Autofahren in Deutschland ist nicht günstig: Nicht nur für das Auto selbst muss man oft schon eine gewaltige Summe ausgeben, auch die laufenden Kosten, also etwa der Kraftstoff, die Instandhaltung, Pflege des Wagens und Versicherungen gehen ins Geld. Allein die Kfz-Versicherung ist laut dem Statistischen Bundesamt von 2023 auf 2024 um 30,4 Prozent teurer geworden.
Aber teuer ist es in Deutschland auch, überhaupt erst mit dem Auto fahren zu dürfen. Denn den Führerschein zu machen, ist hierzulande wirklich kein Schnäppchen - die Preise für die Fahrerlaubnis steigen und steigen. In anderen Ländern fallen die Kosten teils deutlich geringer aus. Deshalb stellt sich die Frage, ob es geht, den Führerschein im Ausland zu machen, um hohe Preise zu umgehen. Ist das erlaubt? Und lohnt es sich?
Die Grundlage: So viel kostet ein Führerschein in Deutschland
Den Pkw-Führerschein zu machen, ist preislich gesehen happig - und in den letzten Jahren teurer geworden: Laut Statistischem Bundesamt sind die Preise für Fahrschule und Führerscheingebühr 2024 um 5,8 % höher als ein Jahr zuvor gewesen, seit 2021 sogar mit einem Anstieg um 33 Prozent.
Die Preise für den Theorieunterricht und die erforderlichen Fahrstunden kann eine Fahrschule selbst festlegen, wie der ADAC erklärt. Hinzu kommen Kosten für die theoretische und die praktische Prüfung von TÜV und Dekra sowie medizinische Untersuchungen wie der Sehtest beim Augenarzt oder Optiker und ein Erste-Hilfe-Kurs. Da kommt schnell eine gute Summe zusammen. Insgesamt muss man für die Fahrerlaubnis für die Führerscheinklasse B je nach Aufwand zwischen 2500 und 4500 Euro ausgeben, rechnet der ADAC vor.
In Deutschland ist der Führerschein nicht nur teuer, sondern auch schwierig. Rund die Hälfte der Fahrschülerinnen und Fahrschüler scheitern bei der Theorieprüfung, wie der TÜV mitteilte. Laut der umstrittenen Aussagen eines Psychologen hängt die hohe Durchfallquote mit der „Verblödung“ in Deutschland zusammen. Ein Fahrlehrer sieht das Problem dagegen eher im wachsenden Umfang des Fragenkatalogs - und verriet im Gespräch mit ka-news die größten Stolperfallen in der Theorieprüfung.
Auch interessant: Eine Frau hat rund 10.000 Euro für ihren Führerschein bezahlt. Sie bestand die Fahrprüfung erst im achten Anlauf.
Kosten für den Führerschein: Ist es im Ausland günstiger?
Fast überall ist der Führerschein günstiger als in Deutschland. Eine Übersicht von Bild zeigt, wie die Preise sich von Land zu Land unterscheiden. Dabei handelt es sich um die Durchschnittspreise für Vorbereitung, Theorieprüfung und Fahrstunden der Fahrschulklasse B, ohne Rabatte oder Kombiangebote. Günstiger als in Deutschland ist es unter anderem:
- ab 1000 bis 1500 Euro in Belgien
- ab 1600 bis 2000 Euro in Bulgarien
- ab 1000 bis 1700 Euro in Estland
- ab 900 bis 1800 Euro in Griechenland
- ab 720 bis 1000 Euro in Irland
- ab 650 bis 1000 Euro in Polen
Beim Führerschein sparen: Kann man die Fahrerlaubnis im Ausland machen?
Einige Deutsche kommen deshalb auf die Idee, den Führerschein im günstigeren Ausland zu machen. Denn der EU-Führerschein ist in allen EU-Ländern gültig. Deshalb gilt: Wer zum Beispiel in Polen, Italien oder Belgien einen Führerschein macht, kann damit problemlos in Deutschland fahren.
