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Karlsruhe: Kleine Läden schließen, Discounter boomen: Lebensmittelversorgung in einigen Stadtteilen gefährdet - Karlsruhe will nachbessern

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Kleine Läden schließen, Discounter boomen: Lebensmittelversorgung in einigen Stadtteilen gefährdet - Karlsruhe will nachbessern

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    Die kleine Verkaufsfläche passt zum Edeka-Format nah und gut
    Die kleine Verkaufsfläche passt zum Edeka-Format nah und gut Foto: Sylvia Ganz

    Einkaufen bei Treff3000 um die Ecke wird bald der Vergangenheit angehören. "Wir haben zum 1. August die Hälfte der rund 160 Treff3000-Discountmärkte an Netto Marken-Discount abgeben", bestätigt Christhard Deutscher von Edeka Südwest. Netto, ein Edeka-Tochterunternehmen, will damit sein Filialnetz in Südwestdeutschland ausweiten. Alle rund 600 Treff3000-Mitarbeiter würden weiterbeschäftigt, so Deutscher gegenüber ka-news.

    Netto-Märkte in Durlach und Oberreut

    In Karlsruhe sind die Treff3000-Märkte in der Veilchenstraße (Oststadt) und in der Kastenwörtstraße (Daxlanden) bei Edeka geblieben und sollen als Nahversorger ausgebaut werden. Der Markt in der Durlacher Rommelstraße hat bereits am 28. August als Netto neu eröffnet, die Filiale in Oberreut wird nach Angaben von Netto voraussichtlich am 30. Oktober folgen.

    Die Treff3000-Filiale in der Veilchenstraße (Oststadt) bleibt bei Edeka.
    Die Treff3000-Filiale in der Veilchenstraße (Oststadt) bleibt bei Edeka. Foto: Sylvia Ganz

    Bedenken, dass sich damit die Lebensmittelversorgung in den betreffenden Stadtteilen verschlechtern könnte, weist Deutscher zurück: "Das Netto-Konzept umfasst eine größere Lebensmittelauswahl als die bisherigen Standorte von Treff3000. Es gibt dort etwa 1.000 Artikel mehr, ein breiteres Sortiment an Molkereiprodukten, Obst und Gemüse sowie SB-Fleisch und -Wurst."

    Bergdörfer: Konkrete Verbesserung in Sicht

    Die Wirtschaftsföderung der Stadt will das Versorgungsangebot im Stadtgebiet kontinuierlich verbessern. Die sogenannte "Nahversorgungsstrategie" beinhaltet das Bereitstellen geeigneter Grundstücke, die Vermittlung bestehender Immobilien und die Prüfung neuer Lebensmittelhandels-Konzepte mit Betreibern und Investoren.

    Der ehemalige Treff3000 in Durlach in der Rommelstraße wurde als Netto-Filiale neu eröffnet.
    Der ehemalige Treff3000 in Durlach in der Rommelstraße wurde als Netto-Filiale neu eröffnet. Foto: Sylvia Ganz

    "Seit der Bürgerumfrage 2016 ist in Daxlanden 2017 ein neuer Lebensmittelmarkt im Waidweg hinzugekommen, in Neureut wurde ein Netto-Markt nach Abriss wieder neu eröffnet. Neue Märkte sind zum Beispiel in Hohenwettersbach, Grünwettersbach, der Nordstadt und Oberreut geplant", heißt es von Seiten der Wirtschaftsförderung auf Nachfrage von ka-news.

    Edeka hat die Hälfte seiner Treff3000-Märkte an sein Tochterunternehmen Netto abgegeben
    Edeka hat die Hälfte seiner Treff3000-Märkte an sein Tochterunternehmen Netto abgegeben Foto: Sylvia Ganz

    Hohenwettersbach: Discounter eröffnet 2019

    In Hohenwettersbach war ein Treff3000-Markt vorgesehen, der nun als Netto realisiert werden soll. Laut Ortsvorsteherin Elke Ernemann läuft die Planung für das Areal auf der "Brunnenwiese" seit sechs Jahren. Im Frühjahr 2019 solle mit dem Bau begonnen werden. Die Ortsverwaltung rechnet mit etwa sechs Monaten Bauzeit. In Grünwettersbach ist direkt an der L623 Richtung Palmbach ein Vollsortiment-Supermarkt mit etwa 1.600 Quadratmeter Verkaufsfläche vorgesehen. Ende September endete der von der Stadt ausgeschriebene Investorenwettbewerb. Ob Edeka oder Rewe den Zuschlag erhält, kann Ortsvorsteher Rainer Frank derzeit noch nicht sagen.

