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Karlsruhe: Flickenteppich verhindert

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Flickenteppich verhindert

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    "Stellen Sie sich vor, sie kommen aus Landau nach Karlsruhe in die Innenstadt, um auch spät abends einzukaufen. Da wäre es doch ärgerlich, wenn jeder Händler so öffnen würde, wie es ihm passt und der Kunde größtenteils vor geschlossenen Türen steht", verdeutlicht City-Manager Sascha Binoth das Problem, vor dem Kunden und Händler in vielen anderen Städten nun stehen. Das nun gefundene Modell war der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die "Großen" und die "Kleinen" einigen konnten.

    Eine zufriedenstellende Lösung für alle gibt es nicht

    Sascha Binoth pocht auf einheitliche Ladenöffnungszeiten (Archivfoto: ka-news)

    "Es waren doch ursprünglich die unterschiedlichsten Lösungen angedacht", so Binoth. In der Tat waren einige neue Varianten der Öffnungszeiten im Gespräch - Freitag und Samstag oder Donnerstag und Freitag länger geöffnet. Keine befriedigende Situation, meint der City-Manager: "Das hätte einen Flickenteppich gegeben mit dem Niemandem gedient gewesen wäre." Das nun beschlossene Modell sei eine "einigermaßen optimale" Lösung.

    Eine Regelung, die alle restlos zufriedenstellt, wird sich wohl kaum finden lassen. Dies bezweifelt zumindest der Vorsitzende des Einzelhandelsverbands (EHV) in Karlsruhe, Ullrich Schöffler. "Es gibt hier keinen einheitlichen Willen aller Einzelhändler", so Schöffler. "Einige würden gerne rund um die Uhr geöffnet haben, anderen ist die nun jetzt gefundene Lösung schon zu viel. Man wird einfach sehen müssen, wie die Kunden das Angebot annehmen." Jeder der Händler würde es sich gründlich überlegen, bevor er umschwenkt auf längere Ladenöffnungszeiten, erklärt Schöffler.

    "Dümmliche Diskussion" der Politik

    Probleme sieht Schöffler am Donnerstagabend bei der Nutzung von Bussen und Bahnen. "Sie haben ja schon Probleme, mit dem Regionalzug spät abends noch nach Hause zu kommen", warnt er. So sieht es auch Wilfried Loske, Centermanager der Post Galerie. "Was passiert denn mit den Angestellten, die um 22 Uhr Feierabend haben und die dann mit dem ÖPNV in die umliegenden Ortschaften wollen? Teilweise fahren um diese Uhrzeit viele Busse nicht mehr." Den Geschäften in der Post Galerie ist es freigestellt, wie sie geöffnet haben: "Wenn die Kunden der einzelnen Händler das annehmen, dann dürfen diese Läden auch längere Öffnungszeiten haben."

    Die Post Galerie lässt den Ladeninhabern die Wahlfreiheit (Foto: ka-news)

    Von der Diskussion in der Politik um das Thema hält Loske wenig, "dümmlich" sei sie gar. "Aus anderen Bundesländern haben wir erfahren, wie das dort läuft. In Darmstadt wurde der lange Donnerstag zum Beispiel wieder abgeschafft, weil er nicht wie erhofft angenommen wurde", berichtet der Centermanager, "was ist denn mit den Öffnungszeiten der Ämter? Die haben donnerstags nicht länger geöffnet. Es ist eine Unverschämtheit der Politik, dies nun von den Händlern einfordern zu wollen."

    Steht ein tariflicher Flickenteppich bevor?

    Die Gewerkschaft Verdi betrachtet die neue Regelung mit Skepsis. In Stuttgart wie Karlsruhe ist man sich bei Verdi sicher, dass es auch gereicht hätte, bis 21 Uhr geöffnet zu haben. Und auch dann müsste den Angestellten mehr Lohn gezahlt werden. Nach dem Tarifvertrag wird ab 20 Uhr ein 50-prozentiger Aufschlag auf den Lohn fällig. Nur dann rechnen sich die längeren Öffnungszeiten für die Händler nicht mehr. Wohl auch deshalb hat der Einzelhandelsverband HDE den Manteltarifvertrag Ende 2006 aufgekündigt. In Baden-Württemberg läuft er zum 31. März 2007 aus. Und dann sinnen die Kaufhäuser und großen Unternehmen auf hausinterne Vereinbarungen mit den Angestellten, die schon jetzt unter Druck gesetzt werden würden. Der Flickenteppich bei den Öffnungszeiten konnte von den Unternehmen verhindert werden, der Flickenteppich in den tariflichen Vereinbarungen steht aber scheinbar erst noch bevor.

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