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Spinnen: So gefährlich ist die Sydney-Trichternetzspinne

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Spinnen: So gefährlich ist die Sydney-Trichternetzspinne

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    Rekord: Die Sydney-Trichternetzspinne „Herkules“ ist von Beinspitze zu Beinspitze 7,9 Zentimeter lang. Doch wie gefährlich ist die Art?
    Rekord: Die Sydney-Trichternetzspinne „Herkules“ ist von Beinspitze zu Beinspitze 7,9 Zentimeter lang. Doch wie gefährlich ist die Art? Foto: Caitlin Vine, dpa (Archivbild)

    Australien ist die Heimat zahlreicher gefährlicher Tiere: Giftschlangen, Haie, Quallen und natürlich zahlreiche giftige Spinnen. Eine davon ist besonders bekannt: die Sydney-Trichternetzspinne.

    Ihr wissenschaftlicher Name lautet Atrax robustus. Sie ist Australiens gefährlichste Spinne, wie die University of Melbourne schreibt, und gilt damit auch als gefährlichste Spinne der Welt. Sie ist demnach besonders aggressiv und hochgiftig. Doch ist ihr Biss auch für den Menschen tödlich? Wie viel Gefahr geht wirklich von ihr aus? In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte über die Sydney-Trichternetzspinne.

    Sydney-Trichternetzspinne: Wie sieht die Giftspinne aus?

    Das Aussehen der Sydney funnel-web spider, wie die Sydney-Trichternetzspinne auf Englisch heißt, mag jedem Mensch mit Spinnenangst die Haare zu Berge stehen lassen: Der Atlas of Living Australia (ALA) beschreibt die Giftspinne als glänzend und dunkel gefärbt, von blauschwarz über schwarz bis zu braun oder Pflaumenfarben.

    Besonders furchteinflößend sehen die Kieferklauen der Spinne aus, die die Uni Melbourne als „große, kräftige Reißzähne“ bezeichnet. Während die acht dicken Beine der Spinne mit langen Haaren besetzt sind, erscheint der mittlere Teil des Spinnenkörpers, der sogenannte Carapax, glatt und glänzend. Am Ende des Hinterleibs besitzt die Sydney-Trichternetzspinne laut ALA fingerartige Stacheln.

    Doch so gruselig die Sydney-Trichternetzspinne aussehen mag – vor allem, wenn sie bei Bedrohung ihre vorderen Beine aufstellt: Ihre Größe überrascht dagegen. Die Spinne ist nämlich nicht so groß, wie viele Arachnophobiker sie sich vorstellen: Lediglich 1 bis 5 cm Körperlänge hat die Art laut dem ALA. Das kurzlebige Männchen ist kleiner als das Weibchen, hat aber längere Beine.

    Als Rekord gilt derzeit das Spinnen-Männchen „Hercules“, das Anfang des Jahres 2024 nördlich von Sydney gefunden und anschließend an den Australian Reptile Park übergeben wurde, wie der Guardian berichtete. Seine Größe: stolze 7,9 Zentimeter von einem Ende zum anderen!

    Sydney-Trichternetzspinne: Wo lebt sie und wie verbreitet ist sie?

    Wo die Spinnenart vorkommt, lässt sich schon dem deutschen Namen entnehmen. Sie ist in den Küstenregionen des östlichen Bundesstaates New-South-Wales zu finden, wo sich die namensgebende Metropole Sydney befindet. In deren Umkreis von rund 100 Kilometern leben am meisten Sydney-Trichternetzspinnen, heißt es im ALA.

    Wie andere Arten der Trichternetzspinnen leben die Sydney-Trichternetzspinnen in Höhlen, an deren Ausgang sie ein trichterförmiges Netz weben, das der Art ihren Namen gibt. Oft leben sie in Kolonien aus hunderten Tieren, wie die University of Melbourne erklärt.

    Die Spinnenart ist nachtaktiv, wie der ALA erklärt. Demnach suchen die Tiere tagsüber Schutz in kühlen, feuchten Verstecken. Im Spätsommer und Herbst verlassen vorwiegend die Männchen ihre Höhlen und wandern umher, um auf die Suche nach den Weibchen zu gehen. Dabei gelangen sie in städtischen Gebieten oft in Hinterhöfe, Wohnungen oder fallen in Swimmingpools, wo sie dank Luftblasen an den Haaren ihres Körpers bis zu 24 Stunden überleben können, heißt es im ALA-Steckbrief über die Spinne. Nach starken Regenfällen sind die Spinnen zudem aktiver, da ihre Höhlen überflutet werden können.

    Giftigste Spinne der Welt: Lebensweise der Sydney-Trichternetzspinne

    Das trichterförmige Netz, das im Eingang des Spinnenbaus endet, dient der Spinne zum Jagen. Sie eilt aus ihrem Bau, wenn potenzielle Beutetiere wie Käfer, Schaben, kleine Eidechsen oder Schnecken über die seidenen Fäden laufen, die die Spinne außen am Bau angebracht hat. Dann kehren sie in ihre Höhle zurück, um ihre Beute zu verzehren.

