Wer mit Smartphone oder Tablet ausgerüstet ist, dem ist diese Situation nicht fremd: Bei Zugfahrten oder in der Werbepause vor dem Fernseher geht der Griff schon mal zu einem der Technikwunder. Nicht selten flimmern dann wütende Vögel oder springende Doodler über das Display.
Die wenigsten verleitet so eine Situation allerdings zur Gründung einer eigenen Firma. Doch genau das tat Klaas Kersting - seines Zeichens Gründer der Karlsruher Gameforge und passionierter Gamer - zusammen mit Georg Broxtermann und Matthias Schindler vor etwas mehr als einem Jahr. Nun sind die ersten beiden Spiele auf dem Markt und einige weitere stehen bereits in den Startlöchern. Zeit, das junge Unternehmen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Das Spiel muss so viel Spaß machen, dass der Spieler bereit ist, dafür zu zahlen
Flaregames entwickelt mit vier Teams Spiele für Smartphones und Tablets. Bereits erschienen sind Bravesmart und Ocean Tower, dass in Kooperation mit der Pro-Sieben-Sat-1 veröffentlicht wurde. Diese und auch die noch kommenden Spiele folgen dem Prinzip des "Free-to-Play", sie sind also zunächst kostenlos. Die Herausforderung bestehe nun darin, den Nutzer so gut zu unterhalten, dass er sich entscheide, Geld auszugeben, erklärt Flaregames-Pressesprecher Gunnar Lott.
Obwohl niemand Zahlen offenlegt, gibt es zu diesem Modell eine Richtlinie: Hundert Nutzer laden das Spiel herunter, zehn Prozent davon denken darüber nach Geld auszugeben um das Spiel einfacher, besser oder schöner zu machen und wiederum zehn Prozent dieser Nutzer tun es tatsächlich. "Bei einer Million Usern lohnt sich das, also muss man groß werden - und das klappt mit einem kostenlosen Spiel." erklärt Lott.
Noch wird experimentiert und ausprobiert, mit jedem Spiel will Flaregames sich einer anderen technischen Herausforderung stellen, viele Genres und Modelle testen. Einige Regeln gibt es jedoch stets zu beachten: Interessante Steuerung, kurz angelegtes Spielprinzip und Wiederspielwert machen ein gutes Spiel aus. Abhängig von der Komplexität erblickt nach etwa sechs Monaten konzipieren, designen, programmieren und testen ein Spiel der Marke Flaregames das Licht der Welt. Verantwortlich für dessen Erfolg sind etwa fünfzig Mitarbeiter, die in den Räumen am Karlsruher Europaplatz nicht nur an neuen Spielen, sondern auch an der ständigen Verbesserung bestehender Veröffentlichungen arbeiten.
Karlsruhe - ein schwieriger Spielestandort
Das Unternehmen möchte überschaubar bleiben, ist jedoch aktuell auf der Suche nach Mitarbeitern. Dabei ist das Einstellungsverfahren laut Gunnar Lott rigoros: "Wir stellen nicht den Zweitbesten ein - wenn wir niemanden finden, der richtig in unser Team passt, dann wird lieber ein Projekt verschoben." Karlsruhe sei dabei für Spieleentwickler ein schwieriger Standort, da es weder einen großen Flughafen gibt, noch eine richtige Gamingszene wie in Hamburg oder Berlin. Trotzdem sei es aber nicht die schlechteste Stadt für so ein Unternehmen - "eine angenehme Nerd-Stadt", mit vielen Fachkräften laut Gunnar Lott.
Längerfristig will Flargames jedoch mehr als nur eigene Spiele veröffentlichen: "Der logische Weg für jeden ambitionierten Marktteilnehmer ist auch das Publishen", führt Lott aus. Neben den eigenen Spielen sollen also in Zukunft auch die Spiele anderer Unternehmen herausgebracht werden. Trotzdem wird das eigene Entwickeln, auch durch die Tochterfirma Keen Flare GmbH in Frankfurt, weiterhin zentraler Bestandteil bleiben.
Auf der diesjährigen Gamescom, die vom 16. bis 19. August in Köln stattfindet, stellt Flaregames im Business Bereich drei brandneue Games vor. Die Karlsruher wollen bis zum Ende des Jahres noch mindestens vier weitere eigene Spiele unterschiedlicher Genres auf den Markt bringen - denn die Branche schläft nicht und Flaregames will sich weiterhin hellwach den selbst gesteckten Herausforderungen stellen.