    Der ehemalige Treff3000 in Durlach in der Rommelstraße wurde als Netto-Filiale neu eröffnet.
    Der ehemalige Treff3000 in Durlach in der Rommelstraße wurde als Netto-Filiale neu eröffnet. Foto: Sylvia Ganz

    Ebenso wenig kann Peter Cernoch, Vorsitzender des Bürgervereins Nordstadt, Pläne für einen neuen Markt im Stadtteil bestätigen: "Westlich der Erzbergerstrasse entsteht ein Wohngebiet, aber bis jetzt ist über ein Lebensmitteleinzelhandelsgeschäft nichts Konkretes bekannt." Fest steht: Neue Aldi-, Lidl- oder Penny-Filialen sind in absehbarer Zeit im Stadtgebiet nicht vorgesehen.

    Stadtteile unterschiedlich gut versorgt

    Der Nahversorgungsbericht 2017, der auf einer Umfrage unter 4.625 Karlsruhern basiert, zeigt die Schwachstellen in der wohnortnahen Versorgung auf. Zwar sind dem Bericht zufolge zwei Drittel der Befragten mit dem Angebot zufrieden, innerhalb der Stadtteile gibt es aber deutliche Unterschiede. Während in der Südstadt, Weststadt, Südweststadt und Oststadt, in Durlach, Waldstadt und Neureut über 70 Prozent der Befragten das Angebot als "gut" oder "sehr gut" bewerten, in der Innenstadt, in Mühlburg und Grünwinkel sogar über 80 Prozent.

    Die großen Vollsortimenter Edeka und Rewe verfolgen unterschiedliche Konzepte - je nach Lage und Verkaufsfläche.
    Die großen Vollsortimenter Edeka und Rewe verfolgen unterschiedliche Konzepte - je nach Lage und Verkaufsfläche. Foto: Sylvia Ganz

    Anders sieht es in Bergwald aus: Hier finden das nur etwa zwölf Prozent. 30 Prozent stufen das Angebot als "schlecht" oder "sehr schlecht" ein, in Hohenwettersbach und Stupferich sogar rund 70 Prozent der Befragten. Auch in Weiherfeld-Dammerstock (35,3 Prozent) und in den übrigen Höhenstadtteilen ist etwa ein Drittel der Befragten unzufrieden mit der Versorgungslage.

    Kleine Lebensmittelläden geben auf

    Bei den Angaben zur bevorzugten Einkaufsstätte fällt auf, dass gegenüber 2006 nur noch etwa halb so viele Befragte in kleineren Lebensmittelgeschäften einkaufen (23 Prozent). Seit damals haben 57 vor allem kleinere Geschäfte aufgegeben. "Durch diesen Strukturwandel ist die Nahversorgungsfunktion einiger Stadtteilzentren gefährdet. Dazu hat auch die Schlecker-Pleite 2012 erheblich beigetragen", heißt es im Nahversorgungsbericht.

    Das Sortiment von Rewe City, hier in der Georg-Friedrich-Straße (Oststadt), ist speziell auf den Bedarf von Single- und kleinen Haushalten ausgerichtet.
    Das Sortiment von Rewe City, hier in der Georg-Friedrich-Straße (Oststadt), ist speziell auf den Bedarf von Single- und kleinen Haushalten ausgerichtet. Foto: Sylvia Ganz

    Dass sich die Versorgungssituation insgesamt verbessert hat, kann man daran ablesen, dass mittlerweile fast 80 Prozent der Karlsruher in ihrem eigenen oder im Nachbarstadtteil einkaufen und für den Weg dorthin durchschnittlich nur knapp zehn Minuten brauchen. Mehr als die Hälfte kann mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen.

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