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Karlsruhe: Regale, die die Welt bedeuten: Der Reisebuchladen Karlsruhe

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Regale, die die Welt bedeuten: Der Reisebuchladen Karlsruhe

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    Regale, die die Welt bedeuten: Der Reisebuchladen Karlsruhe
    Regale, die die Welt bedeuten: Der Reisebuchladen Karlsruhe Foto: ka-news

    In den Regalen des Ladenlokals reihen sich Reiseführer von Portugal, Singapur und Südafrika aneinander. Was nicht auf den Brettern steht, bestellen die Inhaber Volker Hager und Michael Oberdorfer bis zum nächsten Tag. Auch Kartenmaterial aus allen Ecken der Erdkugel besorgen die Reiseliteraturspezialisten. Die Suche danach kann schon mal zu einer Schatzsuche werden. "Man muss auf jeden Fall wissen, wo man nachschauen muss", beschreibt Volker Hager seine Vorgehensweise. "Aber ich mach' das schon so lange, da ist die Datenbank im Kopf."

    20 Jahre lang leitete Hager die Reisebuchabteilung im Buch Kaiser bis das Geschäft Mitte Februar 2010 seine Türen für immer schloss. Deshalb kennt er die Tricks, mit deren Hilfe er auch antiquarische oder vergriffene Titel beschafft. Michael Oberdorfer beschäftigte sich vor seiner Karriere als selbständiger Buchhändler damit, wie man schwer zugängliches Kartenmaterial - besonders über Südamerika - an den interessierten Europäer bringt.

    2002 machte der studierte Kartograph ein Praxissemester in einem kanadischen Verlagshaus. Das hatte Karten von Südamerika vorrätig, die in Europa schwer zugänglich waren, und unterhielt keine Kontakte über den Atlantik. Also bat der Verlagschef Oberdorfer, sich der Sache anzunehmen. Dieser programmierte sogleich eine Internetseite mit einer Tabelle der verfügbaren Karten . Irgendwann erreichte ihn eine Anfrage aus dem Buch Kaiser, wo er Volker Hager kennenlernte.

    "Sind Sie eine Kette?" - ein klares "Nein"

    Als der Karlsruher Traditions-Buchladen schloss, stellte sich für Hager die Frage nach der beruflichen Zukunft. Aus einer flüchtigen Bekanntschaft und einem Online-Kartenshop entstand schließlich die Geschäftsidee, den einzigen spezialisierten Reisebuchladen zwischen Freiburg und Frankfurt zu eröffnen. "Bis 2003 gab es einen kleinen Laden dieser Art in der Hebelstraße. Viele Leute haben den vermisst und uns dann gefragt, wo wir die ganzen Jahre über waren", lacht Oberdorfer. "Am Anfang sind auch Kunden gekommen und haben gefragt, ob wir eine Kette sind." Da gibt es ein klares "Nein" als Antwort.

    Einen Laden zu eröffnen mitten in einer allgemeinen wirtschaftlichen Krise - kein Risiko? "Doch", sagt Hager deutlich. "Und Schwierigkeiten gab es genug. Zuerst muss man einen sogenannten Businessplan aufstellen, um die theoretischen Eckdaten des Geschäftskonzepts zu bestimmen. Da rechnet man mit fiktiven Zahlen, mit Annahmen. Daraus eine realistische Einschätzung zu erhalten, ist echt schwierig." Hilfe beim theoretischen Planen erhielten die beiden Jungunternehmer von einem Berater aus der Buchhandelsbranche. Ein Ladenlokal fanden sie recht schnell und am 20. März 2010 eröffnete das Inhaberduo ihr Fachgeschäft.

    Kalender, Bildbände und Globen zu Weihnachten

    Obwohl die Menschen den Laden gut aufnehmen und sich gern von Hager, dem Profi-Buchhändler, und Oberdorfer, dem Kartenspezialisten, beraten lassen, bleibt die Unsicherheit. "Es gibt Momente, wo man dasteht und sich fragt: 'Mach ich das Richtige?' Schließlich muss die Familie ernährt werden", beschreibt Hager seine gelegentlichen Bedenken. Doch gerade die Kunden, die wegen der individuellen Beratung und des Fachwissens in die Herrenstraße kommen, bestätigen Hager in seinem Mut, den Schritt in die Selbständigkeit gewagt zu haben.

    "Ich glaube wir schaffen das. Wir hatten einen guten Start und sind gut im Businessplan. Verbessern müssen wir uns aber noch. 1.000 Euro am Tag müssen in der Kasse sein." Dabei soll das kommende Weihnachtsgeschäft helfen. "Für Weihnachten haben wir unser Sortiment aufgestockt. Wir bieten Kalender an und setzen verstärkt auf Bildbände. Die kaufen die Kunden gern als Geschenk." Selbst Globen sind ein beliebtes Präsent - trotz Google Earth. "Die sind einfach plastischer und man kann sich alles besser vorstellen", erklärt Hager die Nachfrage nach dem Planetenmodell.

    Keine Zeit für Urlaub

    Spaß macht den beiden Bücherwürmern ihre Arbeit auf jeden Fall. "Das Schönste ist, dass nur glückliche Leute zu uns kommen. Da ist keiner traurig. Schließlich geht es für die bald in den Urlaub", erzählt Michael Oberdorfer. "Aber es ist schon gemein, wenn wir die Sachen für sie raus suchen, aber nicht mit können." An Urlaub können er und sein Kollege im Moment sowieso nicht denken. "Das Problem ist, dass wir keine Zeit haben. Wir haben beide eine 75-Stunden-Woche. Da ist es schwierig, Zeit mit der Familie zu verbringen." Von 9 bis 19 Uhr stehen die beiden montags bis freitags im Laden. Am Samstag erfüllen sie bis 16 Uhr Kundenwünsche.

    Im kommenden Jahr soll es für Volker Hager nach Italien, "in die Hügel hinter Livorno", gehen. Dort will er mit dem Rennrad die Hügel hoch und runter saußen. Michael Oberdorfer fühlt sich reif für die Insel. "Auf die kapverdischen Inseln würde ich gern fliegen, nach Madeira oder auf die Kanaren zum Wandern." Das nötige Kartenmaterial finden die beiden Buchhändler bestimmt problemlos.

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