und Temperatur, rund drei Wochen. Das erklärt das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Das bedeutet: Bereits eine Starkregenphase oder ein Hochwasserereignis können reichen, dass sich in kurzer Zeit viele Stechmücken bilden können. Auch in der zweiten Jahreshälfte können sich die Bedingungen für die Mückenpopulationen entsprechend schnell verändern. Dann droht plötzlich schnell eine Schnaken-Plage.

    Übrigens: Im Sommer sind auch andere Blutsauger unterwegs: Die Hirschlausfliege breitet sich momentan in Deutschland aus und gilt als „fliegende Zecke“. Wer aber eine dicke Schwellung an der Haut entdeckt, die zu groß für einen Mückenstich ist, könnte auch von einer Kriebelmücke gebissen worden sein

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