Ziel der laufenden Planungen sei es, so der Verkehrdienstleister PTV in einer Pressemitteilung, das in diesem Raum für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) vorhandene Nachfragepotenzial auszuschöpfen und mit einem zukunftsweisenden öffentlichen Angebot die Landkreise anzubinden.
Umfangreiche Untersuchungen sollen zeigen, ob die geplanten Maßnahmen wirtschaftlich, förderfähig und finanziell tragbar sind. Als Grundlage für die weiteren Entscheidungen der verantwortlichen Aufgabenträger sowie als notwendige Voraussetzung für eine Projektförderung durch den Bund und das Land Baden- Württemberg ist das Gutachterkonsortium aus PTV, TransportTechnologie-Consult Karlsruhe GmbH (TTK) und DB International GmbH (DBI) mit einer vertiefenden Planung sowie einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung beauftragt worden.
In diesem Rahmen werden ÖV-Fahrgast-Erhebungen im Regionalbusbereich durchgeführt, Betriebskonzepte für Schiene und Bus erarbeitet, Planfälle und Nachfrageprognosen modelliert sowie eine Infrastrukturplanung und Kostenrechnung erstellt. Mit Hilfe der Verkehrsplanungssoftware PTV Vision entsteht eine Verkehrsmodellierung von Angebot und Nachfrage für den öffentlichen und den motorisierten Individualverkehr. Dabei werden aktuelle städtische Verkehrsmodelle in ein VISUM-Netz für den gesamten Untersuchungsraum integriert.
Das Regional-Stadtbahn-Konzept
Die Neckar-Alb-Region gehört zu den landschaftlich attraktiven Gegenden Baden-Württembergs. Gleichzeitig bieten die wirtschaftlichen Ballungszentren in Tübingen und Reutlingen viele Arbeitsplätze. Deshalb sollen die geplanten ÖPNV-Angebote Berufspendler ebenso wie Ausflügler und Touristen ansprechen. Allein 691.000 Menschen leben in den 67 Gemeinden der Region auf einer Fläche von 2.531 Quadratkilometern. "Dort wo die Alb am schönsten ist", so der touristische Lockruf der Region, kommen jährlich mehrere Millionen Touristen und Urlauber dazu.
Bisher gibt es in den Städten Tübingen und Reutlingen als ÖV-Angebot nur Busverkehr.
Das RSB-Netz beinhaltet neue Innenstadtstrecken im Straßenbahnbetrieb sowie die Mitnutzung des derzeit zum großen Teil nicht elektrifizierten Eisenbahn-Schienennetzes in der Region. Die Oberzentren Reutlingen und Tübingen werden dadurch mit schnellen und umsteigefreien RSB- Verbindungen mit dem Umland verbunden.
"Karlsruher Modell" als Vorbild
Vorbild hierfür ist das Karlsruher Modell - ein schienengebundenes Nahverkehrssystem mit Normalspur-Fahrzeugen, die sowohl mit dem Strom für Straßen- und Stadtbahnen als auch mit dem Bahnstrom der Eisenbahn fahren können. Geplant ist darüber hinaus eine Neubaustrecke zwischen Gomaringen und Reutlingen ("Gomaringer Spange") sowie zwischen Reutlingen und Kleinengstingen. Hierbei stellt die Überwindung des Albaufstiegs mit der Honauer Steige eine besondere Herausforderung an die Fahrzeugkonfiguration.
Da die Trassenführung weitgehend dem Weg der früheren Zahnradbahn folgen soll, ist eine Steigung von bis zu zehn Prozent zu überwinden.
Mit dem Bau dieses Abschnitts könnten die Busverkehre künftig bereits auf der Alb enden und die Fahrgäste ein leistungsfähiges RSB-System nutzen. Dadurch sollen sich nicht nur erhebliche Leistungen im Busbereich einsparen, sondern auch Umweltressourcen schonen lassen.
Petra Strauß, Projektleiterin bei PTV, erklärt: "Die Untersuchungen für die RSB Neckar-Alb sind eine spannende Aufgabe, weil ein sehr komplexes und heterogenes Stadtbahnnetz betrachtet wird. Wie beim Karlsruher Modell ziehen auch hier die Städte und die Region an einem Strang.
Mit unseren Erfahrungen und wirtschaftlichem Know-how im Bereich Verkehrsökonomie können wir die Auftraggeber bei der Weiterentwicklung der RSB-Planungen zielführend unterstützen, indem sowohl das Gesamtnetz als auch einzelne Netzteile sowohl einer gesamtwirtschaftlichen als auch einer betriebswirtschaftlichen Prüfung und Optimierung unterzogen wird."
Das vorgesehene RSB-Gesamtnetz soll insgesamt eine Streckenlänge von annähernd 500 Kilometern und bis zu neun RSB-Linien umfassen. Die ersten Ergebnisse der Untersuchung werden laut PTV Ende dieses Jahres vorliegen.