Heute habe ich in der Mittagspause einen Döner gegessen und dazu eine Cola getrunken. War das eine gute Idee?
Mechler: Es kommt immer darauf an, was man den Tag über isst. Wird der Döner als Hauptmahlzeit verzehrt und am Abend nicht mehr gehaltvoll gekocht und gegessen, ist das vollkommen in Ordnung. Etwas weniger reichhaltig wäre das Ganze in einer vegetarischen Version. Denn das Fleisch im Döner ist recht fettig und damit kann leicht der Tagesbedarf an Fett und Fleisch gedeckt werden. Ansonsten ist der Döner eine Alternative beispielsweise zum Burger. Durch die frischen Zutaten und das viele Gemüse sind mehr wertvolle Nährstoffe enthalten und er trägt meist auch länger zur Sättigung bei. Die Cola würde ich ersetzen durch ein Glas dünne Fruchtschorle. Am Tag soll der Mensch mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Am besten in Form von Wasser oder ungesüßtem Tee. Cola mit seinem hohen Zuckergehalt sollte nicht täglich getrunken und eher als Süßigkeit gesehen werden.
Wie sieht denn ein optimales Mittagessen aus?
Mechler: Ich würde zum Mittag etwas Leichtes empfehlen, von dem man dennoch satt wird, also zum Beispiel Nudeln mit Gemüse, ein Salat mit Putenstreifen oder ein Reisgericht. Ein Nachtisch wie Jogurt oder Obstsalat können das Mittagessen genüsslich abrunden. Ich empfehle möglichst frische, vitaminreiche Lebensmittel, sodass nach dem Essen mit viel Energie weiter gearbeitet werden kann. Das Essen sollte nicht am Arbeitsplatz eingenommen werden, sondern räumlich getrennt, damit ein Abschalten möglich wird.
Nach dem Mittagessen fühlt man sich häufig schlapp und müde. Das Mittagstief kennt wahrscheinlich jeder. Was kann man dagegen tun?
Mechler: Das Mittagstief ist häufig die Folge von zu reichhaltigem Essen, das heißt zu viel Fett und Zucker. Wird mittags sehr fettig gegessen, ist der Körper anschließend mit der Verdauung beschäftigt. Deshalb die Ernährungsgewohnheiten am Mittag anpassen und Energielieferanten, wie zum Beispiel frisches Gemüse, Salat, mageres Fleisch, Nudeln, Reis verzehren und versuchen in der Pause an die frische Luft zu gehen und so Energie zu tanken.
Hilft in der Pause ein Mittagsschlaf und sollten Unternehmen ihren Mitarbeitern die Möglichkeit für eine sogenanntes "Powernapping" einräumen?
Mechler: Es gibt Studien, die belegen, dass 15 Minuten Mittagschlaf ausreichen, um anschließend mit neuer Energie wieder an die Arbeit zu gehen. Es gibt auch Unternehmen, die solche Schlafplätze einrichten. Dazu sind allerdings ausreichend Platz sowie ein Verständnis für den Nutzen des Mittagschlafs auf Seiten des Managements und der Belegschaft von Nöten. Ansonsten kann ein Mitarbeiter schnell zur Schlafmütze des Betriebs abgestempelt werden. Solche Einrichtungen müssen ein Stück weit zum Unternehmen passen und dürfen den Arbeitsablauf nicht behindern, sonst werden sie keine Akzeptanz finden.
SEW-Eurodrive leistet sich ein eigenes Gesundheitsmanagement. Was bringt das dem Unternehmen?
Kullmann: Das Ziel des Gesundheitsmanagements bei SEW-Eurodrive ist, die Mitarbeiter langfristig gesund, motiviert und leistungsfähig zu erhalten. Gerade in Hinblick auf den demografischen Wandel ist das betriebliche Gesundheitsmanagement ein strategisch wichtiges Thema für das Unternehmen. Auch im Zuge des Fachkräftemangels - vor allem im Ingenieursbereich - steigert ein umfassendes Gesundheitsmanagement die Arbeitgeberattraktivität.
Das Gesundheitsmanagement von SEW-Eurodrive hat kürzlich in Bruchsal ein neues Gesundheitsleitbild entwickelt. Was besagt dieses Leitbild?
Kullmann: Das Gesundheitsleitbild wurde im Rahmen eines Pilotprojektes in der Elektronikfertigung entwickelt. Die darin enthaltenen Themen wurden von Mitarbeitern und Führungskräften als wichtig empfunden und in Workshops erarbeitet. Die fünf Leitsätze lauten: Wir begegnen uns achtsam und wertschätzend - für ein gesundes Miteinander. Wir handeln eigenverantwortlich - für ein gesundes Ich. Wir leisten als Führungskräfte unseren Beitrag - für ein gesundes Vorbild. Wir gestalten sinnvolle Arbeitsplätze - für ein gesundes Umfeld. Wir bieten Maßnahmen, Angebote und Informationen - für gesunde Mitarbeiter. Die Ausformulierungen der Leitsätze beinhalten jeweils konkrete Beispiele, sodass diese nicht nur abstrakt formuliert sind, sondern praxisnah umgesetzt werden können.
Was sind die Aufgaben von den Gesundheitsförderern bei SEW-Eurodrive?
Kullmann: Das Gesundheitsmanagement bei SEW-Eurodrive wird von der Personalentwicklung aus geleitet und von einem Team aus relevanten Akteuren, wie Betriebsärztin, Betriebsrat und Mitarbeitern, unterstützt. Zu den Aufgaben gehören die klassische Projektkoordination sowie unter anderem das Entwickeln, Koordinieren, Steuern, Planen, Umsetzen und Kontrollieren der verschiedenen Maßnahmen. Die Zusammenarbeit der Akteure aus unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens trägt zur erfolgreichen Umsetzung des Gesundheitsmanagements bei.
Wie sieht denn ein "gesunder Arbeitsplatz" aus?
Kullmann: Ein gesunder Arbeitsplatz bietet Abwechslung - sowohl inhaltlich, als auch körperlich. Er bietet darüber hinaus Flexibilität und die Mitarbeiter werden in Arbeitsabläufe mit einbezogen. Das sind die idealen Rahmenbedingungen eines gesunden Arbeitsplatzes. Wie diese ausgestaltet werden, entscheidet jedes Unternehmen individuell. Je nach Möglichkeiten sind die Unternehmen dabei sehr kreativ, wie sie ihre Mitarbeiter gesund erhalten.
Der demografischen Wandel schreitet voran. Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Was kann ich tun, damit ich noch bis ins hohe Alter arbeiten kann?
Mechler: Sie selbst können eine Menge dafür tun. Schon alltägliche Dinge tragen dazu bei sich und seinen Körper fit und arbeitsfähig zu halten. Mit einer ausgewogenen Ernährung, ausreichend Bewegung und einem Ausgleich zu monotoner Arbeit, zum Beispiel durch Sitzunterbrechung, kann eine Menge getan werden. Aber auch ein bewusster Umgang mit Stress und dem eigenen Stressempfinden kann maßgeblich dazu beitragen, sich selbst gesund zu erhalten.
Die Fragen stellte Moritz Damm