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Insekten und Spinnen
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Plötzlich Kakerlaken daheim? Diese Waldschaben machen sich in deutschen Haushalten breit

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Plötzlich Kakerlaken daheim? Diese Waldschaben machen sich in deutschen Haushalten breit

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    Küchenschaben übertragen Bakterien und Pilzsporen auf Lebensmittel.
    Küchenschaben übertragen Bakterien und Pilzsporen auf Lebensmittel. Foto: Stephanie Pilick, dpa (Symbolbild)

    In den Sommermonaten kommt es vermehrt zu Sichtungen von Bernstein-Waldschaben in Wohnungen – oft sorgt das für Verwirrung. Denn auf den ersten Blick ähneln sie der Deutschen Schabe, einem bekannten Hygieneschädling. Laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR) führt diese Ähnlichkeit regelmäßig zu Verwechslungen. Tatsächlich ist die Bernstein-Waldschabe aber harmlos und bleibt nicht dauerhaft im Haus – im Gegensatz zur Deutschen Schabe, die als Hygieneschädling gilt.

    Waldschabe: Verwechslung mit Kakerlaken - so erkennt man den Unterschied

    Im direkten Vergleich zeigen sich zwischen der harmlosen Bernstein-Waldschabe (Ectobius vittiventris) und der Deutschen Schabe (Blattella germanica) deutliche Unterschiede in Aussehen, Verhalten und Lebensweise. Wie das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg darlegt, ist die Bernstein-Waldschabe stroh- bis horngelb gefärbt, etwa 9 bis 15 Millimeter lang und besitzt glasig-gelbliche, schwach gemusterte Flügel, mit denen beide Geschlechter aktiv fliegen können. Auffällig ist zudem ihr gleichmäßig gefärbter Halsschild ohne schwarze Längsstreifen – ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Laut eines Berichts von RP Online fühlen sie sich besonders in der Nähe von Laubwäldern wohl und halten sich tagsüber bevorzugt in dunklen, feuchten Verstecken wie Laubhaufen oder unter Rinde auf.

    Die Deutsche Schabe hingegen misst 13 bis 16 Millimeter, ist braun bis dunkel-lehmfarben und trägt zwei markante schwarze Streifen auf dem Halsschild. Sie ist vorwiegend nachtaktiv, lichtscheu und verbringt den Tag in dunklen, feuchten Verstecken. Anders als Waldschaben ist sie als Hygieneschädling bekannt: Sie verunreinigt Lebensmittel, überträgt Krankheitserreger und kann sich dauerhaft in Innenräumen etablieren. Waldschaben dagegen leben im Freien, ernähren sich von verrottendem Pflanzenmaterial und überleben in Wohnungen meist nur wenige Tage, schreibt das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg.

    Was treibt die Waldschabe in unsere Häuser?

    Die zunehmende Präsenz der Waldschaben hängt laut dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) unter anderem mit dem Klimawandel zusammen. Höhere Temperaturen und mildere Winter begünstigen ihre Vermehrung und Ausbreitung. Zudem zeigt sich, dass die Schaben nachtaktiv sind – Hausbewohner entdecken sie daher meist abends, wenn sie durch das Licht angelockt werden. Insbesondere warme und trockene Sommer fördern das verstärkte Auftreten der Insekten, die sich dann in größerer Zahl in der Nähe von Gebäuden aufhalten und vereinzelt auch in Wohnungen gelangen – dort jedoch meist nur wenige Tage überleben, wie das LAVES mitteilt.

    Warum die Waldschabe harmlos ist

    Die inatura Erlebnis Naturschau in Dornbirn – ein naturwissenschaftliches Landesmuseum in Vorarlberg (Österreich)– bestätigt die Unbedenklichkeit der Bernstein-Waldschabe. Die ursprünglich aus Südeuropa stammende Art gilt aus menschlicher Sicht sogar als nützlich, da sie sich von zersetzendem Pflanzenmaterial ernährt. In heißen Sommern kann es allerdings zu einer verstärkten Vermehrung kommen, wodurch sich die tagaktiven und flugfähigen Tiere häufiger in Wohnungen verirren.

    Wie zufällig diese Begegnungen oft sind, erklärt Prof. Dr. Martin Husemann, Biologe am Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe, im Gespräch mit MDR WISSEN: „Wenn es sich um Bernstein-Waldschaben handelt, dann haben die sich einfach verlaufen.“ Die Tiere seien für Menschen völlig ungefährlich, könnten sich in Innenräumen nicht vermehren und würden ohne passende Nahrungsquellen schnell wieder sterben.

    Was will die Waldschabe eigentlich in der Küche?

    Auch die Frage, was diese Schaben überhaupt in der Küche wollen, beantwortet Husemann klar: nichts, was uns Sorgen machen müsste. Weder die Bernstein-Waldschabe noch ihre Verwandte, die Tanger-Waldschabe, interessieren sich für unsere Vorräte oder planen, sich häuslich niederzulassen. Im Herbst legen sie ihre Eikapseln – sogenannte Ootheken – draußen unter Baumrinde ab. Ihre Nachkommen entwickeln sich in der Natur, nicht hinter dem Sofa. Im Haus seien sie harmlose Zufallsgäste – und anders als die Tanger-Schabe, könne die Bernstein-Waldschabe sogar fliegen. Beide Arten zählen laut Husemann zu den sogenannten Neozoen – also Tierarten, die erst seit kurzem in unseren Breitengraden vorkommen.

    Laut inatura überleben Bernstein-Waldschaben in Wohnungen mangels Nahrung nur wenige Tage. Eine chemische Bekämpfung sei daher nicht notwendig. Stattdessen könne das Wissen um die äußeren Unterscheidungsmerkmale – etwa der einheitlich braune Halsschild im Gegensatz zu den markanten Streifen der Deutschen Schabe – helfen, unnötige Maßnahmen und übertriebene Reaktionen zu vermeiden.

    Wer sich unsicher ist, ob es sich um Wald- oder Küchenschaben handelt, kann laut LAVES ein Foto der Tiere an ein zuständiges Gesundheitsamt oder Schädlingsbekämpfungsunternehmen senden. Diese können die Art meist schnell identifizieren.

    Einfache Maßnahmen helfen

    Expertinnen und Experten raten, Lichtquellen am Abend nicht unnötig lange eingeschaltet zu lassen und Fliegengitter an Fenstern und Türen anzubringen, um ein Eindringen der Tiere zu verhindern. Diese einfachen Maßnahmen helfen, die lichtaktiven Bernstein-Waldschaben vom Haus fernzuhalten, da sie besonders in den Abendstunden vom Licht angezogen werden. Wie der SWR berichtet, lässt sich so der Kontakt mit den harmlosen, aber unerwünschten Insekten effektiv vermeiden.

    Übrigens: Es gibt einige Insekten, die in Deutschland vor dem Aussterben bedroht sind. Auch Straßenlaternen haben etwas mit dem Insektensterben zu tun.

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