Das machen sich einige Fahrschulen im Ausland zunutze und bieten regelrechten Führerscheintourismus an: In Polen gibt es beispielsweise deutschsprachigen Fahrunterricht, der deutlich günstiger als der deutsche ist und auch noch viel schneller geht und in einer simpleren Prüfung endet, wie etwa der NDR berichtet. Viele Deutsche nutzen das System auch, um ihre Chancen zu erhöhen, die Prüfung zu bestehen.
Übrigens: Der Bußgeldkatalog 2025 legt fest, wie viel Autofahrer bei überhöhter Fahrgeschwindigkeit bezahlen müssen. Ab einer gewissen Geschwindigkeit wird der Führerschein eingezogen. Und je nachdem, wo man geblitzt wurde, kann wegen des Rasens auch das Auto beschlagnahmt werden. Heftige Konsequenzen muss eine Frau spüren, die in Stuttgart 104-mal geblitzt wurde.
Achtung beim Führerschein im Ausland: Wohnsitz spielt eine Rolle
Allerdings gibt es Bedingungen dafür: Wer seinen Führerschein in einem anderen EU-Ausland machen will, zum Beispiel in Polen, muss in diesem EU-Land gemeldet sein und auch eine bestimmte Dauer im Jahr dort leben, nämlich mindestens 185 Tage. Grund dafür ist die EU-Richtlinie 2006/126/EG, die Führerscheintourismus eindämmen soll. Das heißt: Wer keinen festen Wohnsitz im Ausland hat, darf in der Regel dort den Führerschein nicht machen.
Es gibt allerdings auch eine Ausnahme der Wohnsitzregelung: Schüler und Studierende im EU-Ausland sind davon ausgenommen. Sie können demnach den Führerschein im Gastland machen, wenn sie mindestens für sechs Monate dort leben. Ein ordentlicher Wohnsitzwechsel ist für sie nicht notwendig.
Führerschein im Ausland: Fahrschultourismus trotz EU-Richtlinie
Anbieter von Fahrschultourismus, die von der Preisdifferenz zwischen Deutschland und den anderen EU-Ländern profitieren, scheint die EU-Richtlinie allerdings nicht besonders zu beeindrucken.
Wie der NDR berichtet, gibt es unterschiedliche Angebote, die versuchen, die Wohnsitzregelung zu umgehen: etwa eine Fahrschule in Tschechien, die Kundinnen und Kunden anbietet, für sie eine Wohnung zu mieten, ein Gewerbe anzumelden, einen Handyvertrag abzuschließen und Sozialabgaben abzuführen. Doch bei diesem Aufwand steigen die Kosten laut dem Bericht schnell auf deutsche Verhältnisse. Sparen lässt es sich damit also nur schwer.
Führerschein im Ausland machen: ADAC übt Kritik
Der ADAC sieht es kritisch, den Führerschein im Ausland zu machen. Dem NDR sagte ADAC-Sprecher Christof Tietgen: „Der deutsche Führerschein ist ein sehr sicherer Führerschein. Er hat einen sehr hohen Standard, was die Verkehrssicherheit angeht und in manchen europäischen Ländern muss man gucken: Treffen die wirklich diese Standards? Also sind die jungen Menschen, die dann da den Führerschein machen, wirklich auch fit für den Straßenverkehr?“
Gegenüber der Mediengruppe Bayern wollte sich ein ADAC-Sprecher gar nicht dazu äußern: „Zum Thema ,Führerschein im Ausland machen‘ muss grundsätzlich gesagt werden, dass das eigentlich gar nicht geht, insofern können wir zu Ihren konkreten Fragen keine Auskunft geben.“
Übrigens: Schon länger hat man in der EU über verpflichtende Führerscheintests für Senioren diskutiert. Jetzt gibt es eine Entscheidung – mit Auswirkungen für Autofahrer. Und auch bei Wohnmobilen und Campern gibt es eine neue EU-Regel in Sachen Führerschein.
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