Im Urlaubsland angekommen, im Hotel oder Ferienhaus eingecheckt, und dann das: Kleine flache Tierchen krabbeln unter der Decke und in Ritzen der Matratze umher. Bettwanzen können die gute Urlaubsstimmung schnell kippen lassen. Doch was tun, wenn man nicht einfach die Unterkunft wechseln kann? Im Internet kursiert der Ratschlag, zu einem speziellen Alltagsgegenstand zu greifen, um den lästigen Blutsaugern den Garaus zu machen.
Der Vorteil: Das Gerät haben nicht nur viele Reisende ohnehin schon meistens dabei, oft ist es in Ferienunterkünften und Hotels bereits vorhanden. Die Rede ist vom Föhn. Doch kann man damit wirklich gegen Bettwanzen vorgehen?
Bettwanzen im Urlaub: Hilft der Föhn?
Um Bettwanzen effektiv zu bekämpfen, muss im Normalfall ein Schädlingsvernichter anrücken. Laut dem Umweltbundesamt kommen dann Insektizide, also Gift, zum Einsatz. Allerdings können die Wanzen demnach auch durch sehr hohe Temperaturen bekämpft werden. Die Rede ist hier von 50 bis 60 Grad Celsius.
Und da kommt der Föhn ins Spiel. Der aktuelle Tipp stammt von der Schädlingsexpertin Jody Gangloff-Kaufman von der Cornell University im US-Bundesstaat New York, wenngleich man ihn schon seit vielen Jahren im Netz finden kann. Dem amerikanischen Magazin Self erklärte die Wissenschaftlerin, mit dem Föhn könne man gegen die bissigen Tiere ankommen. „Ganz gleich, ob Sie diese Viecher entdeckt haben oder einfach nur besonders vorsichtig sein wollen, mit einem Föhn können Sie sie auf einfache Weise mit tödlicher Hitze vernichten und sicherstellen, dass sie nicht beißen oder sich vermehren“, so Gangloff-Kaufman.
Föhn gegen Bettwanzen: Reicht die Temperatur aus?
Die Begründung: Ein handelsüblicher Föhn erreicht meistens Temperaturen, die ausreichen, um Bettwanzen zu töten. „Natürlich ist es schwierig, zu beurteilen, ob Ihr Gerät die perfekte Temperatur erreicht hat“, gibt die Expertin zu und rät aber zu folgendem Test: „Föhnen Sie heiße Luft unter die Nähte der Matratze, um die Sprungfeder herum, hinter das Kopfteil und so weiter, und halten Sie den Föhn an jeder Stelle einige Sekunden lang.“ Dann solle man eben geföhnten Bereich mit der Hand berühren. Ist die Stelle „unangenehm heiß“, sei die Hitze mit Sicherheit stark genug, um eine Bettwanze zu verbrennen.
Föhn gegen Bettwanzen: Schädlingsbekämpfer warnen
Der Schädlingsbekämpfer PCS aus Köln erklärt beispielsweise ebenfalls, dass der Föhn als Hausmittel gegen Bettwanzen durchaus helfen kann. „Eier und Larven, die sich in Ritzen versteckt halten, werden durch die Hitze abgetötet“, schreibt das Unternehmen auf seiner Website. Hier wird geraten, alle Ritzen mit dem Föhn für mindestens 20 Minuten bei etwa 60 Grad Celsius zu bearbeiten. Der Hamburger Schädlingsbekämpfer Kissinger spricht auf seiner Website von einem Mythos und ergänzt: „Bettwanzen sind schlau und werden bei drohender Gefahr sich entweder tiefer verstecken oder andere Versteckmöglichkeiten suchen.“
Dass der Föhn kaum gegen das Ungeziefer helfen könnte, ist eine Warnung der Kammerjäger. Eine andere ist das Thema Brandgefahr. 2013 berichtete die Deutsche Presseagentur (dpa) von einem Fall in New Jersey, bei dem ein Mann in seinem Schlafzimmer Bettwanzen entdeckt und sich online kundig gemacht hatte, wie diese zu bekämpfen seien - und dabei auf die Föhn-Methode gestoßen sei. Mit einem Föhn, einem Heizlüfter und einer Heißluftpistole heizte er dem Ungeziefer ein - steckte dabei aber seine Wohnung in Flammen, sodass die Feuerwehr zum Löschen anrücken musste.
Föhn gegen Bettwanzen: Theoretisch möglich, aber keine perfekte Lösung
Von Experten wird die Methode also wenig ernst genommen. „Bedenken Sie, dass die Hausmittel möglicherweise nicht das gewünschte Ergebnis erzielen“, erklärt PCS. Es könne sein, dass die Bettwanzen-Population schon zu groß ist, um sie mit Hausmitteln zu vertreiben. „In solchen Fällen ist es ratsam, Experten für die Bettwanzenbekämpfung zu beauftragen.“ Auch das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit betont, dass ein Befall mit Bettwanzen sehr aufwändig zu bekämpfen sei und immer in die Hände eines geprüften und ausgebildeten Schädlingsbekämpfers gehöre.
Während das Föhnen als Vorsichtsmaßnahme oder in Notfällen im Urlaub vielleicht nützlich sein mag, sollte man bei einem Bettwanzen-Befall zu Hause vielleicht doch eher professionelle Hilfe suchen. Und auch Expertin Jody Gangloff-Kaufman empfiehlt trotz Föhn-Behandlung, die Sachen nach Heimkehr aus dem Urlaub auf Bettwanzen hin zu überprüfen und die Kleidung für 30 Minuten in einen heißen Trockner zu werfen. Denn die kleinen Tiere sind schneller aus dem Urlaub in die heimischen vier Wände importiert, als manch einer es fassen kann. Und auf solche Souvenirs verzichtet man gerne.
Übrigens: Fälschlicherweise glauben viele in der Bevölkerung, ein Bettwanzen-Befall hinge mit mangelnder Hygiene zusammen. Und auch neue blutsaugende Mückenarten breiten sich in Deutschland aus.
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