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Karlsruhe: Freie Schornsteinfeger-Wahl ab 2013: "Für den Bürger wird es teuer"

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Freie Schornsteinfeger-Wahl ab 2013: "Für den Bürger wird es teuer"

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    Ein Monopol fällt, die Kosten für die Bürger steigen.
    Ein Monopol fällt, die Kosten für die Bürger steigen. Foto: Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks/dpa/tmn

    Nun darf der Bürger Aufträge an einen Schornsteinfeger seiner Wahl vergeben. Kurz gesagt: Die freie Marktwirtschaft ist zu den schwarzen Glücksbringern durchgedrungen. Doch was zunächst gut klingt, hat nach Ansicht von Obermeister und Geschäftsführer der Schornsteinfegerinnung Karlsruhe, Jürgen Braun, mehrere Haken. Er kritisiert im Gespräch mit ka-news einerseits, dass der Eigentümer vorher auf eine Erinnerung oder Ankündigung "seines" Schornsteinfeger vertrauen konnte - sich fortan jedoch selbst um die vorgeschriebenen Kontrollen kümmern.

    Hinzu kommt: Statt Glück könnten die Schornis laut Braun ab sofort teurere Rechnungen mitbringen als zuvor. "Mit sinkenden Kosten für die Hausbesitzer ist nicht zu rechnen. Im Gegenteil - eine Monopolabschaffung bringt häufig wider Erwarten steigende Preise mit sich", so Braun im Hinblick auf längere Anfahrtswege zu den Kunden. Er berichtet auch, dass sich mit den Jahren einiges in seinem Beruf geändert habe. "Früher ist man noch von Haus zu Haus gezogen, wenn die Kehrwoche für eine Straße im Kalender stand. Das wäre heutzutage gar nicht mehr möglich." Bislang hatte jeder Bürger das Recht auf eine Anmeldung und etwa zehn Tage Zeit, in denen er einen Ersatztermin vorschlagen konnte.

    Braun berichtet auch von der Flyer-Aktion eines Kollegen. Denn mit dem neuen Gesetz und der Monolabschaffung ist der Konkurrenzkampf entfacht - Werbung kurbelt das Geschäft an. Außen vor stehen dabei abgelegene Orte auf Bergen, Inseln oder in Wäldern - wegen der langen Fahrtzeit würden sich hier, so Jürgen Brauns Erfahrung, nicht viele Schornsteinfeger um den Job reißen.

    Fachkräftemangel: Wie wird man Schornsteinfeger?

    22 Kehrmeister in Karlsruhe und 38 im Landkreis zählt die Schornsteinfegerinnung zur Zeit. "Wie in vielen Branchen haben auch wir Fachkräftemangel zu beklagen", berichtet Braun. Den Beruf des Schornsteinfegers können Absolventen jeglichen Schulabschlusses erlernen: Dabei dauert die Ausbildung 1,5 bis 3 Jahre. Nach der Gesellenprüfung folgt in der Regel die Meisterprüfung, mit der man sich um einen bestimmten Bezirk bewerben kann. Da es hierbei meist viele Kandidaten gibt, sind die Richtlinien streng.

    Die Berufung des "bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegers", wie der Bezirks-Kehrmeister ohne Monopol fortan genannt wird, gilt künftig für sieben Jahre. Dann muss man sich neu bewerben.

    Eine Neuerung des Schornsteinfegergesetzes wurde im Rahmen eines Vertragsverletzungsverfahrens von der europäischen Komission angeordnet, nachdem sich einige Bürger deutschlandweit über das Handwerk und die damit zusammenhängenden unerwünschten Besuche beschwert hatten. Im November 2008 wurde daraufhin eine Reform verabschiedet, die das bisherige Schornsteinfegergesetz ab Januar 2013 außer Kraft setzen sollte. Die alte Regelung berechtigte Schornsteinfegermeister Termine für Hauseigentümer im eigenen Bezirk anzuordnen und auf Berücksichtigung ihres Besuches zu bestehen.

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