Schließlich sei man in Karlsruhe ja auch lediglich ein Binnenzollamt und könne deshalb nicht immer mit spektakulären Aufgriffen dienen, erklärte er schmunzelnd. "Als verlängerter Arm der Politik müssen wir jedoch auf der einen Seite für die Einhaltung der Gesetze sorgen, auf der anderen Seite arbeiten wir aber auch kundenorientiert und stellen den Service in den Vordergrund. Dies zu vereinen, ist nicht immer leicht für die 620 Beschäftigten meines Hauptzollamts", betonte Hautzel.
Trotzdem sei das Jahr 2009 erfolgreich abgeschlossen worden: Das Hauptzollamt habe sechs Milliarden Euro Steuereinnahmen zu verbuchen, wovon 4,7 Milliarden auf die besonderen Verbrauchsteuern und 1,2 Milliarden auf die Einfuhrumsatzsteuer entfielen.
Die stärkste Verbrauchsteuer sei mit 4,33 Milliarden Euro die Energiesteuer, was knapp elf Prozent der Bundeseinnahmen entspreche. Die eingenommenen Zölle in Höhe von 50 Millionen Euro würden dabei an die Europäische Union abgeführt.
Das Motto der Zollverwaltung lautet "Grenzenloser Einsatz für Deutschland". Hautzel wies darauf hin, dass "Keine Grenzen" nicht mit "keine Kontrollen" gleichgesetzt werden dürfe. Deshalb sei die mobile Einheit des Hauptzollamts Karlsruhe täglich auf den Straßen im Bezirk unterwegs.
2009: Zigaretten, Fleisch und Blusen abgefischt
Dabei seien im vergangenen Jahr 11.123 Kontrollen durchgeführt worden, wobei 654 Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden. Insgesamt wurden 42.380 Zigaretten beschlagnahmt, für weitere 61.460 Stück wurden Abgaben erhoben. Auch einige Feuerwerks-Fans hat es erwischt: 40 Feuerwerkskörper und 1.950 Schuss pyrotechnische Munition wurde sichergestellt.
Auch 3.618 gefälschte Markenblusen gingen den Zöllnern ins Netz, 255 Kilogramm Fleisch- und Milcherzeugnisse mussten aufgrund des Tierseuchenrechts vernichtet werden. Ganz klassisch wird der Karlsruher Zoll bei seinen Aufgaben tierisch unterstützt: Bei vielen Kontrollen ist Zollhund Manto dabei, der an und in den Fahrzeugen nach Rauschgift sucht.
Schwarzarbeit bei Spargelstechern - Viagra-Einfuhr geht zurück
Ein großes Thema ist für das Zollamt ist die Schwarzarbeit. Karl Sommer, für Finanzkontrolle und Schwarzarbeit zuständig, erzählt von einem Fall unter Spargelstechern. Dort hätten alle osteuropäischen Arbeiter keine Arbeitsbewilligung gehabt, was ein Bußgeldverfahren gegen die Arbeiter und den Spargelbauern nach sich zog. "Allerdings gibt es gerade in diesem Bereich das Problem, dass die Früchte unvorhergesehen reif werden, die Arbeitserlaubnis aber erst für einen späteren Zeitpunkt beantragt wurde", erzählt er. Deshalb handle es sich meist auch nur um einen Formverstoß.
Auch Privatleute werden intensiver kontrolliert, als manche vielleicht erwarten würden. Denn, so Jörg Dickgießer vom Zollamt Mannheim, 90 Prozent der Pakete aus Übersee würden als Geschenke mit einem viel zu niedrigen Wert deklariert - gerade der günstige Dollarkurs habe zu einer wahren Einfuhrwelle bei der Unterhaltungselektronik geführt.
Dagegen büßte die blaue Potenzpille Viagra, die vor allem aus dem asiatischen Raum eingeführt wurde, ihre Popularität ein. Gerade von dort kämen viele Fälschungen - möglicherweise habe dies auch der Verbraucher bemerkt, so Dickgießer.