Wer morgens aufwacht und sich noch an seine Träume erinnern kann, hat diese meist in der REM-Schlafphase erlebt. Diese Phase durchlaufen wir jede Nacht mehrfach und verbringen etwa ein Fünftel unserer Schlafzeit darin. Doch warum träumen wir im REM-Schlaf so intensiv? Was passiert dabei eigentlich in unserem Körper, und warum ist diese Phase so wichtig für unsere Gesundheit? Dieser Artikel zeigt, was REM-Schlaf genau ist, welche körperlichen Vorgänge dabei ablaufen und welche Auswirkungen ein Mangel an REM-Schlaf haben kann. Zusätzlich wird erklärt, was passiert, wenn diese Abläufe gestört sind und eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung auftritt.
Was ist REM-Schlaf?
Wer genug schläft, fühlt sich am nächsten Tag fit und ausgeglichen. Doch was genau passiert eigentlich während des Schlafs? Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) erklärt, dass unser Schlaf aus zwei Hauptarten besteht:
- REM-Schlaf
- Non-REM-Schlaf
REM ist die Abkürzung für „Rapid Eye Movement“ und beschreibt die schnellen Augenbewegungen, die typisch für diese Phase sind. Während des REM-Schlafs ist unser Gehirn laut IQWiG besonders aktiv, fast so, als wären wir wach. Genau dann erleben wir die meisten und lebhaftesten Träume. Unser Körper bleibt dabei jedoch fast vollkommen ruhig und bewegungslos, um zu verhindern, dass wir unsere Träume tatsächlich ausleben. Gleichzeitig ist unser Schlaf in dieser Phase leichter, wir sind also einfacher aufzuwecken. Im Laufe der Nacht verändert sich die Dauer der Schlafphasen. Anfangs verbringen wir mehr Zeit im Non-REM-Schlaf. Doch je länger wir schlafen, desto ausgiebiger werden die REM-Phasen und desto kürzer wird der Non-REM-Schlaf.
Wie lange geht der REM-Schlaf?
Unser Schlaf ist in mehrere Zyklen gegliedert, die jeweils etwa 90 bis 110 Minuten dauern, wie das IQWiG beschreibt. Während einer typischen Nacht mit rund acht Stunden Schlaf durchläuft unser Körper also etwa fünf solcher Schlafzyklen. Jeder Zyklus besteht aus vier verschiedenen Phasen:
- Einschlafphase
- Leichte Schlafphase
- Tiefschlafphase
- REM-Schlafphase
Laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) verbringen Erwachsene etwa 20 Prozent ihrer gesamten Schlafzeit im REM-Schlaf. Bei Babys ist das Verhältnis von REM- und Non-REM-Schlaf noch ausgeglichen, beide Phasen machen jeweils etwa 50 Prozent des Schlafs aus. Mit zunehmendem Alter nimmt der Anteil des REM-Schlafs dann deutlich ab.
Ist zu wenig REM-Schlaf ungesund?
Ein Mangel an REM-Schlaf ist tatsächlich ungesund und kann ernsthafte Folgen für unseren Körper und Geist haben. Das zeigte eine US-amerikanische Studie, in der mehr als 2600 Erwachsene über einen längeren Zeitraum begleitet wurden. Die Forschenden analysierten mithilfe von Untersuchungen im Schlaflabor den Anteil des REM-Schlafs und betrachteten, wie sich dieser auf die Sterblichkeit auswirkte. Dabei stellten sie fest, dass ein geringerer Anteil an REM-Schlaf mit einem erhöhten Risiko für einen frühzeitigen Tod einherging. Bereits eine Verringerung des REM-Schlafs um nur fünf Prozent war mit einem um 13 Prozent erhöhten Sterberisiko verbunden.
Was passiert im Körper während des REM-Schlafs?
Im REM-Schlaf finden die meisten und ausgeprägtesten Traumaktivitäten statt. Doch warum ist das so? Zu Beginn der Nacht, wenn wir einschlafen, fährt unser Herz-Kreislauf-System laut der DGSM zunächst herunter. Das Herz schlägt langsamer, die Atmung wird ruhiger und der Blutdruck sinkt. Unser Körper befindet sich demnach in einer entspannten, regenerativen Ruhephase. Erreichen wir jedoch die REM-Schlafphase, ändert sich das deutlich. Jetzt wird unser Gehirn wieder aktiver. Besonders der Thalamus, eine wichtige Schaltzentrale im Gehirn, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Eine ungarische Studie hat gezeigt, dass es im REM-Schlaf zwei verschiedene Zustände gibt:
- Phasischer REM-Schlaf: Im phasischen Zustand bewegen sich die Augen besonders schnell, und das Gehirn ist intensiv mit sich selbst beschäftigt. In dieser Phase kann man besonders lebhaft und emotional träumen. Der Thalamus ist jetzt besonders stark mit Hirnregionen verbunden, die für Gefühle und Erinnerungen zuständig sind.
- Tonischer REM-Schlaf: Im tonischen REM dagegen ist der Thalamus in einem Zwischenzustand. Er ist zwar wacher als im Tiefschlaf, aber noch nicht ganz so aktiv wie im Wachzustand. Das Gehirn ist jetzt eher bereit, auf äußere Reize zu reagieren, und die Träume sind meist weniger intensiv.
Mit der erhöhten Gehirnaktivität gehen der DGSM zufolge auch im Körper einige Veränderungen einher:
- Die Atmung wird schneller und unregelmäßiger.
- Der Blutdruck erhöht sich.
- Der Puls steigt an.
- Die Muskeln sind fast vollständig entspannt und unser Körper bleibt nahezu regungslos.
- Die Augen bewegen sich schnell und unkontrolliert hin und her.
Was ist eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung?
Während gesunde Menschen im Traumschlaf nahezu regungslos bleiben, verlieren Betroffene mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung diesen wichtigen Schutzmechanismus, wie die DGSM beschreibt. Normalerweise sorgt die sogenannte REM-Atonie dafür, dass unsere Muskeln während der Traumphasen entspannt und praktisch gelähmt sind. Bei der REM-Schlaf-Verhaltensstörung bleibt diese Muskelentspannung jedoch aus. Die Betroffenen können im Schlaf sprechen, rufen, schlagen oder sogar treten. Oft passiert das bei sehr lebhaften oder bedrohlichen Träumen, etwa wenn man im Traum angegriffen wird und sich verteidigen muss. Dann werden die Bewegungen tatsächlich ausgeführt und es kann sogar passieren, dass der Schlafpartner dabei verletzt wird.
Diese Störung ist aber relativ selten. Weniger als ein Prozent der Bevölkerung ist laut der DGSM betroffen. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko jedoch deutlich an. Bis zu 90 Prozent der Erkrankten sind männlich und älter als 60 Jahre. Ein Verdacht auf eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung sollte immer ärztlich abgeklärt werden, denn sie ist keineswegs harmlos. Rund 65 Prozent der Betroffenen entwickeln im weiteren Verlauf eine neurodegenerative Erkrankung wie Parkinson oder Demenz.
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