"Weder wir, noch die Betriebsräte, noch die Mitarbeiter in der Region wissen, welche Filialen die Schließungen betreffen werden und wer entlassen wird", bedauert Thomas Schark, Fachhandelssekretär bei verdi im ka-news-Gespräch.
"Stimmung ist schlecht"
Er rechnet innerhalb der nächsten 14 Tage mit Informationen. Denn: "Der Insolvenzverwalter muss die Kündigungen bis Ende März ausgesprochen und die Mitarbeiter dementsprechend früher informiert haben", so Schark.
Der geplante Kahlschlag hat die Gewerkschaft überrascht. Lediglich rund 13.500 Arbeitsplätze sollen in Deutschland erhalten bleiben - jede zweite Filiale wird geschlossen. "Wir hatten vermutet, dass es ein Drittel weniger Filialen geben wird", erklärt der Gewerkschafter gegenüber ka-news. Die Stimmung unter den Beschäftigten sei nun natürlich schlecht. Viele seien traurig und wütend, nachdem sie teilweise bereits Jahrzehnte für den Konzern tätig waren und das Management schon länger in der Kritik stand.
Einige Karlsruher Filialen schon geschlossen
In Karlsruhe hätten bereits einige Filialen geschlossen, deren Mitarbeiter aufgrund des Insolvenzsozialplans seither überweigend woanders tätig waren. "Dieser Plan ist nun außer Kraft gesetzt worden." Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz beschreibt den Stellenabbau indes als "überlebensnotwendigen Einschnitt" für Schlecker. Von den einstmals rund 6.000 Geschäften der Stammmarke des Familienkonzerns aus dem schwäbischen Ehingen sollen nur rund 3.000 fortgeführt werden. Schon in jüngster Zeit machte das Management zahlreiche Filialen dicht.
Das genüge aber noch nicht, so Geiwitz. Er nannte am Mittwoch die Zahl von aktuell noch rund 5.400 bestehenden Schlecker- und Schlecker-XL-Märkten. Der Insolvenzverwalter kündigte Verhandlungen mit dem Betriebsrat und den Gewerkschaften über einen Sozialplan an. Ausgenommen von den harten Einschnitten sei zunächst die ebenfalls insolvente Tochter IhrPlatz mit ihren rund 6.000 Arbeitsplätzen und rund 660 Filialen. Über deren Zukunft soll in den kommenden Tagen informiert werden.
Die Lage sei schlechter als erwartet. "Die Analyse des Schlecker-Konzerns fällt in gewisser Weise dramatisch aus", sagte Geiwitz. In den vergangenen Jahren habe Schlecker hohe Verluste eingefahren, allein 2011 seien es rund 200 Millionen Euro gewesen. Pro Monat habe die Kette zuletzt zweistellige Millionenverluste eingefahren. Mit Blick auf die branchenüblichen Bruttoumsatzzahlen habe Schlecker 2011 noch rund 5 Milliarden Euro erlöst. Netto waren es laut Geiwitz aber nur knapp 4 Milliarden Euro.
dm und Rossmann halten sich bedeckt
Ziel sei nun, im April ohne Verluste ins Insolvenzverfahren zu starten. Dabei müssten sowohl die Lieferanten, andere Gläubiger wie Vermieter und nicht zuletzt die Mitarbeiter zufriedengestellt werden. Die Familie bleibe im Boot, aber ihre zukünftige Position sei noch völlig offen.Die Mitbewerber hielten sich am Mittwoch bedeckt. Weder die Drogeriekette dm (Karlsruhe) noch Rossmann (Burgwedel/Niedersachsen) wollten die neuen Entwicklungen bei Schlecker kommentieren. Konkurrent Dirk Roßmann hatte bereits nach Bekanntwerden der Insolvenz angedeutet, an bis zu 80 Schlecker-Filialen in guter Lage Interesse zu haben. Die Kette dm betreibt durchweg größere Filialen und hat ein anderes Angebot als Schlecker.
Schlecker hatte am 23. Januar beim Amtsgericht Ulm Insolvenz beantragt, kurz danach folgte die Tochter IhrPlatz. Die Schlecker-Auslandstöchter sind bislang nicht insolvent. Ende März solle bereits das Insolvenzverfahren eröffnet werden. Danach dürfe Schlecker nicht mit Verlusten weitergeführt werden, weil sich sonst auch keine möglichen Investoren finden ließen, erklärte Geiwitz. Er strebe an, externes Geld ins Unternehmen zu holen. Dafür sei auch eine Investmentbank eingeschaltet worden.
Nils Schmid: "Überzeugendes Konzept muss her"
Auch Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid äußerte sich am Donnerstag zur Schlecker-Insolvenz. "Vor allem Frauen mit geringen Einkommen werden von den angekündigten Stellenstreichungen betroffen sein. Es muss deshalb das Ziel aller Beteiligten sein, möglichst viele Filialen und Arbeitsplätze zu erhalten", so Schmid. Für die Landesregierung sei es selbstverständlich, eine Lösung in diesem Sinne zu begleiten. "Zunächst muss jedoch ein überzeugendes Konzept von einem seriösen Investor vorgelegt werden."
Haben Sie mitbekommen, dass eine Schlecker-Filiale bei Ihnen in der Nähe schließen soll? Werden Sie ka-Reporter und sagen Sie uns Bescheid!