Mehr als jeder Dritte (39 Prozent) Deutsche zwischen 14 und 69 Jahren nutzt ein Fahrrad oder Pedelec täglich oder zumindest mehrmals in der Woche. Das geht aus dem „Fahrrad-Monitor 2023“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr hervor. Demnach geben 50 Prozent der Nutzer an, dass das Fahrradfahren für sie in den letzten Jahren attraktiver wurde. Ein hohes Wachstumspotenzial ist auch noch vorhanden, da 46 Prozent der Befragten angeben, das Fahrrad in Zukunft häufiger nutzen zu wollen. Eine Zahl, die diese Entwicklung unterstreicht: 2023 gab es in Deutschland laut einer Dokumentation von Spiegel TV rund 84 Millionen Fahrräder. So viele, wie noch nie.
Nachdem immer mehr Fahrräder auf deutschen Straßen unterwegs sind, stellt sich die Frage nach der Sicherheit beim Fahrradfahren ebenfalls in besonderem Maße. Statistiken zeigen, dass Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer einigen Gefahren ausgesetzt sind – die regelmäßig tödlich enden.
Fahrrad-Unfallstatistik in Deutschland: Mehr als ein Toter bei Fahrradunfällen jeden Tag
Im Jahr 2023 kam es laut dem Statistischen Bundesamt auf deutschen Straßen zu 87.180 registrierten Unfällen, bei denen Fahrräder oder Pedelecs beteiligt waren. Knapp 14.000 Personen verletzten sich dabei schwer, 431 Fahrradunfälle forderten ein Todesopfer. Durchschnittlich stirbt in Deutschland als jeden Tag mindestens eine Fahrradfahrerin oder ein Fahrradfahrer. In jedem dritten tödlichen Fahrradunfall sind laut einer Statistik der Unfallforschung der Versicherer (UDV) keine weiteren Verkehrsteilnehmer verwickelt. Bei Unfällen dieser Art starben demnach 147 Personen, 6400 weitere wurden schwer verletzt.
Im deutschen Straßenverkehr sind 2023 insgesamt 2780 Menschen bei rund 2,5 Millionen registrierten Unfällen gestorben, wie der ADAC berichtet. Deutlich mehr Verkehrstote sitzen demnach in einem Auto als auf einem Fahrrad. Allerdings ist augenscheinlich, dass bei Fahrradunfällen durchschnittlich sehr viel mehr schwere Verletzungen und Verletzungen mit Todesfolge auftreten. Das Auto ist im Zweifelsfall immer das stärkere Verkehrsmittel, daher ist die Sicherheit für Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer ein Thema, das kontrovers diskutiert wird.
Welche Verkehrssituationen sind für Fahrradfahrer besonders gefährlich?
In der Doku von Spiegel TV wird untersucht, welche Verkehrssituationen besonders gefährlich sind. Demnach kommt es vor allem an Ampel-Kreuzungen dazu, dass Radfahrerinnen und Radfahrer übersehen werden. Durch die Ampelschaltung kommen sie häufig erst nach den Autofahrerinnen und Autofahrern an die Kreuzung – und sind in der Folge im toten Winkel für Fahrzeuge auf der Abbiegespur. Nur, wer einen Schulterblick macht, kann die heranfahrenden Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer in diesem Szenario sehen.
Noch schwerwiegendere Folgen haben laut der Dokumentation Fahrradunfälle mit rechtsabbiegenden Lastwagen. Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer haben es noch schwerer als Autofahrerinnen und Autofahrer, in dieser Situation einen Verkehrsteilnehmer auf dem Fahrrad zu sehen. Dramatisch, denn derartige Unfälle enden oft tödlich. Spiegel TV berichtet, dass Lkw-Neuzulassungen nur mit einem Totwinkelassistenten auf die Straße dürfen. Für alle anderen Lkw gilt das aber nicht.
Wie sicher fühlen sich Radfahrer auf deutschen Straßen?
Sechs von zehn Radfahrerinnen und Radfahrer fühlen sich auf deutschen Straßen sicher. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten gaben im Rahmen des Fahrrad-Monitor 2023 an, dass es ihnen Spaß mache, in ihrer Gemeinde zu fahren. Besonders viel Sicherheit geben ausgebaute Radwege (Sicherheitsgefühl bei 90 Prozent), für Unsicherheit sorgen Strecken, bei denen Radfahrerinnen und Radfahrer ohne Separierung im Mischverkehr fahren müssen. Hier fühlen sich nur 13 Prozent bei Tempo 50 sicher und 21 Prozent bei Tempo 30. Auch Kreuzungen mit Mischverkehr sind ein Unsicherheitsfaktor (15 Prozent). Fahrradstraßen werden generell positiv bewertet. 88 Prozent der Befragten wünschen sich die Einrichtung von „Protected Bike Lanes“, also geschützten Fahrradstreifen. Zwölf Prozent haben diese schon genutzt.
Einerseits zeigen die Daten, dass sich eine Mehrheit der Radfahrenden auf deutschen Straßen sicher fühlen. Auf der anderen Seite wird auch deutlich, dass sie sich auf Fahrradstraßen und geschützten Fahrradstreifen sicherer fühlen. Hier ist der Ausbau noch nicht weit vorangeschritten, wenn man es mit Ländern wie der Niederlande vergleicht. Der Hintergrund: Auf deutschen Straßen wurden Radwege in den vergangenen Jahren ausgebaut. 2023 gab es in Deutschland Radwege in einer Streckenlänge von 7000 Kilometern, wie Statista zu entnehmen ist. Allerdings gibt es viele gefährliche Straßen und Streckenabschnitte für Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer.
Das Vertrauen in die Politik, dass die Verkehrssituation für Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer weiter verbessert wird, ist überwiegend da. Laut dem Fahrrad-Monitor 2023 bewerten 52 Prozent der Befragten die Politik in Deutschland als fahrradfreundlich. Auf Landesebene liegt der Wert bei 58 Prozent, auf kommunaler Ebene sogar bei 62 Prozent. Im Vergleich zur Vorgängerstudie aus dem Jahr 2021 haben sich diese Werte deutlich verbessert. Damals bewerteten 42 Prozent die Bundespolitik als fahrradfreundlich. Länder (51 Prozent) und Kommunen (56 Prozent) schnitten ebenfalls schlechter ab.
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