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Karlsruhe: ka-news-Selbstversuch: Die Fahrprüfung bestehen

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ka-news-Selbstversuch: Die Fahrprüfung bestehen

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    Albert Heitz und Matthias Henninger nach der Fahrprüfung.
    Albert Heitz und Matthias Henninger nach der Fahrprüfung. Foto: trs

    Ein Selbstversuch von Tabea Rueß

    Wer sich nach etlichen Jahren Fahrpraxis stolz zu den Vollprofis zählen darf - wie Prüfer Albert Heitz das bezeichnet - der wechselt gerne mal die Autobahnspur ohne zu blinken. Besonders beliebt ist es bei solchen Schwerenötern auch, nicht jede Rechts-vor-Links-Kreuzung als Vollbremsung zu absolvieren, sondern eher auf gut Glück drüber zu rauschen.

    Gutheißen kann man das nicht, allerdings wird sich darin so mancher Verkehrsteilnehmer wiedererkennen. Kann man denn nach zehn Jahren überhaupt noch ordentlich fahren? Wir wollten's wissen.

    Andreaskreuz, Bremsweg, Einspritzanlage?

    Ich treffe Matthias Henninger von der Fahrschule Henninger beim TÜV Süd. Er hat sich bereit erklärt, mit mir eine simulierte Führerscheinprüfung zu machen - genau wie Prüfer Albert Heitz vom TÜV.

    Zuerst steht die Theorie an. Im Prüfraum bekomme ich ein Touchpad, auf dem ich mich durch 30 knifflige Fragen klicken muss: Gefahrenlehre, Technik, Verkehrszeichen, Umweltschutz. Mein Prüfplatz ist die Nummer 13 - wenn das mal kein Unglück bringt. "Sie wollen innerorts vor einem Andreaskreuz parken - welchen Abstand müssen Sie halten?" Ich reime mir zusammen, dass dieses rot-weiß-gekreuzte Zeichen vor Bahnübergängen Andreaskreuz heißt, spätestens beim Abstand aber kapituliere ich. Zehn Meter? Nein, fünf waren es. "Sie verdoppeln Ihre Geschwindigkeit - wie verändert sich Ihr Bremsweg?" Oje, wie war das gleich? Ich tippe mal auf drei mal so lang - knapp daneben: Vier Mal wäre richtig gewesen.

    "Was muss regelmäßig gewartet werden, um zu hohen Kraftstoffverbrauch und übermäßigen Schadstoffausstoß zu vermeiden?". Motor-Luftfilter, Vergaser oder Einspritzanlage, oder war es doch die Zündanlage? Was ist eigentlich ein Motor-Luftfilter zum Kukuck? Überraschenderweise stimmen alle drei Antwortmöglichkeiten und ich habe mir somit null Punkte in Umweltschutz eingebrockt. Und dann der Klassiker: "Die Ampel hat gerade auf Gelb gewechselt, wie verhalten Sie sich?" Auf dem Bild ist mein Fahrzeug noch gut 50 Meter von der Ampel entfernt. Soll ich wirklich zugeben, dass ich im Normalfall keine Vollbremsung hinlege, wenn sich vor mir kein Auto befindet?

    Einordnen beim Abbiegen aus einer Einbahnstraße!?

    Ich habe 22 Fehlerpunkte und bin somit durchgefallen - was zu erwarten war. "Ohne Vorbereitung ist es sehr schwierig, die Theorie noch einmal zu bestehen", tröstet Heitz. Er hat allerdings große Hoffnung, dass es mit der Praxis klappen könnte. Also auf in die Mercedes B-Klasse, das Fahrschulauto von Matthias Henninger.

    Gleich zu Beginn die erste "Schwierigkeit": Wir biegen nach rechts in eine zweispurige Straße ein - vor dem Abbiegen kreuzt ein Fahrradweg. Wie aus dem Nichts taucht eine Radlerin auf, so dass ich schnell noch stark bremsen muss. "Wie fies", rutscht es mir heraus. "Die haben wir extra bestellt", lacht der Prüfer von hinten. Es geht weiter Richtung Wohngebiet. Rechts-vor-Links absolviere ich bravourös, Einparken ist auch kein Problem.

    Dann kommt allerdings eine - wie ich im Nachhinein erfahre - knifflige Stelle. Wir stoßen aus einer Einbahnstraße auf eine Vorfahrtsstraße, geradeaus führt eine Anliegerstraße weiter - Einfahrt also verboten. An dieser Stelle hätte ich eigentlich frühzeitig fragen sollen: "Biegen wir links oder rechts ab?" Dies hätte meine Aufmerksamkeit bezeugt, außerdem hätte ich mich in der Einbahnstraße richtig einordnen müssen - man lernt es natürlich in den Fahrstunden. Allerdings fahre ich stattdessen an die Kreuzung, schaue mich um und frage fröhlich: "Oops, wo lang fahren wir eigentlich?".

    Nach der nächsten einspurigen Unterführung habe ich vor lauter Reden nicht aufgepasst und bin etwas zu weit links geblieben, um dem Fahrradweg auszuweichen - als plötzlich Gegenverkehr auftaucht. Gar kein Problem, ich lenke schnell nach rechts, für die Prüfung war das allerdings "der Killer", wie Albert Heitz später erklärt. Was er leider ebenfalls nicht so durchgehen lassen kann, ist meine Geschwindigkeitsüberschreitung. Offensichtlich habe ich mir angewöhnt, erst beim jeweiligen Tempo-Limit-Schild runterzubremsen, beziehungsweise einfach kurz davor vom Gas zu gehen. Ob der Tacho allerdings punktgenau die neue Begrenzung anzeigt, kontrolliere ich nicht mehr. "In der Fahrprüfung geht das natürlich nicht", betont Heitz.

    Als wir wieder auf dem TÜV-Parkplatz eintrudeln, kann er mich leider nicht bestehen lassen. "Ich habe mich allerdings die ganze Zeit sehr wohlgefühlt mit Ihnen", tröstet er. Zum Glück muss ich den Führerschein - voraussichtlich - nie wieder machen!

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