Das Internet in Deutschland muss schneller werden! So lautet immer wieder eine zentrale Forderung an die Politik. Deshalb startete der Bund vor Kurzem einen bundesweiten Netzausbau für schnelleres Internet. Bis 2018 wollte die alte Bundesregierung flächendeckend Breitband anbieten. Diesen Plan hat die neue Große Koalition inzwischen verworfen und sich ein neues Ziel gesetzt: Bis 2025 soll die bundesweite IT-Infrastruktur soweit sein, dass alle Bundesbürger schnelles Internet nutzen können.
Die Region Karlsruhe gilt als Hochburg der IT-Wirtschaft. Mit rund 30.000 Arbeitsplätzen und 4.200 Unternehmen untermauert Karlsruhe seinen Ruf als Technologie-Region und wichtiger Arbeitsstandort für die Informatik-Branche. Dabei decken die Unternehmen mit Sitz in der badischen Hauptstadt alle denkbaren Subbranchen von Game-Entwicklung über Unternehmenssoftware bis hin zur IT-Sicherheit ab. Weiter hat die Stadt aktuell rund 9.000 Informatik-Studierende an den Hochschulen und Universitäten.
Eine Arbeitsgruppe der Initiative Karlsruhe.Digital, zu der auch die Firmen 1&1, Deutsche Telekom und Unitymedia zählen, hat sich im Mai 2017 mit dem Thema IT-Infrastruktur in Karlsruhe befasst und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Versorgung der großen Unternehmen bereits gut ist. Auch der aktuelle Breitbandatlas stellt Baden-Württemberg und auch Karlsruhe ein gutes Zeugnis aus. Im Stadtgebiet als auch im Landkreis können knapp 90 Prozent mit einer Bandbreite von über 50 Mbits surfen.
Karlsruher Großunternehmen zeigen sich zufrieden
Diesen O-Ton bestätigen einige Karlsruher Unternehmen auch auf ka-news-Nachfrage. Für die Fiducia & GAD IT AG ist der Breitbandausbau in der Region kein Thema. "Als IT-Dienstleister für Volksbanken und Raiffeisenbanken sind wir selbstverständlich gut versorgt. Wir haben ausreichend Bandbreite für unser Tagesgeschäft", erklärt Unternehmenssprecher Daniel Meyering gegenüber ka-news.
Ähnlich zufrieden zeigen sich auch andere Unternehmen mit dem Standort Karlsruhe: "Wir bei dm sind mit den Bandbreiten und Möglichkeiten in Karlsruhe zufrieden. Es gibt verschiedene Anbieter, die uns gerade bei der Erschließung des Geländes für die neue dm-Zentrale in Durlach unterstützt haben. Beim Ausbau der Infrastruktur sind wir auf starke Partner angewiesen. Das Angebot in Karlsruhe ist im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland schon sehr gut", betont der IT-Geschäftsführer der Karlsruher Drogeriekette, Roman Melcher.

Auch der Energiedienstleister EnBW zeigt sich mit der Breitbandversorgung sehr zufrieden. "Hier leistet unsere Tochter NetCom BW als Provider erstklassige Arbeit", erklärt ein Unternehmenssprecher. Auch der Technologie-Riese Siemens ist mit dem Standort Karlsruhe zufrieden. "Für unsere Businessanwendung haben wir eine Standleitung zu einem Knotenpunkt an den alle Siemens-Standorte angebunden sind", erklärt ein Unternehmenssprecher.
Diese Standleitung habe im Vergleich zu einem DSL-Anschluss ein Vielfaches an Bandbreite, was für die Größe des Standortes auch nötig sei. Wenn noch höhere Bandbreiten benötigt werden, kann die Siemens nach eigenen Angaben bei seinem Dienstleister erhöhen.
