Während laut IHK-Angaben allein 320 Ausbildungsstellen in der Region unbesetzt blieben, ist in Spanien jeder zweite Jugendliche ohne Arbeit. Um dem Fachkräftemangel in Deutschland und der Jugendarbeitslosigkeit in Spanien entgegenzuwirken, hat die IHK das Projekt gestartet. Sechs spanische Praktikanten arbeiten seither für vier Monate in der Technologieregion.
Fleißig und schnell: Ane darf in Deutschland an die Fräsmaschine
Ane Pavo hat es dabei mit einem anderen spanischen Praktikanten in den Südosten der Technologieregion verschlagen: zu E.G.O. in Oberderdingen, wo sie bis Mitte August fräsen, drehen und feilen wird. Nach einigen Wochen in Deutschland und in einem fremden Arbeitsumwelt geht es der jungen Spanierin gut, wie sie auf ka-news-Anfrage bestätigt: "Wir als Praktikanten sind in Deutschland sehr gut aufgenommen worden." Sowohl von der IHK als auch von E.G.O sei ihr ein Ansprechpartner zur Verfügung gestellt worden, um die Eingewöhnung in Deutschland zu unterstützen. Anfangs ein bisschen zurückhaltend, gewöhnt sich Ane nun mehr und mehr an die Arbeit und das Leben in Deutschland.
Nachdem Ane in Spanien vorwiegend mit dem Technischen Zeichnen beschäftigt gewesen sei, kämen nun täglich neue Dinge auf sie zu: "Die Arbeit an Maschinen wie die Fräs- oder Drehmaschine ist für mich neu. Das Arbeitsumfeld gefällt mir gut", sagt sie. Auch im Betrieb ist die Zufriedenheit mit den beiden ausländischen Praktikanten groß, wie der Vorgesetzte und Leiter des Ausbildungszentrums Achim Mergl gegenüber ka-news bekräftigt: "Sie sind fleißig und kommen schnell vorwärts." Und so arbeitet Ane an einem Handhabungsgerät aus Metall und dabei "fräsen, drehen und feilen wir die Einzelteile laut einer Anleitung. Danach werden diese Teile zusammengebaut."
Ane: "Wenn ich in Spanien eine Arbeitsstelle finde, dann möchte ich schon wieder gerne zurück"
Sprachliche Schwierigkeiten bestätigen sowohl Ane als auch Mergl. Denn trotz eines Sprachkurses, den Ane vor ihrer Ankunft in Deutschland absolviert hat, "stellt es sich mit der Sprache äußerst schwierig dar", so Mergl weiter. Aber das werde von Tag zu Tag besser, so Ane frohen Mutes. Bei der Arbeit selbst gibt es da weniger Probleme: "Die Arbeitsanweisungen verstehen wir sehr gut, da die Zeichnungen in den Plänen keine weiteren Erklärungen brauchen." Und wenn es mal hakt, kann sich Ane Hilfe bei einem Auszubildenden holen, der ebenfalls spanisch spricht.
"Wir arbeiten mit ihnen viel im praktischen Bereich und mit Lernsoftware. Abgesehen davon, versuchen wir möglichst viel auf deutsch zu machen", so der Chef von Ane weiter. Zusätzlich zum täglichen Arbeiten besuchen Ane und die weiteren Praktikanten aus Südeuropa einen Sprachkurs, der jeden Samstag in Karlsruhe stattfindet. Mit den Kollegen verstehen sich Ane und ihr spanischer Kollege "super". "Sie nehmen uns am Wochenende mit auf Veranstaltungen. So lernen wir das Leben der Jugendlichen in Deutschland direkt kennen," freut sich Ane. Ob sie jedoch nach dem Praktikum am 10. August in Deutschland bleiben und arbeiten will, weiß die 22-jährige bisher noch nicht: "Wenn ich in Spanien eine Arbeitsstelle finde, dann möchte ich schon wieder gerne zurück."
Heimatgefühle: Ane vermisst das spanische Essen
Auch ob E.G.O. Ane eventuell eine Ausbildung anbietet, steht bisher noch nicht fest. Da müsse zunächst noch abgewartet werden; von beiden Seiten, so der Leiter des Ausbildungszentrums Mergl. Bei E.G.O. sei ein solches Projekt bisher ebenfalls einzigartig, wie Mergl bestätigt. Zwar gebe es auch deutsche Bewerber für ein Praktikum, "aber wir wollen dieses Projekt der IHK unterstützen und sind bisher sehr zufrieden." Außerdem springe dabei auch etwas für die deutschen Auszubildenden heraus, die über ihren Tellerrand hinausschauen und etwas über andere Länder lernen.
Noch genießt Ane das Leben in Deutschland, auch wenn sie ihre Familie und die Freunde sowie das Essen in der Heimat vermisst. "Hier gibt es viele Gerichte mit Kartoffeln", bemängelt die Spanierin. Aber dafür entschädigen sie die schönen Landschaften in der Region, wie zum Beispiel der Schwarzwald und Gengenbach sowie Heidelberg, das die Spanier bereits besucht haben.