    Bei Bedrohung oder Provokation zeigen Trichternetzspinnen laut ALA ein aggressives Verhalten, indem sie sich auf die Hinterbeine stellen und ihre Vorderbeine und Reißzähne zeigen. Wenn sie zubeißen, halten die Trichternetzspinnen ihr Opfer fest im Griff und beißen oft wiederholt zu.

    Biss der Sydney-Trichternetzspinne: Wie wirkt ihr Gift?

    Atrax robustus ist wie die verwandten anderen Trichternetzspinnen extrem giftig. Das Gift greift das Nervensystem an. Robert Raven, Kurator für Spinnentiere am Queensland Museum, erklärte gegenüber Australian Geographic, dass das im Gift enthaltene Atraxotoxin-Protein für die schwerwiegenden Auswirkungen auf das Nervensystem verantwortlich ist – es schließt die Synapsen in den Nerven kurz und stoppt den Entspannungszyklus. Die Folge: Die Nerven feuern dann ununterbrochen Signale.

    Wie die University of Melbourne und der ALA berichtet, können innerhalb von Minuten nach einem Biss folgende Symptome auftreten:

    • Taubheitsgefühl im Mundbereich und Zungenkrämpfe
    • Herzrasen
    • Muskelzucken
    • Übelkeit und Erbrechen
    • Bauchschmerzen
    • Akute Magenerweiterung
    • Schweißausbrüche, Speichel- und Tränenfluss sowie Gänsehaut
    • Desorientierung und Verwirrung
    • Bewusstlosigkeit

    Der Biss eines Männchens kann in nur 15 Minuten zum Tod führen, warnt die University of Melbourne. Wie viel Gift die Spinne dafür genau braucht, ist laut der Universität und dem ALA nicht bekannt. Allerdings reichen bereits 0.2 mg/kg Körpergewicht, um einen Javaneraffen (Macaca fascicularis) umzubringen.

    Bemerkenswert ist laut der University of Melboune nämlich, dass das Gift offenbar besonders Primaten angreift, während andere Säugetiere relativ resistent sind. Katzen oder Hunde können das Gift laut Robert Raven innerhalb einer halben Stunde komplett abbauen, ganz ohne Probleme. Beim Menschen ist das anders – der sollte sich also in Acht nehmen vor einem Biss.

    Spinnenbiss: Wie gefährlich ist die Sydney-Trichternetzspinne?

    Der Biss einer Sydney-Trichternetzspinne selbst ist laut dem ALA aufgrund der großen Reißzähne der Spinne sehr schmerzhaft und wird deshalb oft bemerkt. Dann besteht ein medizinischer Notfall: Laut der University of Melbourne muss unverzüglich erste Hilfe geleistet, ein Notruf abgesetzt und ein Krankenhaus aufgesucht werden. Health direct, der Gesundheitsinformationsdienst der australischen Regierung, rät dazu, ruhig zu bleiben und den gebissenen Körperteil per Druckverband abzubinden, bis der Notarzt eingetroffen ist. Der Verband verlangsame den Übergang des Spinnengifts in die Blutbahn, so health direct.

    Laut der University of Melbourne sind bislang 13 Menschen erwiesenermaßen an dem Biss einer Sydney-Trichternetzspinne gestorben. Alle bekannten Fälle gehen auf männliche Tiere zurück. Die gute Nachricht: Seit 1981 sind keine Todesfälle mehr bekannt geworden. Denn in diesem Jahr machte die Medizin einen entscheidenden Fortschritt.

    Biss der Sydney-Trichternetzspinne: Gibt es ein Gegengift?

    Dass seit einigen Jahren niemand mehr am Biss der giftigen Sydney-Trichternetzspinne gestorben ist, ist einem Gegengift zu verdanken, mit dem die Bisse behandelt werden. Entwickelt wurde das Gegengift laut dem ALA in den Commonwealth Serum Laboratories in Melbourne von einem Team um den Wissenschaftler Struan Sutherland. Seit 1981 steht es zur Behandlung zur Verfügung.

    Kurios ist, dass im September 2012 die Vorräte an Gegengift zur Neige gingen. Deshalb wurde die Öffentlichkeit kurzerhand aufgefordert, die weltweit gefährlichste Spinnenart zu fangen, damit ihr Gift gewonnen werden konnte. Für eine Dosis Gegengift müssen etwa 70 Spinnen gemolken werden, erklärt der ALA. Aus dem Gift wird dann das Gegengift hergestellt.

    Deswegen werden Sydney-Trichternetzspinnen auch im Australian Reptile Park gehalten, der 2024 das Riesen-Exemplar „Herkules“ aufgenommen hat. Der Park betreibt ein Melkprogramm, bei dem Gift von unterschiedlichen Gifttieren – darunter auch hochgiftige Schlangen – gewonnen wird.

    Übrigens: Auch in Deutschland gibt es giftige Spinnen – etwa den bissigen Ammen-Dornfinger – und im Nachbarland Italien sind erst neulich zwei Menschen am Biss einer Giftspinne gestorben. Außerdem gibt es immer wieder Gerüchte, dass beispielsweise exotische Bananenspinnen in deutschen Supermärkten auftauchen oder die Braune Einsiedlerspinne aus den USA in Europa gesichtet wurde. Die berüchtigte Nosferatu-Spinne breitet sich tatsächlich bei uns aus.

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