"E-Mobilität, autonomes Fahren oder neue Formen der Güterlogistik werden diesen Trend zwar nicht umkehren. Gleichwohl können uns neue Technologien dabei helfen, Mobilität flexibler, komfortabler, sicherer, ökologischer und ökonomischer zu gestalten", so Bernd Kappenstein, Leiter des Fachbereichs "Energie und Umwelt" der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH (MRN), am 11. Mai zum Auftakt der ersten "Regionalkonferenz Mobilitätswende" in Hockenheim.
Der Vorstandsvorsitzende der TechnologieRegion Karlsruhe GmbH i. G. (TRK) und Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, Frank Mentrup, begrüßte den regionalen Schulterschluss: "Die Bereitstellung bedarfsgerechter, leistungsfähiger und nachhaltiger Mobilitätsangebote zählt zu den zentralen Aufgaben der kommunal- und regionalpolitischen Entscheidungsträger."
Autonomes Fahren und flexible Mobilität im Fokus
Rund 250 Teilnehmer waren laut Pressemitteilung der gemeinsamen Einladung von TRK und MRN gefolgt, um Mobilitäts-Projekte kennenzulernen und Lösungen für die Zukunft der Mobilität zu diskutieren. Auf dem Vorplatz der Stadthalle in Hockenheim konnten sich Teilnehmer und Bürger zudem über den aktuellen Stand der Technik beim autonomen Fahren informieren, zum Beispiel am Info-Stand des Karlsruher Forschungszentrums Informatik oder bei einer Tour mit dem fahrerlosen Elektro-Kleinbus "EZ10".
Das 21. Jahrhundert sei nicht nur durch einen wachsenden Mobilitätsbedarf gekennzeichnet, sondern vor allem durch eine Vielfalt der Mobilitätsformen, wird Stefan Dallinger, Vorsitzender des Verbandes Region Rhein-Neckar und Landrat des Rhein-Neckar-Kreises, zitiert: "Menschen und Unternehmen werden künftig flexibel und kurzfristig darüber entscheiden, welcher Verkehrsträger am besten passt. Umso wichtiger ist es, Mobilität ganzheitlich zu denken und Plattformen für den Austausch zu bieten."
Infrastruktur muss noch gebaut werden
Neue Mobilitätsformen, die Digitalisierung und die intelligente Vernetzung verschiedener Verkehrsträger eröffneten enorme Möglichkeiten, betonte Norbert Barthle, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Anspruch des Bundes sei es, eine Trendwende hin zu mehr klimafreundlicher Mobilität einzuleiten – angefangen beim Ausbau von Radschnellwegen über die Förderung von Ladeinfrastruktur für Elektro-Autos bis hin zum autonomen Fahren. Voraussetzung für viele Mobilitätsformen der Zukunft sei der Ausbau der Breitbandinfrastruktur.
"Die Verarbeitung und Nutzung der Datenströme benötigt leistungsfähige und robuste digitale Infrastrukturen. Und zwar überall und flächendeckend", so Barthle. Deshalb investiere der Bund vier Milliarden Euro in die Anbindung von bisher unterversorgten Landkreisen und Kommunen. Der öffentliche Personennahverkehr könne auch im digitalen Zeitalter das Rückgrat des nachhaltigen Stadt- und Regionalverkehrs bilden, allerdings müssten verschiedene Mobilitätsdienstleistungen dazu besser vernetzt und zum Beispiel über Mobilitäts-Apps verfügbar gemacht werden.
Mobilität 4.0: Noch ein weiter Weg
"Sind wir bereit für die Mobilität von morgen?" lautete die zentrale Frage der anschließenden Diskussionsrunde. Das Fazit: Der Weg hin zu einer klimafreundlichen und vernetzten Mobilität ist noch weit. Bis dahin wird es ein Nebeneinander vieler verschiedener Antriebssysteme geben. "Technisch ist vieles bereits möglich. Doch in allererster Linie braucht es einen Mentalitätswandel bei den Menschen", so Prof. Dr. Christoph Walter (PTV Planung Transport Verkehr AG).
Autonom fahrende Autos seien eine großartige Erfindung, befand Daniel Hobohm (Siemens AG). Sie könnten unter anderem für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen. Gleichwohl müssten auch negative Entwicklungen mitgedacht werden: "Viele Menschen könnten von Bussen und Bahnen auf das autonome Auto wechseln, mit potenziell mehr Stau und geringerer Auslastung des ÖPNV".