Nachholbedarf bei Haushalten
Bei Kleinunternehmen und Privathaushalten, gerade im Landkreis, besteht hingegen Verbesserungsbedarf. Zuhause surft man meist noch langsamer, was sich aber auch ändern soll: "Die Privathaushaltsversorgung mit breitbandigem Internetanschluss gewinnt zunehmend auch im Buisness-Umfeld durch den Ausbau von Home-Office-Strukturen an Bedeutung", erklärt die Stadt auf ka-news-Nachfrage.
Feststellen lasse sich auch, dass die Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen in Privathaushalten und Kleinbetrieben gering ist. Die ersten Ergebnisse der Arbeitsgruppe wurden dem Aufsichtsrat Stadtmarketing Mitte 2016 vorgestellt. Laut Stadtverwaltung ist die Arbeitsgruppe IT-Infrastruktur gerade dabei, erforderliche Maßnahmen und Schritte zu definieren um die Breitbandversorgung weiter auszubauen. Zwar sei eine flächendeckende Versorgung mit Glasfasetranschlüssen wünschenswert, gleichzeitig allerdings auch mit hohen Kosten verbunden. Mit dem Land Baden-Würrttemberg steht man nach eigenen Aussagen in regelmäßigem Austausch um die Digitalisierungsstrategie voran zu treiben.
Bedarf lässt sich nicht schnell genug decken
Das Hauptproblem ist laut Marc Mühleck von der IHK in Karlsruhe nicht die Breitbandversorgung an sich. Sondern eher, dass der Bedarf nicht schnell genug abgedeckt werden kann. "Generell lässt sich sagen, der Bedarf steigt schneller als der Ausbau."
Eine gute IT-Infrastruktur mit Breitband ist der Standortfaktor Nummer 1 für technologieorientierte Unternehmen wie sie in Karlsruhe häufig zu finden sind. Politisches Ziel sollte die flächendeckende Versorgung – auch des ländlichen Raums – mit Glasfaser-Infrastruktur bis an die Gebäude heran (FTTB) oder in das Gebäude (FTTH) sein. Vorrangig ist eine Anbindung aller Gewerbegebiete, Unternehmens- und Gewerbestandorte und wesentlichen sozioökonomischen Treiber wie Schulen, Rathäuser, Bibliotheken, oder Krankenhäuser.

Gerade in der Region Karlsruhe wurde der Bedarf an schnellem Internet erkannt. Sowohl im Landkreis Karlsruhe, wie auch im Landkreis Rastatt sind Initiativen dazu entstanden. Es ist jedoch zu beobachten, dass der Ausbau nicht mit dem steigenden Bedarf mithalten kann. Glasfaser muss noch schneller zu den Unternehmen gelangen, erklärt der IHK-Experte. Tatsächlich ist in ähnlich großen Städten, etwa Bonn oder Mannheim, der Zugang zu Surfgeschwindigkeiten von über 50 Mbits pro Sekunde etwas höher als in Karlsruhe. Im Stadtkreis liegt die Breitbandverfügbarkeit laut Breitbandatlas für mehr als 50 Mbits pro Sekunde aber bei 89 Prozent.
In Karlsruhe surft man bereits überdurchschnittlich hoch
In einer Gemeinderatssitzug im Mai 2015 forderte die Kult-Fraktion bereits eine flächendeckende Breitbandversorgung mit bis zu 100 Megabit pro Sekunde durch Glasfaserkabel bis zum Jahr 2020. In seinem Verbraucheratlas listet der Vergleichsdienstleister Verivox Karlsruhe mit einer Übertragungsrate von 71 Mbits pro Sekunde auf den vorderen Rängen in Deutschland.
Damit liegt die Fächerstadt aber noch immer deutlich hinter den von der Kult geforderten 100 Mbits. Im Vergleich surft der Karlsruher damit aber durchschnittlich 70 Prozent schneller als der Münchner. Auch das Magazin Spiegel kommt in einem Vergleich zu der Erkenntnis, dass Internetnutzer in der Fächerstadt überdurchschnittlich schnell im Netz surfen.