Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: Blickrichtung gen Mekka: Muslimische Bestattungen in Karlsruhe

Karlsruhe

Blickrichtung gen Mekka: Muslimische Bestattungen in Karlsruhe

    • |
    • |
    Das Grabfeld 40 ermöglicht Muslimen, auf ihre traditionelle Weise bestattet zu werden.
    Das Grabfeld 40 ermöglicht Muslimen, auf ihre traditionelle Weise bestattet zu werden. Foto: ka-news

    Anlass dazu war die Herausgabe der Broschüre "Bestattung von Muslimen auf dem Karlsruher Hauptfriedhof", die aus einer Initiative des Friedhofs- und Bestattungsamts der Stadt Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem Dachverband Islamischer Vereine in Karlsruhe entstand. "Die Stadt Karlsruhe war schon seit langem der Meinung, dass unsere muslimischen Freunde bezüglich ihrer Kultur in jeder Weise zu würdigen sind", hob Bürgermeister Stapf hervor, "dazu gehört auch das Thema Bestattungen."

    "Man muss aber davon ausgehen, dass nur rund 1 Prozent der muslimischen Bevölkerung in Deutschland beigesetzt wird", ergänzt der Muslimkreis-Vorsitzende Messut Palanci. Üblicherweise wird der Leichnam des Verstorbenen zurück in sein Herkunftsland geflogen, um dort auf einem Friedhof die letzte Ruhe zu finden. Mit der Broschüre erhoffen sich alle Beteiligten, dass mehr Muslime im Raum Karlsruhe diese Art der Bestattung nutzen.

    Hinterbliebene möchten ihren Verstorbenen auch nach dem Tod nahe sein

    Bisher ist das zumindest bei den zugewanderten Muslimen noch nicht so. Gerade viele ältere von ihnen fühlen sich ihrer alten Heimat noch sehr verbunden und möchten auch dort beerdigt werden. "Wir rechnen jedoch mit einer verstärkten Zahl an zukünftigen Beerdigungen in Deutschland, da die jüngeren Generationen den Großteil ihres Lebens hier verbracht haben und die Hinterbliebenen einen Ort möchten, um ihre Angehörigen auch dort besuchen zu können, wo ihr eigener Lebensmittelpunkt ist."

    Bereits vor einiger Zeit wurde daher die Möglichkeit geschaffen, um den muslimischen Bestattungsritualen entgegen zu kommen. "Die Ausrichtung der Verstorbenen im Grab Richtung Mekka wird von uns gewährleistet", erklärt Matthäus Vogel vom Friedhofs- und Bestattungsamt. Dafür wurde speziell ein eigenes Gräberfeld ausgewiesen. "Außerdem können die Muslime ihre traditionellen Waschungen und Totengebete in eigens dafür zur Verfügung gestellten Räumen verrichten", so Vogel weiter.

    Mit der Änderung des Bestattungsgesetzes im letzten Jahr ist es Muslimen nun auch möglich, ihre Verstorbenen ohne Sargdeckel beizusetzen - ein Kompromiss zwischen dem deutschen Recht, das einen Sarg fordert, und dem muslimischen Brauch, nach dem die Verstorbenen nur im Leichentuch und ohne Sarg beigesetzt werden.

    Karlsruher Muslime halten sich auch an deutsche Tradition

    "Im Gegenzug kommen wir auch wiederum den deutschen Bräuchen entgegen", erklärt Palanci. "Eigentlich überlassen wir ein Grab den Prozessen der Natur; eine traditionelle Grabpflege wie in Deutschland gibt es in unserer Kultur generell nicht." Da sie aber auch die hiesigen Traditionen respektieren wollen, übernimmt der DMK die Aufgabe, Gräber ohne Betreuung entsprechend zu pflegen.

    Mit diesem Schritt ist Karlsruhe ein Vorreiter in der Entwicklung der Bestattungsmöglichkeiten und die Verantwortlichen rechnen damit, dass viele Städte nachziehen werden.

    "Die Integration ist fortschrittlicher, als wir es wahrnehmen"

    "Integration muss beidseitig geschehen. Die Anhänger beider Kulturen müssen es wollen und bereit sein, daran mitzuarbeiten. Dies geschieht hier", stellte Stapf noch einmal fest. Abschließend fügt Vogel hinzu: "Die Integration ist fortschrittlicher als wir es tatsächlich wahrnehmen - die Gegensätze werden nur oft viel stärker aufgezeigt, als die eigentlichen Schritte aufeinander zu."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden