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Karlsruhe: Job mit "dickem Fell": Besuch beim Karlsruher Tierbestatter

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Job mit "dickem Fell": Besuch beim Karlsruher Tierbestatter

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    Christian Richers mit seiner Hündin.
    Christian Richers mit seiner Hündin. Foto: (Privat)

    Was die Arbeit eines Bestatters für Menschen ist, wissen wir: Trauerarbeit, Beratungsgespräche und die hygienische Totenversorgung. Überraschend aber wahr: ein Bestatter, der es Tag ein Tag aus mit Tierleichen zu tun hat, macht nichts anderes.

    "Nach dem Tod meines Hundes wurde ich Tierbestatter"

    Bei der Neureuter Anlaufstelle für trauernde Herrchen handelt es sich um die Station eines Franchise-Unternehmens mit Sitz in Bayern. Dass Richers nun Inhaber des Karlsruher Tierbestattungsbüro ist, verdankt er einem traurigen Vorfall: "Mein Hund war gestorben, also suchte ich vor ein paar Jahren nach Möglichkeiten, ihm die letzte Ehre zu erweisen", sagt er. Dem Vorhaben in den Weg stellte sich eigenen Angaben zufolge eine unzureichende Beratung. Das brachte ihn schließlich dazu, seinen sicheren Job bei Daimler aufzugeben und "es besser zu machen": Im April 2010 eröffnete er dann im Franchise-Rahmen sein Büro in Karlsruhe und nannte sich "Tierbestatter".

    Seither kümmert er sich um die Verwahrung verstorbener Tiere und "hilft wo er kann". Wird ein Tier beim Tierarzt beispielsweise eingeschläfert, holt Richers es zunächst ab und leitet die weiteren Wege ein - natürlich alles nach Absprache mit dem Kunden. "Egal ob Tierkrematorium oder Tierfriedhof - ich vermittele bei allen Bestattungsformen, biete Urnen an und setze Haustiere gegebenenfalls im Garten des Besitzers bei", erzählt Richers. Letzteres sei erlaubt, solange es sich nicht um ein Wasserschutzgebiet handele, das ließe sich bei der Gemeinde nachfragen. Vierbeiner, deren Bestattungen vom Herrchen beauftragt würden, entgingen nach dem Tod der Tierkörperbeseitigungsanlage.

    Die Asche der Katze um den Hals

    Katzen, Hunde, aber auch Meerschweinchen und Kaninchen finden den Weg zu Richers. Sein bislang außergewöhnlichster Fall war eine Schildkröte. Das Reptil sei nur zehn Jahre alt geworden. "Noch spezieller war der Wunsch einer Kundin, die Asche ihrer verstorbenen Katze in Form eines Diamanten um ihren Hals tragen wollte", so Richers. Ja, die Trauer in tierischen Trauerfällen sei groß - manchmal sogar noch größer als bei menschlichen Angehörigen: "Gerade für ältere Menschen, die schon ihre Lebenspartner verloren haben, ist das Haustier oft das letzte Bindeglied", so der Tierbestatter.

    Christian Richers Büro befindet sich just neben einer Kirche. Während das Glockenläuten zu Gottesdiensten lädt, klingelt bei Richers das Telefon: 24 Stunden-Service bietet der Karlsruher in seinen Prospekten an. Doch angenommen, es kommt ein Trauertelefonat an, während sich Richers mit der Familie im Erlebnispark vergnügt? "Dann wird das, wie auch zu jeder anderen Zeit, entgegengenommen", so Richers. Dass man gerade privat Freizeit genieße, spiele in solchen Momenten keine Rolle.

    "Man bekommt ein dickes Fell"

    In seinem Job scheint jeder Tag ein schwarzer zu sein, hat Richer doch täglich mit Todesfällen zu tun - und doch verkraftet er seine Arbeit gut: "Natürlich lassen mich die Schicksalsschläge nicht kalt, aber mit der Zeit bekommt man ein dickes Fell", erklärt der Karlsruher mit dem außergewöhnlichen Job. Distanz halten, nicht mitweinen, aber dem Kunden das Gefühl geben, nicht allein zu sein - "das ist die Königsdisziplin - und das, was ich an meiner Arbeit liebe", so der Tierbestatter.

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