Angst vor Schlangen? Darauf wissen die Viertklässler am Donnerstagvormittag eine klare Antwort: "Nein", tönt es einstimmig aus dem Sitzkreis, lediglich einen gewissen Respekt gestehen die Grundschüler den schlängelnden Reptilien zu. Und diese kennen sie nicht nur aus dem Dschungelbuch: Ringelnattern wollen einige von ihnen bereits vor der Haustür gesehen haben.
Gifte Schlangen auch in Baden-Württemberg
Kann das sein? Schlangen in Karlsruhe? "Ja, auch hierzulande gibt es Schlangen - um genau zu sein sechs Arten", erklärt Michael Waitzmann, Sachgebiet Artenschutz, vom LUBW - "neben Ringnattern sind in Baden-Württemberg auch Wasser-, Äskulap- und Schlingnattern, Kreuzottern und Aspisvipern beheimatet." Nicht dazu gehöre die Blindschleiche - bei ihr handele es sich um eine Echsenart, die oft fälschlicherweise als Schlange bezeichnet werde.
"Giftig sind davon die Aspisvipern und die Kreuzottern", betont Waitzmann. Dass diese Zeitgenossen alles andere als angriffslustig sind, sondern nur zur Verteidigung ausholen, mildere zwar die Gefahr auf Menschen. Jedoch musste der Experte selbst bereits am eigenen Leibe feststellen, dass Schlangen nicht ankündigen, wenn sie sich von Dritten bedroht fühlen: "Ich wurde schon einmal von einer Kreuzotter in die Hand gebissen - mein Arm wurde ganz dick, natürlich tat das auch weh." In Karlsruhe selbst sei ein solcher Zwischenfall jedoch undenkbar: Die giftigen Kreuzottern halten sich vor allem im Schwarzwald auf. Rund um die Fächerstadt finde man meist nur Schein- und Ringelnattern, wie die Kids bereits richtig beobachtet hatten.
Schlitzaugen oder Kulleraugen?
Aber wie kann man eigentlich giftige von ungiften Schlangen in unterscheiden? Ein tiefer Blick ins Auge des Reptils verrät die Antwort, wie Waitzmann erklärt: "Hat die Schlange runde Kulleraugen, ist sie ungefährlich - hat sie hingegen senkrechte Schlitzaugen, kann man davon ausgehen, dass sie giftig ist." Dieses Muster sei jedoch nur in Europa anzuwenden - in asiatischen Ländern treffe diese Methode nicht immer zu. Während Kobras und Klapperschlangen dort bis zu acht Metern lang werden, weisen die tierischen Kollegen in Baden-Württemberg lediglich eine Länge von bis zu 1,80 Meter auf.
"Leider treffen wir auch in Karlsruhe immer mal wieder auf ausgesetzte Exoten-Schlangen, die zuvor in Terrarien gehalten wurden", so Waitzmann weiter - "dabei ist ihr Immunsystem nicht an die hiesigen Klimaverhältnisse angepasst, sodass sie ohne Hilfe nicht lange in der freien Natur überleben würden." Ein solches ausgesetztes, jedoch weniger tropisches Exemplar, hat der Experte den kleinen Ausstellungsbesuchern am Donnerstag mitgebracht: "Diese amerikanische Kornnatter haben wir in Grötzingen gefunden - da ist sie entweder ausgebüxt oder ausgesetzt worden."
Die Ausstellung "Von Wassernattern und Höllenottern - Schlangen in Baden-Württemberg" ist noch bis zum 12. April 2015 geöffnet.