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Ist ein hoher Vitamin-B12-Spiegel gefährlich?

Vitamin B12

Ist ein hoher Vitamin-B12-Spiegel gefährlich?

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    Hoher Vitamin-B12-Spiegel: Langzeitfolgen können schwerwiegend sein, besonders im Zusammenhang mit Krebs.
    Hoher Vitamin-B12-Spiegel: Langzeitfolgen können schwerwiegend sein, besonders im Zusammenhang mit Krebs. Foto: Alexander, stock.adobe.com (Symbolbild)

    Jeder zweite Deutsche nimmt täglich Nahrungsergänzungsmittel ein. Und das, obwohl oft gar kein Mangel festgestellt wurde. Nach dem Motto „Je mehr, desto besser“ greifen viele zu höheren Dosierungen. Doch was passiert, wenn man tatsächlich zu viel von bestimmten Vitaminen zu sich nimmt? Einige Vitamine können bei hohen Mengen sogar schädlich sein. Doch gilt das auch für Vitamin B12? Wie gefährlich kann ein zu hoher Vitamin-B12-Spiegel wirklich sein? Dieser Artikel zeigt, wie ein hoher Vitamin-B12-Spiegel entstehen kann und ob er wirklich gefährlich ist. 

    Was ist ein hoher Vitamin-B12-Spiegel?

    Etwa die Hälfte der Deutschen über 16 Jahre nimmt regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel ein. Das zeigte eine Forsa-Umfrage im Auftrag der IKK Krankenkasse. Besonders bei Frauen sind diese Produkte sehr beliebt. Rund 10 Prozent der Nutzer berichten jedoch von unerwünschten Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Durchfall. Die Devise „Je mehr, desto besser“ sollte daher mit Vorsicht betrachtet werden, denn zu hohe Mengen können gesundheitliche Risiken mit sich bringen.

    Doch sieht es speziell mit Vitamin B12 aus? Der Tagesbedarf an Vitamin B12 variiert je nach Alter und Lebenssituation. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für Säuglinge etwa 0,5 µg pro Tag, für Jugendliche und Erwachsene bis zu 4,0 µg täglich. Schwangere und stillende Frauen haben einen etwas erhöhten Bedarf und sollten rund 4,5 bis 5,5 µg Vitamin B12 pro Tag aufnehmen.

    Neben dem Tagesbedarf definiert das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auch Höchstmengen für Vitamin B12 in Nahrungsergänzungsmitteln, um eine Überdosierung zu vermeiden:

    • Nahrungsergänzungsmittel: maximal 25 µg täglich
    • Lebensmittel: maximal 6 µg pro 100 g
    • Getränke: maximal 1,6 µg pro 100 ml

    Ursachen: Wie entsteht ein hoher Vitamin-B12-Spiegel?

    Vitamin B12 nehmen wir hauptsächlich über die Ernährung auf. Laut der DGE sind insbesondere tierische Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Eier und Milchprodukte reich an Vitamin B12. Die tägliche Zufuhr ist in der Regel gut gedeckt, außer bei einer veganen oder vegetarischen Ernährung.

    Ein zu hoher Vitamin-B12-Spiegel entsteht jedoch nicht automatisch durch eine vermehrte Aufnahme über die Nahrung. Wie der Ernährungsexperte Klaus Parhofer in der 2021 veröffentlichten Fachzeitschrift MMW erklärt, führt ein erhöhter Vitamin-B12-Spiegel vor allem dann zu besonderen Blutwerten, wenn Vitamin B12 oral oder parenteral eingenommen wird. Neben einer vermehrten Zufuhr gibt es weitere Ursachen, die zu erhöhten Vitamin-B12-Spiegeln führen können:

    1. Funktioneller Vitamin-B12-Mangel
    2. Hämatologische Erkrankungen wie Leukämie oder Myelofibrose
    3. Solide Tumore, insbesondere hepatozelluläre Karzinome (Leberkrebs)
    4. Erkrankungen der Leber und der Niere
    5. Entzündungen im Körper
    6. Weitere Erkrankungen wie Morbus Gaucher, Lupus erythematodes und rheumatoide Arthritis

    Ist ein zu hoher Vitamin-B12-Spiegel gefährlich?

    Die Symptome und Gefahren eines Vitamin-B12-Mangels sind seit Langem bekannt und untersucht. Fehlt dem Körper dieses lebenswichtige Vitamin, steigt laut der DGE das Homocystein im Blut an, was das Risiko für Gefäßschäden erhöhen kann. Je länger der Mangel anhält, desto gravierender sind die Folgen: von Blutarmut, über neurologische Störungen bis hin zu Gedächtnisschwäche, starker Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und depressiven Verstimmungen.

    Doch wie sieht es bei einem Überschuss an Vitamin B12 aus? Normalerweise scheidet der Körper überschüssiges Vitamin B12 einfach wieder aus. Das liegt daran, dass Vitamin B12, wie das österreichische Gesundheitsportal erläutert, zu den wasserlöslichen Vitaminen gehört. Diese können vom Körper problemlos über den Urin ausgeschieden werden. Eine Überdosierung durch die Aufnahme natürlicher Lebensmittel gilt daher, wie auch von der DGE betont, als unbedenklich.

    Studien zeigen: Zu viel Vitamin B12 könnte Krebserkrankungen begünstigen

    Hohe Mengen an Vitamin B12 galten lange als unbedenklich und sind es in vielen Fällen auch heute noch. Doch neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass gerade eine dauerhafte, sehr hohe Zufuhr von Vitamin B12 gesundheitliche Risiken bergen könnte.

    Eine im Jahr 2017 veröffentlichte Studie untersuchte über 77.000 Teilnehmer, von denen 808 an Krebs erkrankten. Dabei zeigte sich, dass speziell Männer im Alter von 50 bis 76 Jahren ein deutlich erhöhtes Risiko für Lungenkrebs hatten, wenn sie über einen längeren Zeitraum hinweg mehr als 55 Mikrogramm Vitamin B12 täglich zu sich nahmen. Das Risiko verdoppelte sich im Vergleich zu Männern, die kein Vitamin B12 supplementierten. Insbesondere Raucher waren hiervon betroffen. Frauen zeigten in dieser Untersuchung keine erhöhte Anfälligkeit. Ob ein sehr hoher Vitamin-B12-Spiegel tatsächlich der Grund für das Krebsrisiko ist, könne jedoch nicht mit Sicherheit gesagt werden.

    Eine 2024 veröffentlichte Übersichtsarbeit bekräftigt die Annahme, dass dauerhaft erhöhte Vitamin-B12-Spiegel im Blut mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten einhergehen. Zu diesen Krebsarten zählen insbesondere Lungen-, Pankreas- und Leberkrebs sowie einige myeloische, hämatologische Neoplasien. Die wissenschaftliche Forschung zu diesem Zusammenhang befindet sich zwar noch am Anfang, doch die aktuelle Studienlage sollte die Ergebnisse nicht schwächen. Wie auch Jutta Hübner, Professorin für integrative Onkologie aus Jena, im Hamburger Abendblatt betont, sollten diese Erkenntnisse viel mehr als eine Warnung verstanden werden. 

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