Zecken, wie die Hyalomma Zecke, gibt es in Deutschland schon lange. Die kleinen Spinnentiere beißen sich an ihrem Wirt fest und sind dann nur schwer zu entfernen. Dabei können sie verschiedene Krankheiten übertragen. Nun breitet sich eine weitere Insektenart aus: die Hirschlausfliege. Sie ähnelt zwar einer Zecke und wird deshalb wohl auch „fliegende Zecke“ genannt, gehört aber einer anderen Art an – nämlich der Lausfliegen. Warum das Insekt immer häufiger auftritt, wie gefährlich die Hirschlausfliege ist und wie man sich vor ihr schützen kann, erfahren Sie hier.
Die Hirschlausfliege attackiert Menschen und Hunde
Bei ihren Beutezügen tritt die Hirschlausfliege in Schwärmen auf und sucht sich gerne Wirte mit dichtem Fell oder behaarten Hautstellen aus. Dazu zählen Wildtiere wie Rehe, Hirsche und Wildschweine, aber auch Dachse und Füchse. Zudem greift sie Menschen sowie Hunde an. Beim Menschen beißt sie meist am Kopf, Nacken oder Hals zu.
Oftmals landen gleich mehrere Hirschlausfliegen auf ihrem Wirt, schmeißen ihre Flügel ab und beginnen, bis zu 30 Minuten lang Blut zu saugen. Anschließend vermehren sie sich. Nach Möglichkeit verweilt das Insekt, das anders als eine Zecke Augen besitzt, auch länger auf seinem Wirt und schlägt später wieder zu.
„Die Hirschlausfliege sticht vornehmlich Tiere, Menschen steuert sie eher selten an“, erklärt Prof. Emil Reisinger, Infektiologe und Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Rostock gegenüber dem ADAC. Hat sie jedoch einen Menschen gebissen, ist der Biss kaum zu spüren. Im Anschluss kann die betroffene Stelle jucken, schmerzen, sich röten und eitern. Man sollte sie deshalb kühlen. Kommt es zu starken, nicht endenden Schmerzen, sollte man einen Arzt aufsuchen.
Symptome nach Biss von Hirschlausfliege
Laut dem ADAC kann die Hirschlausfliege das Bakterium „Bartonella schoenbuchensis“ übertragen. Demnach steht der Erreger im Verdacht, einen juckenden Hautausschlag auszulösen. Ob er auch Symptome wie Fieber und Muskelschmerzen sind möglich - das wird noch untersucht.
Bei Tieren kommt es hierbei indes bereits beim Biss zu Schmerzen. Hunde, aber auch Pferde können daher panisch reagieren. Bei den Tieren treten dann oft Hautentzündungen mit Quaddeln auf, wie der SWR schreibt. Die Wunde kann auch eitrig werden und Fieber ist möglich. „Bei Tieren kann Bartonella schoenbuchensis entzündliche Infektionen in verschiedenen Organen hervorrufen, beim Menschen werden solche Infektionen vermutet, sind aber noch nicht bewiesen“, so Reisinger gegenüber dem ADAC. Das Übertragungsrisiko für Bakterien sei geringer als bei Zecken, da die Dauer des Saugaktes bei der Hirschlausfliege viel kürzer sei.
Wie schütze ich mich vor der „fliegenden Zecke“?
Um sich vor der Hirschlausfliege zu schützen, könnten einem Bericht des SWR zufolge beim Menschen spezielle Sprays gegen Zecken und Mücken helfen. Nachgewiesen ist das allerdings nicht. Ist man soeben von einer Hirschlausfliege befallen worden, empfiehlt es sich, das kleine Insekt mit einem breiten Klebeband vom Körper zu entfernen.
Im Gegensatz zur Zecke verbeißt sich die Hirschlausfliege abgesehen von der Bisszeit nicht längerfristig in der Haut und kann somit mit einem Kamm oder unter fließendem kalten Wasser entfernt werden. „Die Fliege krallt sich beim Blutsaugen an der Haut fest und kann relativ leicht entfernt werden, beispielsweise mit einer Pinzette, einer Plastikkarte oder einem Wasserstrahl“, sagt Prof. Reisinger. Wurde man gebissen, sollte man die Stelle außerdem desinfizieren.
Verändert der Klimawandel das Auftreten der Hirschlausfliege?
Die Hirschlausfliege kommt in Wäldern und Waldrändern in Europa sowie in Nord- und Mittelasien vor und geht dem ADAC zufolge im Spätsommer und Herbst auf Beutezug. Längst ist das Insekt demnach in ganz Deutschland beheimatet und tritt vor allem in Waldgebieten und deren Umgebung auf. Hierzulande ist das Insekt vor allem zwischen August und September aktiv, doch zuletzt häuften sich auch schon vor Augst Berichte von Begegnungen mit Menschen, wie unter anderem in Insekten-Foren nachzulesen ist.
Laut eines Berichts der Frankfurter Rundschau gehen Experten davon aus, dass dieses Phänomen auf den Klimawandel zurückzuführen ist. „Wenn wegen des Klimawandels der Frühling in Deutschland künftig etwas wärmer und trockener wird, kann es sein, dass sie ein paar Wochen früher aktiv wird“, bestätigte die Zeckenexpertin Dr. Lidia Chitimia-Dobler der Apotheken Umschau diese These.
Übrigens: Spinnen die Toilette herunterzuspülen, ist - ähnlich wie bei Zecken - keine so gute Idee. Wenig Überlebenschancen haben Zecken, wenn sie verbrannt werden.
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